Viersen Nachlass des RP-Fotografen fürs Kreisarchiv
Viersen · Tausende Bilder von Walter Strucken werden jetzt digitalisiert. Der Heimatverein plant eine Buchveröffentlichung
Er war seit 1958 als Fotograf für den Grenzland-Kurier in Viersen und anderen Städten und Gemeinden des Kreises unterwegs, war Chronist des Zeitgeschehens über Jahrzehnte. Bei Presseterminen warteten die Menschen, dass Walter Strucken mit der Kamera auftauchte. Bei seiner Beerdigung vor neun Jahren wagte der Pfarrer einen Scherz: "Wo bleibt Strucken?", fragte er.
Gestern überreichte Ute Eggen, Tochter des RP-Fotografen, den Nachlass ihres Vaters an Kreisarchivar Michael Habersack. "Ich will, dass das Lebenswerk meines Vaters in gute Hände kommt", erklärte sie.
Wie viele Abzüge und Negative es genau sind, lässt sich noch nicht sagen - sicher ist, es sind Tausende, womöglich gar Zehntausend. Ob Grundsteinlegung oder Protestveranstaltung, ob Flohmarkt oder das tägliche Treffen auf dem Monte Quasselino - Struckens Fotos zeigen, wie in Viersen in den 1960er-, 1970er-, 1980er- und 1990er-Jahren gelebt wurde, und sie geben Zeugnis darüber, wie sich die Städte im Kreis entwickelt haben. "Wir Menschen sind visuell geprägt. Die Bilder sind eine Bereicherung für das Stadtarchiv. Wir haben uns deshalb riesig über die Schenkung fürs Kreisarchiv gefreut", sagte Kreisdirektor Ingo Schabrich.
"Der Beruf war für meinen Vater Berufung", berichtete Eggen. Vom Terminstress habe sich ihr Vater erholt, indem er Landschaftsaufnahmen machte. "Morgens früh um 6 Uhr ist er raus zur Niers gefahren, um sie im Nebel liegend zu fotografieren." Seine Landschaftsbilder wurden auch vom Galeristen Klaus Märtens gezeigt.
Neben dem Strucken-Nachlass hat das Kreisarchiv auch eine zweite Sammlung akquiriert: Rund 200 Farbdias des langjährigen Viersener Fraktionsvorsitzenden Gert Schmitz stellte seine Witwe Hildegard Schmitz dem Kreisarchiv zur Verfügung. "Mit den Fotografien aus den Nachlässen lassen sich die Geschichte des Stadtbildes und die der Bevölkerung illustrieren", erklärte Kreisarchivar Habersack. "Die Bilder Struckens sind sehr vielschichtig, bilden alle gesellschaftlichen Bereiche ab. Und die Dias von Gert Schmitz zeigen Straßen, Neubauten, Abrissmaßnahmen."
Albert Pauly, Vorsitzender des Vereins für Heimatpflege Viersen, hatte die Übergabe mit vermittelt. "Es ist ein wichtiger Schatz, den es zu bewahren, zu erfassen und zu erforschen gilt." Die ersten Fotos seien schon erfasst, berichtete Habersack. Der Arbeitskreis Stadtfoto des Heimatkreises hilft dabei, die Orte und Menschen zu identifizieren, die auf den Bildern zu sehen sind. Das ist Detektivarbeit. "Da kann beispielsweise ein abgebildetes Fahrzeug bei der zeitlichen Eingrenzung helfen, weil beispielsweise eine Blinkerform in einem bestimmten Jahr geändert wurde", berichtete Pauly. Er plant, dass eine Auswahl der Fotos in einem Buch veröffentlicht werden.