Niederkrüchten Osterspaziergang von Mühle zu Mühle
Niederkrüchten · Auf dem Weg rund um das Raderveekesbruch blühen die Kätzchen. Buchfinken hüpfen durchs Geäst, Enten landen auf dem Wasser. Mitten im Naturpark Schwalm-Nette können Ausflügler den Frühling sehen, hören und riechen
Goethe hatte recht: Wenn Strom und Bäche "durch des Frühlings holden, belebenden Blick" vom Eise befreit sind, dann treibt es die Menschen nach draußen. Der Osterspaziergang ist für viele Familien eine liebgewordene Tradition - wo lässt sich der Frühling so wunderbar spüren wie mitten in der Natur?
Im Naturpark Schwalm-Nette kann der Ausflügler den Frühling sehen, hören und riechen. Reizvoll ist der Rundwanderweg, der von Niederkrüchten nach Brempt führt. Die als Wanderweg A2 des Naturparks ausgeschilderte Strecke ist rund sechs Kilometer lang. Mit einer Einkehr unterwegs können Zwei- und Vierbeiner den Weg in drei Stunden gut bewältigen.
Der Wanderer startet auf dem Parkplatz am Freibad, Am Kamp in Niederkrüchten. Von dort führt die Stadionstraße geradewegs hinein in den Wald. Entlang eines kleinen Bachlaufs blühen weiße Buschwindröschen in großer Zahl. Gelb leuchten Sumpfdotterblumen im Wald auf - überall dort, wo sich kleine Tümpel gebildet haben. Buchfinken hüpfen zeternd durchs Geäst.
Der Weg führt weiter an der Schwalm entlang zur Pannenmühle. Einst bildete die Schwalm die Grenze zwischen den Herzogtümern Jülich und Geldern. Wilhelm der Reiche hatte 1543 mit dem Vertrag von Venlo das Herzogtum Geldern an Kaiser Karl V. abtreten müssen, damit wurde Geldern ein Teil der spanischen Niederlande. An der Grenze gab es Zollstellen - eine davon war das "spanisch Hüske", heute der östliche Flügel des Gebäudekomplexes der Pannenmühle. Erstmals bezeugt ist die Mühle 1655. Sie war erst Ölmühle, ab 1890 dann Kornmühle, die bis in die 1960er-Jahre genutzt wurde. Auch diente die Mühle schon um 1900 als Ausflugslokal. Das ist vorbei. Derzeit wird an der Pannenmühle emsig gearbeitet, statt Gastronomie sollen dort Wohnungen entstehen.
Von der Pannenmühle führt der Weg weiter zur Radermühle. Im Wald ist es an einigen Stellen sehr matschig, Wildschweine haben den Boden aufgewühlt. Umgestürzte Bäume geben den Blick frei auf ihr mächtiges Wurzelwerk. Totholz liegt im Wald, dicht bewachsen mit einem Moosteppich. Ein Bachlauf führt augenscheinlich Eisenoxid - es färbt das Wasser rostrot.
Wenig später lichtet sich der Wald. Da blühen die Kätzchen, Boten des Frühlings. Das Gezwitscher der Vögel, das den Wanderer bislang begleitete, weicht dem Geräusch fahrender Autos. In der Ferne ist die Radermühle zu sehen, gleich an der Kreisstraße 9 gelegen. Bevor der Ausflügler die Straße überquert, bleibt er stehen und lässt den Blick über die weite, völlig unter Wasser stehende Wiese schweifen. Hier hält sich Wild gern auf. Doch heute hat der Spaziergänger kein Glück, die Tiere bleiben in der Deckung.
Weiter geht es zur Radermühle. Eine Mühle gab es hier schon 1317, die der Graf von Jülich den Herren von Brempt zur Erbpacht gab. Bis in die 1950er-Jahre lief der Mahlbetrieb, heute wird das Gebäude zum Wohnen genutzt. Rechts am Haus vorbei geht es weiter den Weg entlang, links vorbei an einer üppig blühenden Kirsche wieder hinein in den Wald. Wer den Blick nach links schweifen lässt, wird sich ein wenig wie in einem fantastischen Film fühlen - mehrere Meter tief hinab fällt das Gelände hier ab, runter zur Schwalm. Ziemlich steil hinab muss auch der Wanderer, der sich an der folgenden Gabelung für den linken Pfad entscheidet: Das gelingt im dichten Meer vertrockneter Blätter nur langsam und vorsichtig.
Über den stellenweise aufgewühlten, matschigen Waldboden geht es weiter in Richtung Brempt. So still, so idyllisch ist es hier, dass der Ort viel zu schnell auftaucht. Und dann ist da auch schon die Brücke und die Brempter Mühle, die ebenfalls einst den Herren von Brempt gehörte. An ihre Burg erinnert heute nichts mehr - nur die Fläche, auf der sie einst stand, hat die Gemeinde kürzlich als Bodendenkmal eintragen lassen, um das Gelände zu schützen. Burgkapelle und Mühle hingegen gibt es noch. Die Kapelle St. Georg, um 1500 von den Herren von Brempt errichtet, lohnt einen Abstecher in den Ort. Die Mühle wurde vermutlich vor 1537 errichtet, nach einem Brand an anderer Stelle wieder aufgebaut. Bis 1895 war sie in Betrieb, danach wurde sie gastronomisch genutzt. Seit 1990 dient das Gebäude Wohnzwecken. Für eine Einkehr bietet sich das Café Kännchen auf der gegenüberliegenden Straßenseite an. Inhaberin Ute van Kannen hat es liebevoll eingerichtet, das Geschirr ist vom Flohmarkt. Draußen gibt es - na klar - Kännchen mit Kaffee, duftigen Streuselkuchen mit Stachelbeeren und Sahne für den Menschen, einen Wassernapf für den Hund. An den Ostertagen ist das Café durchgehend von 9 bis 18 Uhr geöffnet.
So gestärkt lässt sich der Rest des Weges gut bewältigen. Vorbei am Mühlenteich, dann an den Feldern entlang geht es zurück nach Niederkrüchten. Nach drei Stunden hat der Ausflügler den Parkplatz wieder erreicht. Er hat sich glücklich spaziert.