Viersen Naturschützer fürchten Ölverlust im Wasserschutzgebiet

Viersen · Der BUND will prüfen lassen, ob schwarze Spuren an Windkraftanlagen an der Nette Ölspuren sind. "Das ist Dreck", sagt der Betriebsführer

Viersen: Naturschützer fürchten Ölverlust im Wasserschutzgebiet
Foto: Bernd schreiber

Am Mast eines Windrads an der Dülkener Nette sind schwarze Streifen und Flecken zu sehen. Bernd Schreiber, der in unmittelbarer Nähe des Windparks mit Blick auf die Windräder wohnt, entdeckte die schwarzen Streifen bei einer Fahrt über den Amerner Weg. "Ich habe anfangs auch an etwas anderes gedacht", sagt Bernd Schreiber.

"Aber ich konnte es mir nicht anders erklären: Ich vermute, es ist Öl ausgetreten." Das wäre deshalb brisant, weil die Windräder im Wasserschutzgebiet stehen.

Der Anwohner wandte sich an eine Bekannte, und diese wandte sich an Almut Grytzmann-Meister, Vorsitzende des Bundes für Umwelt und Naturschutz (BUND) in Stadt und Kreis Viersen. Sie hat nun die Kreisverwaltung um Prüfung und Stellungnahme gebeten.

"Es handelt sich bei den Streifen and der Windkraftanlage nicht um ausgetretenes Öl", berichtet Annekatrin Dretzke, Sprecherin von psm Nature Power Service and Management. Für rund 400 Anlagen bundesweit ist das Unternehmen technischer Betriebsführer - auch für das besagte Windrad an der Dülkener Nette. Das heißt: Die Firma kontrolliert die Anlagen in ihrer Betreuung regelmäßig vor Ort, organisiert die regelmäßigen Wartungsarbeiten, technischen Prüfungen - und überwacht etliche Werte der Anlagen rund um die Uhr.

Nach Anfrage unserer Redaktion sei ein Team von Fachleuten zur Anlage gefahren, um diese nochmals zu kontrollieren, berichtet Dretzke. Bereits am Freitag seien Mitarbeiter des Unternehmens für eine Routineuntersuchung am Windrad gewesen. "Wenn Öl ausgelaufen wäre, hätte das System eine Fehlermeldung an den Betriebsführer in der Zentrale herausgegeben", sagt die Sprecherin.

In Rot und mit Signalton zeige der Computer dann den Fehler an. Alle Sensoren würden dauerhaft überwacht: "Wir müssten die Anlage dann erstmal anhalten. Bei Bedarf beauftragen wir dann weitere Fachleute, um das zu reparieren, bevor das Windrad wieder in Betrieb gehen kann."

Tag und Nacht seien Teams in Bereitschaft. Auch die Notrufzentrale, deren Nummer an jedem Turm angebracht sein muss, sei "zumindest bei uns 24 Stunden lang besetzt", sagt die Sprecherin. Aus Sicht der Überwachung gebe es ähnlich strikte gesetzliche Regelungen und zwingende Maßnahmen "wie bei einem Kraftwerk", sagt Dretzke.

Die Schmutzablagerungen könnten aus unterschiedlichen Gründen entstehen, erklärt die Sprecherin. Durch einseitigen Regen etwa könnten Narben in der Oberfläche entstehen, an denen Schmutz hängenbleibt. Technische Beeinträchtigungen gebe es durch die Verschmutzungen nicht; die speziellen Legierungen und die Verarbeitung des Materials seien für Wind und Wetter ausgelegt.

Gereinigt würden die Anlagen in der Regel, wenn auch andere Arbeiten dort verrichtet werden. Diese seien gesetzlich vorgeschrieben. Zweimal jährlich gebe es größere Wartungsarbeiten, alle drei Monate eine Überprüfung der Anlagen. Hinzu kämen Prüfungen durch unabhängige Gutachter. Dabei würden unter anderem Rotoren und Generator einer Anlage überprüft. Auf Wunsch der Betreiber könnten weitere Kontrollen hinzukommen.

"Einen Beweis dafür, dass es kein Öl ist, haben wir nicht", sagt Grytzmann-Meister. Die Naturschützer fordern deshalb ein schriftliches und unabhängiges Gutachten der schwarzen Spuren am Windrad. Grytzmann-Meister: "Erst dann wissen wir mit Sicherheit, worum es sich handelt."

(juz)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort