Viersen Nasse Böden erschweren Herbstaussaat

Viersen · Der Landwirt Stefan Erkes ist noch bis zum Wochenende auf seinen Feldern unterwegs, um Saatgut auszubringen. Weil der Boden lange Zeit nass war, ist er damit spät dran. Im Sommer will der Süchtelner ernten

 Landwirt Stefan Erkes bringt mit seinem Trecker die Saatkörner aus.

Landwirt Stefan Erkes bringt mit seinem Trecker die Saatkörner aus.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Das sonnige Herbstwetter kommt für Stefan Erkes wie gerufen. In der vergangenen Woche noch hat der Süchtelner Landwirt mehrfach täglich sein Smartphone gezückt und nach Regenwahrscheinlichkeit sowie voraussichtlichen Sonnenstunden geschaut - und das zur Sicherheit auf drei verschiedenen Internetseiten. Denn für die Herbstsaat der Gerste, mit der er eigentlich bis Anfang des Monats hatte fertig sein wollen, darf es eines auf keinen Fall sein: zu nass.

"Die vergangenen drei Herbste waren super", sagt der 40-Jährige. "Wir waren verwöhnt." In diesem Jahr war das Frühjahr sehr trocken, darum brauchten die Böden den Regen, den sie im Sommer auch reichlich bekamen - aber die Nässe erschwert nun die Aussaat im Herbst. "Wenn der Boden zu feucht ist, verschmiert er, wenn wir mit den Maschinen drauf fahren", erklärt Erkes. Etwa ein bis zwei Tage müsse es mindestens trocken sein, bis der Landwirt mit seiner Sämaschine loslegen könne. Am Freitag vergangener Woche war das der Fall, seitdem ist der Süchtelner auf den Feldern unterwegs und sät. Immerhin: "Wir sind noch nicht so spät dran, dass wir uns wirklich Sorgen um die Ernte machen müssen", sagt Erkes.

 Weizen

Weizen

Foto: Senf

Der Landwirt und seine Frau Angela (34) versorgen in ihrem Betrieb an der Ritterstraße in Süchteln rund 100 Milchkühe und deren Kälber. Als Erkes' Vater Johannes (82) den Stall nach einem Brand 1980 neu errichtete, war er für die damaligen 60 Tiere viel zu groß. "Heute ist er am Limit", sagt Erkes, der den Hof vor gut 17 Jahren übernahm.

Seine Frau stieg 2005 ein und kümmert sich heute mit um die Kühe, das Melken und die Nachzucht, der Landwirt bestellt zusätzlich dazu die Felder. "Unser Tag hat fixe Zeiten", sagt Angela Erkes. "Die Feldarbeit muss darum herum organisiert werden." So müssen beispielsweise die Kühe täglich zwischen 6.30 und 9 Uhr sowie 17.30 und 19.30 Uhr gemolken werden. Dazwischen füttern und reinigen Erkes' den Stall, "wenn es sein muss, fährt mein Mann abends im Dunkeln aufs Feld", sagt die Ehefrau.

 Gerste

Gerste

Foto: Emily Senf

Fünf Kulturen wachsen abwechselnd rund um den Betrieb, um die Böden nicht einseitig zu strapazieren: Gerste, Weizen, Zuckerrüben, Ackergras und Silomais. Ende September hat Erkes' das Kleegras gesät, nun ist er mit der Gerste beschäftigt. Zu früh hätte er damit auch nicht beginnen dürfen. "Dann gehen die Pflanzen zu groß in den Winter und könnten kaputtfrieren", erklärt er. Hätte es dagegen in den vergangenen Tagen weiter geregnet, hätte er stattdessen Mais oder sogar erst im nächsten Jahr Sommergerste ausbringen können. "Aber das sind nur Notfallpläne", sagt er. "Der Ertrag wäre zu gering, und zudem würde uns Stroh fehlen." Das nämlich benötigt er ebenso wie das Ackergras und den Silomais als Futter für die Kühe. Die Hälfte seines Getreideertrags verkauft er weiter.

Auf einem anderen Feld hinter dem Kuhstall hat Erkes bereits Ende August Gründünger gesät; ein Gemisch aus Senfsamen und Ramtillkraut. Nach dem Blühen sollen die Pflanzen im Winter abfrieren und werden im Frühjahr gemulcht, also mit der Erde vermischt. "Das dient der Verschlämmung", sagt Erkes. "Dies verhindert, dass zu viel Stickstoff in den Boden gelangt, und der bleibt dadurch nährhaft."

 So sehen die Samen aus: hier Kleegras

So sehen die Samen aus: hier Kleegras

Foto: Emily Senf

Um den Boden für die Herbstaussaat vorzubereiten, fuhr Erkes zunächst mit dem Pflug über die Felder, danach kamen der Frontpacker für die Verdichtung und die Kreiselegge zur Verfeinerung des Saatbeets dran. "Das sorgt dafür, dass möglichst wenige Hohlräume in der Erde sind und das Wasser besser zu den Wurzeln geführt wird", erklärt der Süchtelner. Zum Schluss setzt er mit der Sämaschine die Körner etwa zwei bis drei Zentimeter tief unter die Erde. Bei der Gerste verwendet Erkes normalerweise etwa 180 Körner pro Quadratmeter, weil er so spät erst säen konnte, allerdings nun etwa 220.

 Gründünger: Senf und Ramtillkraut

Gründünger: Senf und Ramtillkraut

Foto: Emily Senf

Mit den Erträgen der diesjährigen Ernte ist der Landwirt zufrieden. "Das Futter für die Tiere ist gut aufgefüllt, und die Zuckerrübenernte war super", sagt er. "Weil es im Frühjahr trocken war, haben sie lange Wurzeln gebildet, und dann kam die Nässe im Sommer genau zum richtigen Zeitpunkt." Bis Ende September hat er geerntet. Mit der Herbstaussaat ist für Erkes das Jahr landwirtschaftlich noch nicht beendet. Gegen Unkraut und Läuse spritzt er das Getreide etwa zehn bis 20 Tage nach der Saat, Anfang 2018 steht die erste Düngung an. "Dafür benutzen wir so viel wie nötig, aber so wenig wie möglich", versichert er. "Auch Dünger und Spritzmittel kosten Geld, aber wenn wir es nicht machen, bleibt nichts über." Er schaffe es, die Gülle seiner Kühe so effizient einzusetzen, dass er nichts davon abgeben müsse.

Derzeit ist das Wetter zwar top, wie Erkes' berichtet, aber auch wieder fast zu gut. Die Pflanzen könnten zu schnell wachsen und den Winter nicht überstehen. 2002 habe es zuletzt in großem Umfang Frostschäden gegeben. "Damals hatten wir starke Schäden bei der Ernte", sagt er. Doch im Moment ist er hoffnungsvoll: "Wenn alles gut geht, sind wir am Wochenende durch."

(RP)
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