Schwalmtal Messdiener-Not: Pfarrer fragt jetzt Erwachsene

Schwalmtal · Weil Kinder und Jugendliche oft wenig Zeit haben, geht ein Pfarrer in Schwalmtal einen ungewöhnlichen Weg: Er hofft auf Erwachsene, die Freude daran haben, im Gottesdienst und bei Beerdigungen zu helfen

 Die Kleidung ist da, jetzt fehlen nur noch die erwachsenen Messdiener. Pfarrer Thorsten Aymanns freut sich auf Unterstützung.

Die Kleidung ist da, jetzt fehlen nur noch die erwachsenen Messdiener. Pfarrer Thorsten Aymanns freut sich auf Unterstützung.

Foto: Busch

Mittwochs wird im Altenheim St. Michael in Waldniel ein Gottesdienst gefeiert. Start ist um 16.30 Uhr. Freitags findet ein Gottesdienst im "Schwalmtaldom", in der Kirche St. Michael in Waldniel, statt. Beginn ist um 15 Uhr. Beide Termine sind für viele Kinder und Jugendliche, die sich als Messdiener in Schwalmtal engagieren, oft kaum zu schaffen. Der Ganztagsbetrieb an vielen Schulen und Hobbys sorgen auch bei den Kindern für volle Terminkalender. Immer häufiger steht Pfarrer Thorsten Aymanns allein am Altar. Und das will er nicht mehr. Er sucht jetzt Erwachsene, die ihn als Messdiener unterstützen möchten.

Die Idee dazu hatte Heinz-Theo Niehsen. Er steht schon bereit, um dem Pfarrer künftig als Messdiener immer dann zur Seite zu stehen, wenn die Kinder und Jugendlichen keine Zeit haben. Niehsen hofft auf Mitstreiter und ruft Erwachsene dazu auf, sich zu melden. Ob die Freiwilligen früher Messdiener waren oder nicht, ob sie aus Schwalmtal stammen oder zugezogen sind, spielt keine Rolle. Auch Frauen, die gern Messdienerin gewesen wären, es früher aber nicht durften, sind willkommen. Und wer nicht mehr weiß, was wann im Gottesdienst zu tun ist, erhält Hilfe. An Theorie und Praxis lässt sich arbeiten. "Wir gucken erst mal, wer sich meldet und wozu die Leute Lust haben, und dann sehen wir, was wir tun können", sagt Pfarrer Aymanns. Zum regelmäßigen Dienst verpflichten müsse sich niemand, "schließlich ist das ein Ehrenamt, und da soll man mit Freude dabei sein".

Küsterin Marlies Fritsch macht die Einsatzpläne für die Waldnieler Messdiener. Sie hat festgestellt, dass es auch am Wochenende nicht leicht ist, Messdiener zu finden, wenn eine Beerdigung oder ein Gottesdienst für 9 Uhr morgens terminiert sind. 11 Uhr sei da besser, sagt Fritsch. Stehe ein festliches Hochamt an, habe sie hingegen keine Probleme, Ministranten zu finden.

Insgesamt zählt die Pfarrei St. Matthias Schwalmtal 145 Messdiener, 43 davon in Waldniel. Die Kinder und Jugendlichen sollen durch die erwachsenen Messdiener nicht verdrängt werden, das ist Aymanns wie Niehsen wichtig: Die Erwachsenen sollen nur einspringen, wenn die Kinder nicht da sind. Bei Beerdigungen sei ein Messdiener eine große Hilfe, erklärt Aymanns - sonst muss er Weihwasser-Eimer, Mikrofon und Kreuz allein tragen. Eine Messe hingegen könne er natürlich allein gestalten, doch das sei nicht der Sinn der Sache, so Aymanns: "Ein Gottesdienst ist keine Solo-Veranstaltung für Priester. In der katholischen Liturgie ist es so gedacht, dass sich viele beteiligen."

Als Aymanns selbst Ministrant war, hatte der Pfarrer übrigens keine Mühe, Ministranten zu finden: Gab es morgens eine Beerdigung, ging der Pfarrer zur Dorfschule und holte zwei Messdiener. Die bekamen dann selbstverständlich schulfrei.

(RP)
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