Viersen Özcan Cosar überzeugt mit hoher Pointendichte

Viersen · Sprachgewandt, rasant, präzise im Timing, dazu ein im komischen Fach stets hilfreiches Quantum Körperlichkeit und Musikalität - der türkischstämmige Stuttgarter Comedian Özcan Cosar überzeugte bei seinem Viersener Gastspiel mit Stand-up-Comedy auf der Höhe der Zeit.

Wenn sich ein Künstler über die regionalen Eigenheiten des Auftrittsorts informiert und diese gekonnt für die ersten Pointen nutzt, zeugt das vom Respekt gegenüber den Gastgebern. Zugleich demonstriert es jene Gewissenhaftigkeit, die gemeinhin den Deutschen unterstellt wird. Und Deutscher ist er schließlich auch, der Özcan Cosar, wenn auch - wie wir später lernen - erst nach ausgiebig praktiziertem "Türkzorzismus".

Als Cosar beschrieb, gegen "seinen" Stuttgarter Stadtteil Hausen sei "die Berliner Höhe Beverly Hills", freuten sich die Einheimischen über diese nachvollziehbare soziologische Einordnung. Nach einem satirischen Seitenhieb auf den Lokalrivalen Dülken hatte der dezent schwäbelnde Stuttgarter türkischer Herkunft das traditionell lokalpatriotisch gesonnene Viersener Publikum fest im Griff. Das ist durchaus bemerkenswert, hatte der Komödiant doch seine erste Show in Viersen zwei Jahre zuvor vor 14 zahlenden Gästen gegeben. Dazwischen lag die Auszeichnung mit dem Publikumspreis beim Prix Pantheon 2014.

In einem von hoher Pointendichte geprägten Programm entwickelte Cosar einen Themenparcours rund um seine "Deutschwerdung" sowie schwäbische, türkische, aber auch rein menschliche Befindlichkeiten, schreckte dabei auch vor Stellungnahmen zu religiösen und politischen Themen nicht zurück. Sarrazin und Gangster-Rapper sezierte er ebenso wie mediale Reizüberflutung, Esoterik-Kult und das Balz- und Tanzverhalten in deutschen Diskos. Letzteres illustrierte er mit einem Spagat. Die starke physische Präsenz und die außerordentliche Musikalität des Stuttgarters veredelten einen ohnehin überzeugenden Comedy-Abend.

(dmai)
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