Viersen Macbeth als Puppenspiel

Viersen · Das Nürnberger Puppentheater "Thalias Kompagnons" zeigte einen vergnüglichen "Macbeth für Anfänger" auf der Bühne der Viersener Festhalle.

Ob seine Art, mit Shakespeare umzugehen, nicht doch etwas zu respektlos sei, wird Tristan Vogt gelegentlich gefragt. Der Puppenspieler ist nach der "Zauberflöte" im vergangenen Jahr jetzt mit "Macbeth für Anfänger" in der Festhalle zu Gast, und er sieht es eher umgekehrt. Nicht museal gehe man beim Nürnberger Puppentheater "Thalias Kompagnons" mit Shakespeare um. Vielmehr wolle man etwas vom ursprünglichen "Überraschungsgeist" des genialen britischen Autors erhalten.

Der Zugang zu Shakespeares Tragödie, in der aus persönlichem Ehrgeiz fürchterlich gemordet wird, wird nach "Macbeth all'improvviso" von Gigio Brunello und Gyula Molnàr auf eine höchst originelle, witzige Art und Weise gefunden.

Zuerst trat der einzige menschliche Akteur der Vorstellung, Puppenspieler Tristan Vogt, vor die Kasperle-Bühne und kündigte an, dass man mit den Proben von "Macbeth" nicht fertig geworden sei und stattdessen auf ein bewährtes Repertoire-Stück mit dem Titel "Die gestohlene Geburtstagstorte" zurückgreife.

Das war natürlich nur ein Gag. Aber dieser ermöglichte eine raffinierte Aufspaltung der Handlung. Für den Zuschauer entwickelten sich die Puppen zu denkenden und selbstständig handelnden Personen, und deren Aktionen spielten sich auf drei Ebenen des Bewusstseins ab.

Die tradierten Kasperle-Puppen spielten ihre Rolle als Kasper, Krokodil, Prinzessin, Briefträger, Großmutter und Seppl. Aber sie handelten auch als reale Subjekte, die mit dem Puppenspieler haderten, weil sie sich mit ihm nicht über die Besetzung der Rollen in "Macbeth" einigen konnten.

Dann spielten sie - versetzt mit Shakespeare-Zitaten - den "Macbeth" auf eigene Faust. Da gab es dann Tote und bei den Überlebenden ein schreckliches Erwachen über das, was sie angerichtet hatten.

Tristan Vogt ließ die Puppen mit faszinierender Virtuosität und einem Maximum an Unterhaltungswert agieren. Großartig, wie die Puppen von ihm bewegt wurden!

Zusätzlich sorgte er mit gekonnter Dialekt-Imitation für Amüsement. Seppl sprach bayrisch, das Krokodil ostpreußisch und der Briefträger sächsisch.

Eine so subtile Aufführung verträgt keinen großen Saal. Deshalb war es eine gute Lösung, ansteigende Stuhlreihen auf der Bühne der Festhalle zu installieren und so das intime Ambiente eines Kammertheaters zu schaffen.

Das Puppentheater gehört inzwischen fest zum Viersener Kulturprogramm, und das ist auch gut so. In den vergangenen Jahren waren immer wieder viele hervorragende Aufführungen zu sehen. Shakespeares Tragödie "Macbeth" in diesem Jahr gehört mit dazu. Das Publikum war begeistert.

(-tr)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort