Viersen McDonald's krempelt seine Filialen um

Viersen · 21 Filialen betreibt die Franchisenehmer-Familie Froitzheim in der Region - sie alle werden bis 2019 für jeweils mehr als 500.000 Euro zu "Restaurants der Zukunft" umgebaut. Auch auf die 1000 Mitarbeiter kommen Umstellungen zu.

 Tim Seibert, Operations Controller im McDonald's-Servicecenter Froitzheim, zeigt eines der neuen digitalen Bestellterminals mit Touchscreen in der Anfang des Monats wiedereröffneten Wickrather Filiale.

Tim Seibert, Operations Controller im McDonald's-Servicecenter Froitzheim, zeigt eines der neuen digitalen Bestellterminals mit Touchscreen in der Anfang des Monats wiedereröffneten Wickrather Filiale.

Foto: Jörg Knappe

Es ist lange her, dass das "Goldene M" alleinige Verheißung am Burger-Himmel versprach. Heute sprießen an allen Ecken hippe Lokale aus dem Boden, die extravagante Fleisch-Brötchen-Kombinationen zu oft gesalzenen Preisen feilbieten. Das ist aber gar nicht so sehr die Konkurrenz, die dem Platzhirschen McDonald's Sorgen bereitet. "Härter trifft uns, dass heute jede Tankstelle Convenience-Produkte anbietet", sagt Tim Seibert, Unternehmenssprecher von McDonald's Froitzheim. Ob kleine To-Go-Supermärkte neben der Zapfsäule oder Bäckereien, die ihr Sortiment ausweiten - den schnellen Happen für zwischendurch gibt es heute fast überall. Und daher muss selbst McDonald's, das große Schlachtschiff der Systemgastronomie, seinen Kurs wechseln.

Die Mönchengladbacher Franchisenehmer-Familie Froitzheim, die in der Vitusstadt, Neuss, Grevenbroich, Niederkrüchten, Nettetal, Dormagen, Düsseldorf, Viersen und Jüchen insgesamt 21 Filialen betreibt, ist dabei vorne mit dabei. "Wir investieren mehr als eine halbe Million Euro in den Umbau jeder Filiale", sagt Seibert. Den Auftakt machte die Niederlassung Neuss-Sperberweg, in Viersen (Freiheitsstraße) wurden jüngst 600.000 Euro verbaut, Anfang des Monats ist die Filiale in Wickrath fertig geworden, aktuell wird die am Rahracker modernisiert. Sie soll am 11. Mai wiedereröffnet werden. "Für den Umbau sind die Filialen jeweils für 14 bis 18 Tage geschlossen", sagt Seibert. Auch das zeigt, dass der Kurswechsel ein größerer ist. Bis 2019 sollen alle 21 Niederlassungen nach dem "Restaurant der Zukunft"-Konzept umgebaut worden sein. Und wie sieht das aus? Neu sind digitale Bestellterminals im Eingangsbereich, auf denen man das gesamte Angebot durchforsten, Bestellungen aufgeben und mit EC-Karte bezahlen kann. Bestellung und Abholung am Tresen werden räumlich getrennt. Die Möglichkeit, Sonderwünsche zu verwirklichen, wird ausgebaut, das Essen also individueller. Zudem kann man es sich an den Tisch bringen lassen, der Kunde wird dabei über Bluetooth-Tokens geortet. Eine neue Gourmetlinie ("Signature Collection") wird eingeführt, die Optik der Lokale heller und offener gestaltet ("Lobbydesign"), auch im Kinderbereich gibt es Neuerungen. Und: Durch die Umstellung der Produktionslinie wird ausnahmslos jede Bestellung erst dann zubereitet, wenn sie aufgegeben wurde - die "Heißhalterutschen" gehören damit der Vergangenheit an. Für die Mitarbeiter bedeutet das einen ziemlichen Schulungsaufwand. "Der Job ist plötzlich ein ganz anderer", sagt Seibert.

In einem späteren Schritt soll die Bestellung per App ermöglicht werden. Auch hier hatte McDonald's die Entwicklungen etwas verschlafen, rutschte in der Wahrnehmung der jungen Zielgruppe ab - und antwortet darauf mittlerweile mit starker Digitalabteilung und Werbeformaten mit Youtube-Stars und TV-Sternchen. "Wir waren da noch von der alten Schule, aber da muss man mitgehen", so Seibert. "Auch wenn wir uns prinzipiell nicht neu erfinden mussten, nur unsere Kernkompetenzen besser ausspielen."

Rund 1000 Mitarbeiter beschäftigt Froitzheim in der Region; davon rund 100 in der Verwaltung sowie 40 Auszubildende - und eine dual Studierende. "Wir beschreiten auch hier neue Wege, weil es zunehmend schwierig wird, Azubis zu finden", sagt Seibert. Auch für den Ausbildungsstart am 1. August oder 1. September suche man noch "händeringend". Er stellt dabei die Bedeutung von Familienunternehmen als Arbeitgeber heraus: "Hier stehen Menschen hinter, nicht Investoren" - ein kleiner Seitenhieb auf die Konkurrenz auf dem klassischen Burger-Markt. Und der Vorteil einer Franchiseunternehmung mit mehreren Restaurants? Der liege, neben Zentralisierungs- und Synergieeffekten, etwa darin, dass man die Mitarbeiter bei umbaubedingten Schließungen auf andere Restaurants verteilen kann. "Was meinen Sie, was sonst losgewesen wäre, als 2012 nach der Massenkarambolage die A 57 vor unserer Dormagener Filiale so lange gesperrt war?"

Das Franchise von Reiner Froitzheim startete 1979 in Aachen, eröffnete kurz darauf in Rheydt die erste Filiale in Gladbach. Die umsatzstärkste ist - trotz sechs Niederlassungen alleine in Düsseldorf - die am Gladbacher Hauptbahnhof (Rahracker). Bundesweit, etwa auch in Koblenz und Berlin, gibt es drei weitere Franchisenehmer namens Froitzheim; sie sind verwandt, arbeiten aber operativ unabhängig.

(tler)
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