Viersen Performance mit tanzenden Kulturwesen

Viersen · An zwei Abenden begeisterte die Ben J. Riepe Kompanie in der Festhalle. Mit modernem Tanztheater nahm Viersen erfolgreich am Festival Tanz NRW teil. Mit dabei sind unter anderem auch Düsseldorf und Essen.

 Projektionen auf nackten Körpern zeichnen das Schlussbild der Produktion "Untitled: Persona" aus.

Projektionen auf nackten Körpern zeichnen das Schlussbild der Produktion "Untitled: Persona" aus.

Foto: Kaufmann

Ein ungewohntes Bild bot sich beim Betreten des Festhallensaals. Die Zuschauer nahmen auf weit voneinander entfernten, ansteigenden Stuhlreihen an Bühne und Rückwand Platz. Dazwischen war die übliche Bestuhlung entfernt worden, für die Performance der Ben J. Riepe Kompanie war viel Platz geschaffen worden. Die Veranstaltung war Teil des Festivals Tanz NRW, an dem freie Theatergruppen zwischen dem 3. und 14. Mai in acht verschiedenen Städten teilnehmen.

Riepe und seine Akteure kamen nicht zum ersten Mal nach Viersen; mit der Produktion "Der letzte Schrei" hatten sie 2015 einen großen Erfolg. Der ist nicht nur den Viersenern in guter Erinnerung geblieben. Auch Riepe und seine Mitarbeiter denken noch gern daran zurück. So ließen sie sich nicht lange bitten, mit einer neuen Einstudierung wiederzukommen.

Nach Viersen kam Riepe jetzt mit der Produktion "Untitled: Persona". Die wurde 2015 in Essen uraufgeführt, wo Riepe drei Jahre lang als Affiliated Artist bei PACT Zollverein tätig war. In der Festhalle garantierte Riepe als Choreograph, Abendregisseur und Lichtdesigner im Hintergrund für den reibungslosen Ablauf. Mit der Umsetzung der Performance beeindruckten Laura Burgener, Lenah Flaig, Mikel Aristegui, Simon Hartmann und Sudeep Kumar Puthiyaparambath.

Wie lassen sich die Aktivitäten dieser zwei Damen und drei Herren einstufen? Waren sie Tänzer, Pantomimen oder Schauspieler? Vielleicht von jedem etwas, denn die Konzeption Riepes passt in keine traditionelle Schublade. Das macht ihre Eigenart aus. Um klassisches Ballett handelt es sich ohnehin nicht. Auch nicht um Pantomime, denn es soll keine eindeutige Handlung dargestellt werden. Riepe steht mit eigenen Worten für "eine eigensinnige künstlerische Sprache zwischen Tanz, Performance und bildender Kunst, in deren Zentrum uneingeschränkt der Mensch und sein Körper steht." Die Menschen sind Handelnde und Getriebene, Natur- und Kulturwesen, gesellige und sich fremde Individuen in einem. Die musikalische Collage aus unterschiedlichsten Stilrichtungen unterstreicht das. Strawinskys Sacre du printemps verweist aufs Archaische, Motive aus Wagners Ring des Nibelungen auf das Selbstzerstörerische der Menschheit.

Die Akteure begannen in ganz normaler Alltagskleidung. Im Laufe des Abends änderte sich die Garderobe; Masken und lange Haare vorm Gesicht zeigten die Darsteller als entfremdete Rollenspieler, die nur bedingt ihre eigene Identität leben können. Projektionen auf nackten Körpern bildeten das Schlussbild. Man fühlte sich an Figurengruppen aus der Kunstgeschichte und an die Lichteffekte der großen niederländischen Maler erinnert. Nach der Veranstaltung gab es Gelegenheit, mit den Künstlern ins Gespräch zu kommen und Riepe zeigte sich sichtlich erfreut, in Viersen gleich mehrere interessante Aufführungsorte kennen gelernt zu haben. Gefiel ihm beim letzten Mal besonders der Charme der Generatorenhalle, so beeindruckten ihn jetzt die Weiträumigkeit und architektonischen Besonderheiten der Festhalle.

Riepe wurde 1979 geboren. Den künstlerischen Durchbruch hat er längst geschafft. Aber sich auf dem Erreichten auszuruhen und Bewährtes fortzuschreiben, ist seine Sache nicht. Er ist stets auf der Suche nach neuem. Deshalb erhält er seit 2009 die Spitzenförderung des Landes Nordrhein-Westfalen und seit 2015 die Spitzenförderung der Stadt Düsseldorf. Erst kürzlich nahm er in Brasilien als Stipendiat am Residenzprogramm Vila Sul des Goethe-Instituts Salvador de Bahia teil.

Die Düsseldorfer Ben J. Riepe Kompanie besteht seit 2004. Riepe studierte Tanz und Choreografie an der Folkwang Universität der Künste. Mit zahlreichen Bühnenstücken, Performances, Installationen sowie Film- und Videoarbeiten war die Kompanie international erfolgreich, in Deutschland genau so wie in Polen, Malaysia und Korea.

(-tr)
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