Schwalmtal Nachdenken über Definition von Kunst

Schwalmtal · Mit Stefanie Pürschler, Sandra Hoitz und Jan Kämmerling stellen zurzeit drei Absolventen der Düsseldorfer Kunstakademie im Mühlenturm in Schwalmtal-Amern aus. Sie präsentieren ungewöhnliche Bilder, Fotos und Drucke

 Die neue Ausstellung im Mühlenturm gestalten (von links) Sandra Hoitz, Jan Kämmerling und Stefanie Pürschler. Mit dabei: Kurator Bernd Meyer.

Die neue Ausstellung im Mühlenturm gestalten (von links) Sandra Hoitz, Jan Kämmerling und Stefanie Pürschler. Mit dabei: Kurator Bernd Meyer.

Foto: Busch

Drei Düsseldorfer Akademie-Absolventen stellen zurzeit in den Ausstellungsräumen im Mühlenturm in Amern aus: Sandra Hoitz, Jan Kämmerling und Stefanie Pürschler.

Hoitz ist eine Bildhauerin, die UV-Prints zeigt; Kämmerling ein Maler, der eine Installation eingerichtet hat und Pürschler eine Fotografin, die Fotografien zeigt, aber auf ungewöhnliche Weise.

Während eines Stipendium-Aufenthaltes in Moskau vor sieben Jahren begann Stefanie Pürschler damit, auf ihren Streifzügen durch die Stadt die nicht nur in Moskau bekannten Planen zu fotografieren, die ihrerseits Fotografien derjenigen Fassaden zeigten, vor denen sie - aus bautechnischen Gründen - hängen. Ein reizvolles Spiel mit den Realitäten sowie zwischen der Realität und dem Schein begann. Pfiffig die Präsentation: Die Fotografien hängen quer im Rund des Ausstellungsraumes. Eine weitere Werkgruppe heißt "B-Seite". Auch dies eine Art Spiel mit den Realitäten: Immer noch deutlich erkennbare Verpackungen von Keksen, Eis, Pizza oder Kosmetikartikeln werden bedruckt. Mit den Aufnahmen von Schwimmbädern, einem Dom, einem Theater. Die Faltung der Schachtel bleibt bestehen und erhalten. Was entsteht, sieht aus wie ein Architekturmodell, das an der Wand hängt. Und erhält beispielsweise - wie der Dom auf der Schachtel - einen hintergründigen Titel wie "Inneres Wissen".

Jan Kämmerling zeigt weniger seine abstrakten, das Motiv beinah verweigernden Bilder als die Möglichkeiten ihrer Präsentation in einem Raum in der Mühle, der an sich bereits eine starke eigene Präsenz und Wirkung besitzt. Er setzt zwei seiner Bilder auf je einen Stuhl - wie ein "Zuschauerersatz", wie Kämmerling es nennt. Sie sind also ebenso Betrachter des Geschehens wie Akteure. Ein unfertiges schräges Kreuz auf schwarzem Grund ähnelt einem Zeichen des Auslöschens.

In die Mitte des Raumes baut Kämmerling eine Konstruktion aus vier funktionalen Tischen, die einen "White Cube" der minimalistischsten Art bilden. Darin eine Leuchtstoffröhre und zwei Bilder, die einander gegenüber hängen.

"Ist ein Bild noch ein Bild, wenn es nicht mehr sichtbar ist? Wann ist ein Kunstwerk ein Kunstwerk?", mag man sich fragen, wenn man die beiden zusammengerollten Leinwände in einer Vitrine sieht. Eine davon ist so mit Farbe ummantelt, dass sie nicht mehr aufzurollen ist. Es sind spannende und grundsätzliche Fragen, die Kämmerling aufwirft.

Die "Grüne kreisrunde Grenzüberschreitung" der Bildhauerin Sandra Hoitz konfrontiert den Besucher des Mühlenturms beim Hereinkommen in den Eingangsraum. Wie die übrigen Arbeiten ist auch die "Grüne kreisrunde Grenzüberschreitung" ein UV-Print. Kreisrund ist nicht ganz richtig, ist die Scheibe doch unten, wo sie direkt auf dem Boden steht, abgeschnitten. Doch entwickeln die konzentrischen Formen im Inneren eine Sogwirkung. Die Scheibe assoziiert Vorstellungen einer Form, die im Boden des Raumes versinkt oder eben aus ihr herauswächst. Hier ist eindeutig die Bildhauerin am Werk gewesen, die eine Raumarbeit geschaffen hat. Doch auch die Arbeiten aus der Serie "Hypno" oder die "Spheren" spielen formal mit der Rundung des Raumes. Die perfekte Kreisform wird in changierenden Farbverläufen aufgegriffen und zugleich durch eine Unterbrechung der Form gebrochen. Die Illusion einer Bewegung entsteht.

(b-r)
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