Niederkrüchten Neue Orgel wächst Stück für Stück

Niederkrüchten · Die Pfarrgemeinde St. Bartholomäus Niederkrüchten freut sich auf ihre neue Orgel. 2015 soll das Instrument aufgebaut werden. In der Werkstatt von Orgelbauer Martin Scholz in Hardt gehen die Arbeiten zügig voran.

 Niederkrüchtens Pastor Alexander Schweikert (links) mit Orgelbauer Martin Scholz in der Orgelbauwerkstatt. Die Orgel, die einmal in der Kirche St. Bartholomäus erklingen soll, ist im Augenblick noch ein großes Puzzle.

Niederkrüchtens Pastor Alexander Schweikert (links) mit Orgelbauer Martin Scholz in der Orgelbauwerkstatt. Die Orgel, die einmal in der Kirche St. Bartholomäus erklingen soll, ist im Augenblick noch ein großes Puzzle.

Foto: Detlef Ilgner

Wenn diese Orgel so klingt, wie sie im Rohbau aussieht, dann dürfen sich die Besucher der Pfarrkirche St. Bartholomäus auf einmalige Musikgenüsse einstellen. Majestätisch strebt der Eichenholz-Korpus der neuen Orgel in die Höhe - bis auf 7,20 Meter. Fast stößt die Spitze an die Decke der gar nicht mal so kleinen Orgelbau-Werkstatt von Martin Scholz in Hardt. Was in der Werkhalle noch wuchtig wirkt, wird bald im weiten Kirchenraum von St. Bartholomäus eine spielerische, fast filigrane Anmutung haben.

"Die Vorfreude ist riesig", sagt Pastor Alexander Schweikert, dem selbige ins Gesicht geschrieben steht. Einstweilen ist allerdings Geduld gefragt. Denn im Moment ist die Orgel noch ein gigantisches Puzzle: Zu Füßen des mächtigen Korpus mit der markanten kreisrunden Aussparung in der Spitze sind in der Werkstatt an die zehntausend Einzelteile gelagert: In Kunststoffbehältern warten hölzerne Winkel, kleine Eichenzapfen als Verbindungsstücke oder die einzelnen Tasten des Spielwerks auf ihren Einbau. Auch die Orgelpfeifen sind schon fertig. Die längste kommt auf gut fünf Meter und ist so dick wie ein kleiner Baumstamm. Aus ihr wird später der dunkelste Ton der Orgel kommen, der Violin-Bass. Die kleinste misst gerade mal sechs Millimeter - kaum länger als ein Streichholzkopf und im Ton bestenfalls als zartes Fiepen wahrnehmbar.

Rund 800 Pfeifen wird die neue Orgel haben. Etwa ein Drittel wird aus Holz gefertigt, die anderen bestehen aus Zinn, darunter auch die Prospektpfeifen, die die Vorderansicht der Orgel prägen. Jeder der 56 Tasten, die Kirchenmusiker Volker Mertens demnächst bedienen darf, ist ein eigener Ton und damit eine eigene Pfeife zugeordnet. Die Vielzahl der Pfeifen erklärt sich dadurch, dass der Organist 22 Register zur Verfügung hat, mit denen er die Klangfarbe wechseln kann.

"Eigentlich ist die Orgel ein Blasinstrument", erklärt Orgelbauer Martin Scholz. Die Luft kommt aus vier Blasebälgen, die wiederum durch einen kleinen Motor gefüllt werden. Vom Blasebalg wird der Luftstrom über Kanäle zu den so genannten Windladen geleitet, auf denen die Pfeifen stehen. Die Kunst des Organisten ist es, die Luft durch sein Spiel in der richtigen Intensität in die richtigen Pfeifen zu leiten.

Bis die Kirchenbesucher erfahren, wie sich das anhört, dürfte allerdings noch gut ein Jahr ins Land gehen. Voraussichtlich schon im Herbst 2015 wird die Orgel aufgebaut - mitten in der Kirche, im Schnittpunkt zwischen dem älteren Teil und dem 100 Jahre alten Erweiterungsbau. Aber dann beginnt erst die entscheidende Phase: Jede einzelne Orgelpfeife muss perfekt auf die räumlichen und akustischen Gegebenheiten in St. Bartholomäus eingestellt werden. Intonation nennt das der Fachmann, und das ist Chefsache: "Jeder Ton muss geformt werden", erläutert Martin Scholz. Das ist der schwierigste Teil und vielleicht auch deshalb die Lieblingsaufgabe des Orgelbaumeisters. Hundertfach spielt er jeden einzelnen Ton an, nimmt minimale Veränderungen an der Pfeife vor - bis der Ton optimal sitzt. "Eine Orgel ist wie ein Orchester - alles muss perfekt harmonieren", sagt er.

(jo-s)
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