Kreis Viersen Ohne Regiobahn hinkt die ganze Region

Kreis Viersen · Im Kreis Viersen wächst das Unverständnis über die Hinhaltetaktik von Mönchengladbachs Politikern. Die Stadt habe als Oberzentrum nicht nur eigene Vorstellungen zu vertreten, sondern müsse auch Interessen der Nachbarn respektieren.

 Auf diesen Blick warten von Düsseldorf bis Viersen die Befürworter der Regiobahn: Im vergangenen Jahr wurde die Strecke in Richtung Wuppertal weiter ausgebaut. Die Regiobahn gilt als Erfolgsmodell im Nahverkehr.

Auf diesen Blick warten von Düsseldorf bis Viersen die Befürworter der Regiobahn: Im vergangenen Jahr wurde die Strecke in Richtung Wuppertal weiter ausgebaut. Die Regiobahn gilt als Erfolgsmodell im Nahverkehr.

Foto: Janicki

Lokalpolitiker aus Mönchengladbach sorgen mit skeptischen Äußerungen über die Verlängerung der S 28 (Regiobahn) von Kaarst nach Viersen zunehmend für Irritationen in der Region. Es sei dringend geboten, dass sich deren Vertreter mit den Mönchengladbachern zusammensetzten und "nicht länger über Bande, sondern direkt miteinander sprechen", fordert der SPD-Kreisvorsitzende Udo Schiefner MdB.

Mönchengladbachs CDU-Fraktionsvorsitzender Hans Peter Schlegelmilch hatte der Regiobahn GmbH ein "nicht überzeugendes" Konzept vorgehalten. Das Geschäftsmodell überzeuge betriebswirtschaftlich nicht, die der CDU bisher bekannte Qualität sei eher fragwürdig. Die Mönchengladbacher Stadtverwaltung hält außerdem wenig davon, dass in Neersen und Schiefbahn Haltepunkte in einem gering bewohnten Raum angelegt werden sollen. Sie seien beide auch nicht sonderlich gut an Buslinien angeschlossen.

Der Weiterbau der Regiobahn ist nach Auffassung des Viersener CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Marcus Optendrenk MdL "wichtig für die wirtschaftliche Entwicklung am mittleren Niederrhein. Sie ist zudem ein wesentlicher Baustein zur Stärkung der Arbeitsmarktregion zwischen Düseldorf, Mönchengladbach, Kreis Viersen und Region Venlo". Sie sei eine wesentliche Ergänzung des RE 13 von Venlo über Mönchengladbach nach Düsseldorf und der geplanten Fernverbindung des RoCK-Projektes (ein EU-Programm zur Verknüpfung innovativer Regionen). Dies alles zusammen stärkt nach Optendrenks Auffassung "die Erreichbarkeit unserer grenzüberschreitenden Region für Arbeitnehmer und Wirtschaft".

Im Kreis Viersen sieht man Mönchengladbach am Zuge, den vom Land und vom Verkehrsverbund Rhein-Ruhr eingeforderten Konsens für die Projekte Regiobahn und RoCK jetzt mitzutragen. Mönchengladbach dürfe sich als Oberzentrum nicht ausschließlich mit der eigenen Stadtentwicklung befassen, sondern habe auch dafür Sorge zu tragen, dass sich das Umland entwickelt. Die Stadt trage damit eine große Verantwortung für die Region, sagt Udo Schiefner. "Die S 28 hat eine große Bedeutung für Arbeitnehmer. Hier wird eine Entscheidung für Jahrzehnte getroffen." Der SPD-Politiker kann die Kritik an der Regiobahn nicht nachvollziehen: "Wir kennen Unterlagen, die überzeugend sind."

Die Vorbehalte gegen die beiden Haltepunkte in Neersen und Schiefbahn sind Schiefner, Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages, unverständlich. "Eine Bahnstrecke oder ein Autobahnabschnitt leben nicht von Haltepunkten und Ausfahrten, sondern davon, A und B miteinander zu verbinden. Wir wollen Viersen und am liebsten Venlo an die S 28 anbinden. Wenn ich unterwegs anderen das Zusteigen ermögliche, kann das bei einer Regionalbahn nicht daran scheitern, dass da aus großstädtischer Sicht zu wenige Menschen wohnen. Die Busanbindung der Haltepunkte kann mit der S 28 angepasst werden."

Schiefner und Optendrenk sind sehr bemüht, den Gesprächsfaden nicht reißen zu lassen. In ihrem Umfeld wächst dagegen der Unmut. Man frage sich, ob Mönchengladbach sich mit anderen, ebenfalls nur über Umlage des VRR finanzierten Infrastrukturinvestitionen im Verbundraum auch so kritisch befasse wie mit der Regiobahn. Der sechsspurige Ausbau der A 52 werde im Gegensatz zur Schienenstrecke weitaus weniger kritisch diskutiert.

Marcus Optendrenk unterstreicht, dass der Kreis Viersen ein verlässlicher Partner mit Vorteilen für die Nachbarn sein will. "Wir als Kreis Viersen stehen als Brückenbauer in Richtung Niederlande, aber auch als Partner des Oberzentrums Mönchengladbach zur Verfügung. "Wichtig ist jetzt, die gesamte Zukunftsperspektive im Blick zu haben. Das Verkehrschaos auf der A 52 während des Bahnstreiks zeigt, dass es nicht ausreicht, alleine auf leistungsfähige Straßenverbindungen für die Region zu setzen", erklärt der CDU-Kreisvorsitzende. Die Region benötige mehrere funktionierende Trassen auf Schiene und Straße, um nach Düsseldorf oder in die Niederlande zu kommen.

(RP)
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