Serie Mein Jahr In China Nach 38 Tagen: Endlich in Shanghai

Viersen · Schwalmtal/ Shanghai Ich schließe meine Augen. Bilder laufen in meinem Kopf ab wie ein Video. Es sind Bilder von überwältigender Natur, gastfreundlichen Menschen und steilen Anstiegen. Wir haben es geschafft. Die Schmerzen in den Beinen, die mentale Belastung, jeden Tag aufs Fahrrad steigen zu müssen und die Nächte auf hartem Untergrund werden jetzt durch Stolz entlohnt.

 Angekommen: Leon Zehner (re.) und sein Freund Joni Lehrer sind 3000 Kilometer von der Himalaya-Region bis nach Shanghai geradelt.

Angekommen: Leon Zehner (re.) und sein Freund Joni Lehrer sind 3000 Kilometer von der Himalaya-Region bis nach Shanghai geradelt.

Foto: Leon Zehner

Schwalmtal/ Shanghai Ich schließe meine Augen. Bilder laufen in meinem Kopf ab wie ein Video. Es sind Bilder von überwältigender Natur, gastfreundlichen Menschen und steilen Anstiegen. Wir haben es geschafft. Die Schmerzen in den Beinen, die mentale Belastung, jeden Tag aufs Fahrrad steigen zu müssen und die Nächte auf hartem Untergrund werden jetzt durch Stolz entlohnt.

Vor einer Stunde bin ich mit meinem Freund Jonathan Lehrer am Shanghaier "Bund", dem Ort, wo man Sicht auf die imposante Skyline hat, angekommen: 3000 Kilometer und 38 Tage haben wir gebraucht. Von Lanping, in der Provinz Yunnan im Himalya, bis in die bedeutendste Industrie-Stadt Chinas, Shanghai. Wir haben viele Hoch- und Tiefphasen durchlaufen. Am Ende der Tour waren die Bedingungen optimal. Bei strahlendem Sonnenschein und flacher Strecke konnten wir eine Woche lang jeden Tag 100 Kilometer fahren. Wir erkundeten das Land und seine Menschen. Unsere Route führte über die damalige Handelsstraße von Kunming nach Shanghai. Die verläuft nicht so gerade wie eine Schnellstraße. Dadurch haben wir kein Dorf verpasst und konnten in das Dorfleben eintauchen.

Schwierig war es für uns, Zelt- und Schlafplätze zu finden. Obwohl China ein sehr großes Land ist, bietet es wenig freie Fläche. Der meiste Platz wird für Reis- und Getreideanbau genutzt. Wir fragten daher Privatleute, ob wir bei ihnen auf dem Hof schlafen könnten. In den meisten Fällen sagten die Chinesen zu und gaben nicht nur Platz zum Zelten, sondern auch Essen, Wasser zum Waschen und einmal sogar WLan.

Das Denken im Osten Chinas scheint durch den Westen stark beeinflusst. Während wir beim Start unserer Radtour im Südwesten noch einen Geschmack vom ursprünglichen chinesischen Leben bekommen konnten, erlebten wir im Osten das China, das sich momentan im Wandel befindet. Urige Bergdörfer weichen symmetrischen Planstädten. Die größten Stars kommen aus den USA, die besten Autos aus Deutschland und die schönsten Frauen aus Russland.

Viele Chinesen lieben den Westen und seine Erzeugnisse. So orientieren sich auch immer mehr Chinesen am westlichen Lebensstil. Das hatte für uns zur Folge, dass wir auf unsere Zeltanfrage mehr Absagen erhielten, weil der Besitzanspruch der Befragten höher war. Wir haben dann notfalls in Rohbauten und Maisfeldern übernachtet.

Mit der Tour ist ein großes Abenteuer zu Ende gegangen. Ich genieße jetzt den Moment und freue mich mit meinen in China gewonnen Erfahrungen andere Herausforderungen zu meistern: zum Beispiel, nach über einem Jahr wieder nach Hause zu kommen.

(RP)
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