Viersen Mehr Chancen für ältere Arbeitslose

Viersen · Die Arbeitslosenzahlen sind im Januar gestiegen - laut der Agentur für Arbeit ist dies typisch für den Monat. Besonders ältere Menschen sind häufig betroffen. Die Arbeitsagentur will sie nun besonders fördern.

 Gudrun Pleunes hat trotz ihres Alters eine Stelle beim Anwalt Stefan Vogels (2.v.l.) gefunden. Das freut Dirk Stangfeld von der Agentur für Arbeit.

Gudrun Pleunes hat trotz ihres Alters eine Stelle beim Anwalt Stefan Vogels (2.v.l.) gefunden. Das freut Dirk Stangfeld von der Agentur für Arbeit.

Foto: Busch

Dirk Strangfeld, Vorsitzender der Geschäftsführung der Agentur für Arbeit für Krefeld und den Kreis Viersen, spricht von Zahlen, die nicht überraschen würden, sondern mit denen man aufgrund des typischen Kündigungstermins und des zum Jahresende stattfindenden Auslaufs vieler befristeter Verträge vielmehr gerechnet habe. Die Rede ist vom Anstieg der Arbeitslosenzahlen zum Jahresbeginn. Aktuell werden im Bezirk der Agentur für Arbeit Krefeld 7066 Menschen von der Arbeitsagentur betreut. Das sind 652 mehr als im Vormonat, jedoch 428 weniger als im Januar vergangenen Jahres. Insgesamt sind 16.822 Arbeitslose in der Betreuung der Jobcenter Krefeld und Kreis Viersen. Das sind 652 Personen mehr als im Dezember, aber 82 weniger als im gleichen Monat 2015.

Insgesamt liegt die Arbeitslosenquote bei 8,6 Prozent. Ohne Krefeld steht der Kreis Viersen allerdings besser da. Die Quote bewegt sich bei 6,9 Prozent für das gesamte Kreisgebiet. Wobei Kempen, Tönisvorst und Grefrath mit 5,4 Prozent die niedrigste Quote und Viersen, Niederkrüchten, Willich und Schwalmtal mit 7,5 Prozent die höchste Quote haben. 7,4 Prozent sind es in Nettetal und Brüggen. Einen großen Anteil haben da Menschen ab 50 Jahren (50plus) aus. In Kreis Viersen stellen sie 36,1 Prozent der Arbeitslosen. Strangfeld kennt die Bedenken der möglichen Arbeitgeber. "Viele fragen sich, wie aktuell das Wissen dieser Personengruppe ist und ob sie gesundheitlich in der Lage sind, sich den Anforderungen zu stellen."

Elmar Kern vom Arbeitgeber-Service sagt: "Der handwerkliche Bereich hat es da eindeutig schwerer. Wer älter ist, findet schlechter eine neue Beschäftigung als zum Beispiel Dachdecker oder Bauarbeiter." Dass es auch anders geht, zeigt die Viersener Rechtsanwaltskanzlei Vogels. Stefan Vogels hat sich bei der Besetzung einer Stelle im Sekretariatsbereich für eine 50plus-Arbeitnehmerin entschieden. "Die Erfahrung der älteren Kollegen ist durch nichts aufzuwiegen", betont der Anwalt. Bevor er sich selbstständig machte, musste er feststellen, dass ältere Mitarbeiter oftmals aussortiert würden. Als Vogels jetzt auf die Suche nach einer Mitarbeiterin ging und mit der Agentur für Arbeit Kontakt aufnahm, stellte er direkt klar, dass auch jemand über 50 Jahren in seiner Kanzlei gerne gesehen sei. "Wir haben viele ältere Mandanten, die lieber von jemandem in ihrem Alter angesprochen werden. Und in unser IT-System muss sich jeder einarbeiten, das Alter spielt keine Rolle", sagt Vogels. In Sachen Computer war Gudrun Pleunes gut vorbereitet. Als sich die Rechtsanwaltsfachangestellte im April vergangenen Jahres arbeitssuchend meldete, konnte sie direkt einen Computerkurs besuchen. Im Juli klappte es mit der Bewerbung bei der Kanzlei. "Ich hatte Sorgen, dass ich aufgrund meines Alters nicht mehr genommen werden würde", sagt die 58-Jährige. Doch diese Sorge war unbegründet, wie sie feststellen konnte. Vogels ist sich indes sicher, dass er eine gute Mitarbeiterin gefunden hat, die "hoffentlich bis zur Rente bei uns bleibt", wie er bemerkt.

(tref)
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