Viersen Mercedes-Tuner macht "das Perfekte ein bisschen besser"

Viersen · Der gelernte Schaufensterdekorateur Manfred Heidacker aus Viersen veredelt Mercedes-Autos. Seine Kunden sitzen in aller Welt und schätzen das handwerkliche Geschick des Tüftlers.

 Manfred Heidacker präsentiert einen Mercedes SLS. Der Wagen ist noch unberührt, wird von "MH-Dezent" mit anderen Felgen, Anbauteilen und Interieurveredlungen ausgerüstet.

Manfred Heidacker präsentiert einen Mercedes SLS. Der Wagen ist noch unberührt, wird von "MH-Dezent" mit anderen Felgen, Anbauteilen und Interieurveredlungen ausgerüstet.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Er verbringt viel Zeit unter Autos, befestigt Sportauspuffanlagen aus Edelstahl, montiert hochglänzende Felgen, passt Schweller und Frontschürzen aus teurem Carbon an — doch als klassischen "Schrauber" sieht sich Manfred Heidacker nicht. Der Begriff "Handwerker" gefällt ihm besser. Denn handwerkliche Qualität ist ihm wichtig, handwerkliches Geschick ist ihm gegeben. Manfred Heidacker veredelt Autos der Marke Mercedes — Autos, die nicht selten so viel kosten wie eine Eigentumswohnung. "Das Perfekte noch ein bisschen besser zu machen, ist das, was mir gefällt", sagt der 58-Jährige.

"Kreativität liegt mir im Blut"

Kunden aus aller Welt kaufen die Produkte des kleinen Unternehmens an der Krefelder Straße in Viersen, das sich in einem unscheinbaren Gebäude befindet. Passend dazu der Name der Firma: MH-Dezent. Ob Heidackers selbst entworfene Felge "MH-700" wirklich als dezent oder doch recht auffällig empfunden wird, ist Geschmacksache. Die ebenso selbst entworfenen und in seiner Manufaktur gefertigten Anbauteile aus Glasfaser oder Carbon bedürfen aber schon des Blickes eines Kenners, so harmonisch fügen sie sich in das Design der edlen Automobile.

"Kreativität liegt mir im Blut", sagt der Chef von drei Mitarbeitern, dessen Werdegang etwas holprig begann: "Meine Eltern haben mich aufs Gymnasium geschickt, aber das Pauken lag mir nicht, ich wollte mich ausleben." Die Schule beendete er also mit der Mittleren Reife und machte danach eine Lehre zum Schauwerbegestalter. Die Liebe zum Detail war in diesem Beruf schon wichtig, und hier sammelte er erste Erfahrungen mit dem Werkstoff Glasfaser — beim Bauen eigener Schaufensterpuppen. Heutzutage tüftelt Heidacker mit diesem und anderen Materialien an Anbauten für Mercedes-Modelle, egal, ob Limousinen, Cabrios oder Geländewagen. "Mittlerweile bieten die Autohersteller selbst viele Individualisierungsmöglichkeiten", sagt Heidacker, der daher oft nur Kleinigkeiten verändert und beispielsweise Tagfahrleuchten in die serienmäßige Frontschürze integriert.

Seit 1982 selbstständig

"Der Hang zum Automobil war schon als junger Mann da, Mercedes ist meine Leidenschaft", sagt Heidacker, der mit 18 Jahren einen 190 DC, die "kleine Heckflosse", von seinem Vater geschenkt bekam und diesen mit den Felgen eines Mercedes 300 SEL 6.3 ausstattete. Viele Autos gingen in den Folgejahren durch seine Hände, wurden von ihm in seiner Freizeit (er arbeitete mit seiner Schwester zusammen weiterhin als Schaufensterdekorateur) umgebaut und weiterverkauft — und die Nachfrage wurde immer größer. Er tat sich sogar mit einem Bootsbauer zusammen und steckte viel Geld in die Entwicklung von Aerodynamikteilen für Autos.

1982, mit 27 Jahren, beschloss Heidacker schließlich, sich selbstständig zu machen, und gründete die Firma MH-Dezent. Sein erstes Produkt waren die "SEC-Hauben". Viele Mercedes-Fahrer wollten die Motorhauben des großen Coupés mit dem breiten Kühlergrill und dem großen Mercedes-Stern in der Mitte auch für ihre Limousinen haben. Heidackers Geschäft nahm Fahrt auf, hinzu kamen bald selbst entworfene Front- und Heckschürzen sowie Seitenschweller. Selbst entworfene Alufelgen folgten Anfang der 90er-Jahre. Auch hier achtet Heidacker auf die Details: "Die Autos haben oft hässliche Bremsanlagen, auf die man nicht schauen möchte, deswegen sind meine Felgen recht geschlossen", sagt Heidacker. Ende der 90er entwickelte er Felgen mit Edelstahlbetten. Die glänzen kräftig, sind im Gegensatz zu Rädern aus Aluminium aber sehr hart — und verzeihen auch schon mal einen Bordsteinrempler.

Inzwischen hat sich die Firma auf Individualumbauten spezialisiert. Der Kunde erhält neben Felgen, einer Sportauspuffanlage (sie machen laut Heidacker rund 70 Prozent des Umsatzes aus) und Anbauteilen auch auf das Gesamtkonzept des Fahrzeugs abgestimmte Interieurveredlungen. Dann passen die Innenraumleisten zum Heckdiffusor aus Carbon.

Die Teile montiert er am liebsten selbst. "Das ist mir wichtig. Ich weiß, was ich will. Deswegen geht's schneller, als wenn ich das einen Mitarbeiter machen ließe."

(RP)
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