Viersen Nachhaltigkeit und Perspektiven: "kaufbar" tut doppelt Gutes

Viersen · Das Konzept des Gebrauchtwarenkaufhauses sieht vor, die Wegwerfmentalität zu stoppen und dient Arbeitsuchenden als Wiedereinstiegshilfe in den Beruf.

 Das Warenangebot in der "kaufbar" ist immens: Ob Möbel, Geschirr, Kleidung, Bücher oder Spielzeug - für jeden ist etwas dabei

Das Warenangebot in der "kaufbar" ist immens: Ob Möbel, Geschirr, Kleidung, Bücher oder Spielzeug - für jeden ist etwas dabei

Foto: Franz-Heinrich Busch

"Geiz ist geil", hieß es einst bei einem großen Elektronikverkäufer. Dass sich hinter günstigen Preisen aber auch etwas anderes verbergen kann als pures Geldsparen, beweist die "kaufbar" in Viersen: "Es geht uns um Nachhaltigkeit", sagt Martina Maaßen, Vorsitzende des Vereins Brückenbau. "Man muss nicht immer alles wegschmeißen."

Hinter der "kaufbar" verbirgt sich ein Gebrauchtwarenkaufhaus, welches auch als Wiedereinstiegshilfe für Arbeitssuchende dient. Menschen mit Vermittlungshemmnissen werden dort wieder für den sogenannten "Ersten Arbeitsmarkt" qualifiziert. "Wir wollen Arbeitssuchenden mit einer schwierigen Lebenssituation wieder eine Perspektive geben", sagt Maaßen. Zwei Jahre lang können die Männer und Frauen der Beschäftigung nachgehen und werden nach Tarifvertrag bezahlt. Derzeit hat die "kaufbar" 18 Mitarbeiter, seit ihrer Gründung vor zwei Jahren waren bereits 70 Menschen dort beschäftigt.

Bisher wurde das besondere Kaufhaus von der Gesellschaft zur Förderung der Beschäftigung Kreis Viersen getragen. Da diese jedoch liquidiert wurde, mussten sich neue Träger finden. Um das erfolgreiche Sozialprojekt weiterzuführen, haben die Vereine Suchtberatung Kontakt-Rat-Hilfe und Brückenbau die gemeinnützige "kaufbar" gGmbH gegründet. "Es war uns ein großes Anliegen, dass die ,kaufbar' weiter existiert", so Hans Josef Kampe, Vorsitzender von Kontakt-Rat-Hilfe.

Die "kaufbar" bietet zudem weit mehr an als den Verkauf gebrauchter Waren. So führt sie auch Haushaltsauflösungen durch und verkauft die ausgeräumten Objekte anschließend in ihren Filialen. Natürlich fallen auch Kosten an. "Es ist aber nicht billiger als in der freien Wirtschaft", erklärt Mario Trittin, Betriebsleiter der "kaufbar". Gleichzeitig handle man damit nachhaltig, da Möbel und Alltagsgegenstände wie Bücher oder Geschirr nicht auf dem Müll landeten, sondern lediglich den Besitzer wechselten.

"Wir leben von Spenden", sagt Kampe. Und gerne nähme man auch Neuware von Möbelhäusern an, die im regulären Verkauf keinen Käufer findet. Werden große Möbelstücke gekauft, bietet die "kaufbar" einen Liefer- und Aufbaudienst an. In Zukunft soll dieser Service ausgebaut werden: "Perspektivisch wollen wir haushaltsnahe Dienste zur Verfügung stellen", sagt Trittin. "Das können Gartenarbeiten, handwerkliche Reparaturen oder das Wechseln einer Glühbirne sein", erklärt Reiner Lennertz, Geschäftsführer der "kaufbar". Bisher liegt der Fokus noch auf der Filiale an der Heimbachstraße sowie dem Möbellager an der Gerberstraße. "Wir verkaufen keinen Ramsch, alle Waren sind sauber und intakt", betont Maaßen. Und man müsse sich nicht in einer finanziellen Notsituation befinden oder einen Schein vorzeigen, um dort einzukaufen. Es gehe nicht immer um das beste Schnäppchen, sondern um Nachhaltigkeit.

Für die Zukunft hat die "kaufbar" gGmbH sich ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: Das Kaufhaus soll in den kommenden drei Jahren so weiterentwickelt werden, dass es auf wirtschaftlich eigenen Beinen steht und ohne finanzielle Hilfen vom Kreis existieren kann. "Es geht nur um eine schwarze Null", sagt Maaßen. Von einem Gewinn ist keine Rede. "Sollte es doch dazu kommen, dass wir Rücklagen bilden können, werden wir neue Arbeitsplätze davon schaffen", sagt Trittin.

(RP)
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