Kreis Viersen Minister wirbt für lokalen Einzelhandel

Kreis Viersen · Gestern trafen sich NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin und Vertreter aus Politik, Verbänden und Einzelhandel im Schloss Neersen zu einer Podiumsdiskussion. Sie war Auftakt der Aktion "Heimat shoppen".

Der gesamte Einzelhandel in Deutschland wird im Jahr 2014 wohl nur ein geringes Wachstum erreichen. "Wachstumsträger ist allerdings der Onlinehandel", prognostiziert die Gesellschaft für Konsumforschung (GfK). Das bedeutet, dass der lokale Einzelhandel wahrscheinlich mit einem leichten Minus abschließen wird. Vor diesem Hintergrund trafen sich gestern im Schloss Neersen NRW-Wirtschaftsminister Garrelt Duin mit Vertretern aus Politik, Verbänden und lokalem Einzelhandel unter dem Titel "Lebendiger Handel - reiche Stadt". Eingeladen hatten die Industrie- und Handelskammer (IHK) Mittlerer Niederrhein, der Handelsverband Nordrhein-Westfalen und die Rheinische Post.

Zu Beginn der Diskussion stellte Minister Duin klar: "Die Vitalität und Strahlkraft einer Innenstadt hängt vor allem am inhabergeführten Einzelhandel." Leider sei eine funktionierende Innenstadt nicht mehr überall vorhanden - "und das ist dramatisch, weil eine Innenstadt auch ein wichtiger Standortfaktor für Unternehmen ist, die auf qualifizierte Mitarbeiter angewiesen sind", so Duin. "Der Einzelhandel kann das aber nicht mehr alleine stemmen", sagte Heinz Schmidt, Präsident der IHK Mittlerer Niederrhein. Es sei Aufgabe der gesamten Wirtschaft, die Innenstädte als Standortfaktor zu stärken.

Es brauche eine gesellschaftliche Diskussion darüber, dass das Angebot, das der Handel vor Ort mache, auch von den Bürgern genutzt werde, so Duin. Denn Innenstädte hätten, da waren sich die Diskussionsteilnehmer einig, auch eine soziale Komponente, so wie der Einzelhandel selbst. Und das auf vielfältige Weise: Für manch älteren Menschen biete er die Möglichkeit für Gespräche, durch finanzielle Förderung von Vereinen und die Organisation von Festen stärke er das Gemeinwesen, und nicht zuletzt sei er Arbeitgeber, Ausbilder und Steuerzahler.

Man dürfe aber nicht mit dem Finger auf die Menschen zeigen, die im Internet kaufen, denn das weltweite Netz könne auch für kleine Händler eine Chance sein: "Sie müssen gleichzeitig vor Ort präsent sein, können aber auch im Internet ihre Waren vertreiben", sagte Garrelt Duin und verwies etwa auf den Marktplatz beim Internethändler Amazon. Die Politik könne jedenfalls nicht regulatorisch tätig werden, indem sie dem Internethandel das Leben schwermache. "Es ist allerdings eine große Herausforderung für die kleinen Geschäfte, mit der technischen Entwicklung Schritt zu halten", sagte Rainer Gallus, Geschäftsführer des Rheinischen Einzelhandels- und Dienstleistungsverbandes.

Mit Rainer Höppner aus Willich saß ein Vertreter der "kleinen Einzelhändler" auf dem Podium. Er appellierte an die Politik, den Handel zu unterstützen, indem sie Kundenfrequenz bringende Branchen nicht außerhalb der Innenstädte ansiedele. Höppner rief aber auch seine Kollegen auf, sich beispielsweise an gemeinsamen Veranstaltungen zu beteiligen und die Wünsche des Kunden stärker zu beachten. "Für manche scheint der Druck aber noch nicht groß genug zu sein", sagte Franz-Josef Greve, Vorsitzender des Einzelhandelsausschusses der hiesigen IHK und Einzelhändler aus Krefeld. Zudem forderte er die Politik auf: "Es ist Ihre Aufgabe zu definieren, welche Flächen Sie auf Dauer als Einzelhandelsflächen haben wollen und welche nicht. Dann braucht es langfristige Konzepte, um Fußgängerzonen langsam zurückzubauen." So unbequem dies auch sei, dieser Prozess komme ohnehin auf die Kommunen zu.

(RP)
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