Viersen Lustwandeln im Park der Inspiration

Viersen · Beim Spaziergang im Park rund um das Atelier van Eyk lassen sich Kunst, Natur und eine alternative Lebensweise entdecken

Es gibt Orte, die wirken wie verzaubert. Und wenn noch, wie es gestern war, ein zarter Schleier aus Raureif über diesen Orten liegt, dann ist der Zauber perfekt. Der auf dem Gelände des ehemaligen Fliegerhorstes Venloer Heide in Nettetal-Leuth ist ein solcher Ort.

22.500 Quadratmeter groß ist der Park, in dem der 1911 geborene Keramiker und Bildhauer Anton van Eyk mit seiner ein Jahr jüngeren Frau, der Künstlerin Dorothea van Eyk, lebte. Es ist ein verwunschener Fleck, in dem - und ja, so etwas ist möglich - die Ideen seiner früheren Bewohner, ihre Verbindung zur Natur und Begeisterung für Kunst in allen Ecken spürbar, nahezu greifbar sind. Man kann sich verlieren in diesem Park, wenn man sich treiben lässt. Wege sind viel mehr angedeutet als ausgebaut. Ein Abstecher zu der einen oder anderen verlockenden Stelle hinter einem Baum oder einem Strauch, wo irgendetwas hervorlugt, das untersucht werden möchte, reizt den Spaziergänger.

Und irgendetwas lugt immer hervor, denn Anton und Dorle van Eyk haben diesen Ort geprägt: mit ihrer Kunst und ihrer Lebensweise. Da begegnet man dem alten Wohnwagen, dessen ehemals farbenfrohe Bemalung von Dorle van Eyk langsam verblasst. Und stünde die Tür offen, könnte man einen Blick in den Wohnwagen werfen, in dem das Ehepaar viele Jahrzehnte gelebt hat. Ihre ursprünglichen Pläne, den Park mit einem Wohnhaus und Werkstätten zu bebauen, um einen Ort zu schaffen, an dem sie und andere junge Künstler würden leben und arbeiten können, wurden von der Bürokratie durchkreuzt. Also lebten die van Eyks von 1976 an bis an ihr Lebensende (Dorothea van Eyk starb 1995, Anton van Eyk 2004) in ihrem Wohnwagen, ohne fließendes Wasser, ohne Strom, ohne all die vermeintlichen Annehmlichkeiten, die die Zivilisation bereithält. Heute würde man sie Aussteiger nennen. Die van Eyks lebten in äußerster Bescheidenheit. Das Grundstück, das sie pflegten und bepflanzten, ihre Tiere, der Partner - das war ihnen genug. Und die Kunst, natürlich.

Der Bildhauer van Eyk modellierte Tier- und Menschenfiguren: ganz kleine, aber auch auffällige, große. Gleich am Eingang des Ateliers findet sich ein Wachhund, von dem man sich aber nicht abschrecken lassen sollte. Ein wenig verborgen, am Ende eines schmalen Pfades, ragt eine lebensgroße Frauenplastik auf. Davor ein Stein, auf dem der Besucher Platz nehmen und die Plastik betrachten kann. Hier saß Anton van Eyk oft und erinnerte sich an seine Frau, zu deren Erinnerung er die Plastik geschaffen hat. Eine schöne, harmonische Frauenfigur ist sie - ganz im Gegensatz zu dem "Homo 2000", auf den man an einer kleinen Lichtung im Park trifft. Er ist hässlich, seine Nacktheit notdürftig verhüllt. So sah van Eyk den Menschen, der keine Werte mehr kennt. Eine alte Frau aus Leuth, die immer vor ihrem Haus saß, inspirierte van Eyk zu einer weiteren Frauenfigur.

Die Kunst begleitet den Besucher ebenso wie die philosophischen Ideen des Bildhauers: Im Gebüsch versteckt sich eine fahrbare Tonne. Frei nach Diogenes sinnierte van Eyk darüber, ob man nicht mit einer solchen Tonne in die Großstadt ziehen und darin wohnen könne.

Wilhelmina Spolders-Sampers, die das Atelier seit 2001 führt, verwaltet das künstlerische Erbe des Künstlerpaares van Eyk. Sie setzt deren Pläne in verschiedenen Ausstellungen und Workshops um.

(RP)
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