Schwalmtal "Oma" getötet für 65 Euro

Schwalmtal · Die 21-köpfige Mordkommission hat die Tat vom frühen Dienstagmorgen geklärt: Margret J. (73) musste sterben, weil ihr Stiefenkel Marco B. (20) und sein Freund Sascha B. (20) Geld brauchten. So das Ergebnis der Ermittlungen.

Spurenlage und Geständnisse stimmen weitgehend überein — nur beim Hergang der Tötung gehen die Schilderungen der beiden Festgenommenen auseinander. Dass der Täter aus dem Bekanntenkreis stammen musste, war den Ermittlern schnell klar. "Es konnte kein Täter sein, der fremd ist, er musste Ortskenntnis haben", sagt Chef-Ermittler Michael Götze.

Mit den Aussagen der Kinder der Getöteten rückte schnell Marco B. ins Blickfeld. Er hatte bis zum Tod seines Großvaters, der mit dem Opfer liiert gewesen war, an der Heidweiherstraße im Nachbarhaus auf dem gleichen Grundstück gelebt. Seine Mutter und er sollen im Streit von Margret J. und ihren Kindern geschieden sein.

Marco B. fiel schon in der ersten Befragung auf — weil er ungefragt ein Alibi nannte: Er habe bei Sascha B. übernachtet. Sein Freund Sascha leugnete zuerst, ihn überhaupt zu kennen. Dessen Mutter bestätigte aber, beide jungen Männer gegen 6.30 Uhr in der Wohnung gesehen zu haben.

Ausweis-Kopie vorgelegt

Als nach Saschas Aussage ein gestohlener Laptop und ein Teil des Schmucks bei einem An- und Verkäufer in Mönchengladbach gefunden wurden und der auch noch eine Ausweis-Kopie von Marco B. als Verkäufer vorlegte, "kippte Marco in der Vernehmung und redete", so Götze. Man habe sich verabredet, Marco B. habe einen Einbruch vorgeschlagen, weil "Oma", wie er Margret J. nannte, im Krankenhaus sei.

Zwischen 3 und 3.30 Uhr, so die Verdächtigten, seien sie an der Heidweiherstraße eingetroffen. Zunächst sollen sie am Fenster geklappert haben — um sicher zu gehen. Dabei sei aber das Licht angegangen und die alte Dame ans Fenster gekommen. Die jungen Männer zogen sich an einen Schuppen zurück, um zu überlegen. Sie seien zu dem Schluss gekommen, "die Frau einfach umzuhauen", so Götze. Mitgenommen haben sie einen Hammer. Was sie damit vorhatten, sagten sie der Polizei nicht.

In einem Weiher im Nachbargarten fanden gestern Polizeitaucher diesem Hammer — dort hatten die mutmaßlichen Täter ihn weggeworfen. Sie hätten mit dem Hammer geklingelt, das Opfer habe geöffnet und sei von Marco B. nach hinten umgeworfen worden. Dann, sagt Sascha B. aus, habe Marco die Frau gewürgt. "Gewalt gegen den Hals" ist ein Ergebnis im vorläufigen Obduktionsbericht. Während Sascha B. ihr den Mund zudrückte, durchsuchte Marco B. das Haus und fand den Laptop und den Schmuck.

Ganze 65 Euro Gesamterlös erhielten die beiden — 50 Euro für den Laptop, den Rest für einen Teil des Schmucks. Während Sascha B. für die Polizei ein "unbeschriebenes Blatt" ist, habe man bei Marco B. eine kriminelle Karriere vorausgesehen. Er brach die Schule nach der achten Klasse ab, wurde von seinen Lehrern wegen Disziplinlosigkeit aus dem Berufsgrundschuljahr geworfen. Bei Laden- und Rollerdiebstählen stellten ihm die Ermittler in allen Fällen eine ungünstige Prognose aus. Nun musste für 65 Euro die Frau sterben, die er "Oma" nannte.

(RP)
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