Schwalmtal Meisterkursus Gesang startet in Waldniel

Schwalmtal · Professor Thomas Heyer und Pianist Klaus Bernhard Roth gaben ein Dozentenkonzert im Bürgerhaus

"Du meine Seele, Du mein Herz", so beginnt das Schumann-Lied "Widmung", mit dem der funkelnde, mehr als raumfüllende Tenorglanz Thomas Heyers das Publikum im gut besetzten Bürgerhaus in Waldniel sogleich gefangen nahm. Dem Professor an der Frankfurter Musikhochschule war der Stress der vergangenen Tage nicht anzumerken - war er doch gerade erst aus dem polnischen Krynica zurückgekommen, wo er zu Ehren des vor einhundert Jahren verstorbenen berühmten polnischen Sängers Jan Kiepura einen Meisterkursus zu halten die Ehre hatte.

Mit Robert Schumann ging es weiter beim Dozentenkonzert - "Die Lotusblume", "Am leuchtenden Sommermorgen" und vor allem die "Mondnacht" verlangen neben strahlkräftiger Stimmschönheit auch fein austarierte Pianopassagen, die vor allem beim letztgenannten Lied berückend gelangen. Gerade hier zeigte Klaus Bernhard Roth seine erlesene Anschlagskultur und sein poesievolles Mitgestalten am Instrument. Dieser Pianist ist ein beredtes Beispiel dafür, wie man als Begleiter exzellente Interpretation und technisches Vermögen fast "nebenbei", und dennoch unverzichtbar beizusteuern vermag. Dafür durfte Roth dann auch in zwei Intermezzi solistisch glänzen - zunächst mit Johannes Brahms (Stücke aus op.118 und op.39) und im zweiten Teil des Konzertes mit fünf lyrischen Stücken von Edvard Grieg, die in ihrer Gegensätzlichkeit besonders fesselten.

Heyers Domäne ist unstreitig der große Ton - so hat er sich selbst drei Lieder geschrieben (Roth begleitete aus handgeschriebenen Noten). Es sind wunderschöne, durch und durch romantische Miniaturen - zwei Liebesgedichte und die Vertonung des Rilke-Textes "Ich lebe mein Leben in wachsenden Ringen". Vom "Meister des romantischen Impressionismus", dem Österreicher Joseph Marx (1882-1964), erklangen "Selige Nacht", das eindringliche "Marienlied" und "Hat Dich die Liebe berührt". Diese voller Inbrunst gestalteten Gesänge waren die passende Hinführung zum Höhepunkt des Nachmittags - zu Liedern von Richard Strauss, bei dem der Tenor in seinem Element war.

Was sollte man mehr bewundern - die "Heimliche Aufforderung", die großartig gesteigerte "Nacht" oder die gelungene "Zueignung"? Das Publikum war begeistert und bekam die ersehnten Zugaben, wobei es sich nicht nur bei "O sole mio" zu frenetischem Applaus hinreißen ließ. Heyer lud ein zu den Singstunden (Dienstag, Mittwoch, Freitag, jeweils von 17 bis 19 Uhr im Bürgerhaus, Markt 20), und zum Abschlusskonzert am Samstag, 19 Uhr.

(oeh)
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