NiederkrÜchten Oberkrüchten könnte behutsam wachsen

NiederkrÜchten · Zum "Dorf im Gespräch"-Abend kamen rund 60 Interessierte. Kontrovers wurde darüber diskutiert,ob alles so bleiben soll, wie es ist — oder ob ein Neubaugebiet dem Ort gut tun würde

Der Mann ist vor einigen Jahren hergezogen und war baff: Zum ersten Mal lebt er in einem Ort, in dem es keine Ampel gibt. "Das einzige elektronische Gerät in Oberkrüchten ist der Zigarettenautomat", sagt er beim jüngsten Abend der Reihe "Dorf im Gespräch". Mit diesem Veranstaltungsformat will Bürgermeister Kalle Wassong (parteilos) im Dialog mit den Bürgern erfahren, was sie an ihrem Heimatdorf lebens-, liebens- und erhaltenswert finden. Für den besagten Mann ist das eine klare Sache: "Wir sollten den urigen Charakter unseres Dorfes bewahren."

Es lebt sich gut in Oberkrüchten: Naturnähe, Ruhe, ein reges Vereinsleben, eine intakte Gemeinschaft. Zugezogene berichten, dass sie herzlich aufgenommen wurden - selbst dann, wenn sie es nicht so mit der Kirche und dem Schützenwesen haben. "Wer sich bemüht, in die Gemeinschaft reinzukommen, dem stehen alle Türen offen", meint einer der Alteingesessenen.

Es scheint ein besonderer Menschenschlag in Oberkrüchten zu leben. Dieses Dorf, findet Wassong, hat das, was viele andere Dörfer nicht haben: eine eigene Identität. Das Image vom "Ochsendorf" haben die Oberkrüchtener selbstironisch kultiviert.

Doch wie sieht Oberkrüchtens Zukunft aus? Soll alles so bleiben, wie es ist? Oder muss sich der Ort verändern, wachsen, mit der Zeit gehen? Aus den durchaus kontroversen Meinungen zu dieser Frage bezog die Diskussion mit mehr als 60 Bürgern ihre Spannung. Ein Ur-Oberkrüchtener kann sich ein Neubaugebiet am Ortsrand nicht vorstellen. Von der Geografie her sei Oberkrüchten der schönste Ort in der Gemeinde, weil er einigermaßen rund sei und ein echtes Dorfzentrum habe. Andere sagen, dass frisches Blut dem Ort guttun würde. "Wir müssen unseren Kindern und Enkeln die Möglichkeit bieten, hier zu bauen", meint einer der Jüngeren. Oberkrüchten beziehe seine Attraktivität aus der Kleinteiligkeit, meldet sich eine Zuhörerin. Sie plädiert für behutsame Erweiterungen zum Beispiel durch Lückenschlüsse, um den Charakter des Dorfes zu erhalten. Auch über neue Wohnraumkonzepte - Stichwort Mehrgenerationenwohnen - sei nachzudenken. Mehr Angebote für Jugendliche, nach dem Vorbild von "Gützenrath 4you", werden ebenfalls angemahnt. Der Schlussappell kommt von einem, der vor einigen Jahren zugezogen ist: "Das Wichtigste, was wir weitergeben müssen, ist unser intaktes Dorfleben. Wenn wir das nicht schaffen, hilft uns auch kein Neubaugebiet."

(jo-s)
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