Viersen Mütter lernen Nähen für Karneval

Viersen · Im Dülkener ALO surren die Nähmaschinen. Die Gruppe der jungen Mütter eignet sich erste Nähkenntnisse an. Geschneidert werden Pippi-Langstrumpf-Kostüme für die Teilnahme am Rosenmontagszug.

 Junge Mütter lernen im Kinder- und Jugendzentrum ALO, wie man Kostüme für Karneval näht. Angeleitet wird der Kursus von ALO-Leiterin Bettina Passon (rechts).

Junge Mütter lernen im Kinder- und Jugendzentrum ALO, wie man Kostüme für Karneval näht. Angeleitet wird der Kursus von ALO-Leiterin Bettina Passon (rechts).

Foto: Busch, Franz-Heinrich sen. (bsen

Die rosa Fleecestoffrolle auf dem Tisch im Dülkener Kinder- und Jugendzentrums ALO hat gigantische Ausmaße. "Das sind gut 70 Meter Fleecestoff, wobei wir schon etliche Meter verbraucht haben", sagt Nicole Henneböhl von der Fachstelle Frühe Hilfen der Stadt Viersen, während sie mit der Schere hantiert und ein weiteres Stück des weichen Stoffes abmisst und zurechtschneidet. Janina Clemens braucht Nachschub.

Die junge Frau hat sich dazu entschieden, auch die Tasche aus diesem Material zu nähen. Mit dem Stoff in der Hand geht es in den Nebenraum des ALO. Dort herrscht rege Betriebsamkeit. Auf den Tischen liegen Garnrollen, Scheren und Stoffstücke unterschiedlicher Art. Dazwischen surren die Nähmaschinen - oder auch nicht.

"Irgendetwas klappt nicht. Die Maschine brummte gerade auch so komisch", sagt Nicole Schemies und wendet sich hilfesuchend an ALO-Leiterin Bettina Passon, die gerade an der Maschine nebenan eine neue Nähnadel einsetzt. Eine kurze Überprüfung durch Passon, dann ist der Fehler auch schon entdeckt: Der Faden war nicht korrekt in die Spule eingefädelt und deswegen hatte die Nähmaschine gestreikt.

Rund ums Nähen dreht sich seit einigen Wochen jeden Montag und manchmal auch samstags alles im Kinder- und Jugendzentrum. Die Mütter aus der jungen Müttergruppe des ALO und aus zwei weiteren städtischen Treffs für junge Mütter eignen sich gemeinsam die ersten Nähkenntnisse an. Wobei alle an der gleichen Sache arbeiten: Sie nähen Pippi Langstrumpf-Kostüme, bestehend aus einem Fleeceponcho in rosa, einer hellgrünen Schürze mit individuell gestalteten Applikationen und einer Tasche nach persönlichem Entwurf.

"Wir werden als Pippi-Langstrumpf-Gruppe im Dülkener Rosenmontagszug mitziehen", sagt Passon. Sie war im vergangenen Jahr mehrmals von den jungen Frauen der Müttergruppen angesprochen worden, ob man nicht, wie einst mit der Mädchengruppe, gemeinsam im Karneval mitziehen könnte.

Passon überlegte zusammen mit Henneböhl und es entstand die Idee, mitzumachen, die Kostüme dafür aber selber zu nähen. "Fast keine der Mütter hat jemals an der Nähmaschine gesessen. Wir dachten, es wäre eine gute Gelegenheit für alle, auf diesem Weg einmal das Nähen auszuprobieren", sagt Henneböhl. Eine Idee, die aufging. Die Mütter waren begeistert und gleich 21 Frauen sowie ein alleinerziehender Vater meldeten sich an.

Dass es ein Pippi Langstrumpf-Kostüm werden sollte, stand sofort fest, als die Teilnehmer das selbstgeschneiderte Pippi-Kostüm von Passon gesehen hatten, das aus der Ferienspielaktion des vergangenen Jahres stammt. Für die kleinen Söhne der Teilnehmer hingegen stehen Affenkostüme auf der Nähliste. Sie gehen nicht als Pippi, sondern als Herr Nilson mit.

Passon und Henneböhl belegten vorab selber einen Nähkurs, um Grundkenntnisse vermitteln zu können und nach den Herbstferien ging es los. "Ich hätte nie gedacht, dass Nähen mir Spaß machen würde. Aber es ist klasse", sagt die 15-jährige Kim, die gemeinsam mit ihrer Mutter Sandra Hoffmanns mitmacht. "Wir sind ein gutes Team. Ich schneide zu und hefte, meine Töchter näht", sagt Sandra Hoffmanns, "die Nähmaschine ist nämlich nicht so mein Ding."

Alle Frauen könnten sich gut vorstellen, in der Gruppe weiterzunähen und ihre Kenntnisse zu erweitern. Ein Angebot, das Passon gerne im ALO anbieten würde, aber "dafür bräuchten wir eine wirkliche Fachkraft in Sachen Nähen, die Spaß daran hätte, ehrenamtlich einen solchen Kurs zu leiten. Unsere Kenntnisse reichen dafür einfach nicht aus", sagt Passon.

Wenn die Gruppe um Bettina Passon und Nicole Henneböhl am Rosenmontag mitzieht, dann tragen sie nicht nur ihre selbstgenähten Kostüme, sondern es gibt noch eine weitere Besonderheit. "Wir ziehen ohne einen Tropfen Alkohol, und es wird bei uns auch kein Schluck getrunken", sagt Passon. Sie wollen zeigen, dass man auch ohne Alkohol Spaß im Karneval haben kann.

(tref)
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