Viersen Pianist Boris Giltburg präsentiert Uraufführung in der Festhalle

Viersen · Ein durch und durch russischer Klavierabend war im letzten Kammerkonzert der aktuellen Spielzeit zu erleben. Der 1984 in Moskau geborene Boris Giltburg wuchs zwar in seiner heutigen Heimat Israel auf. Aber als Pianist bringt er alles mit, was traditionell die großen russischen Pianisten auszeichnet: eine souveräne Technik, ein imponierend kraftvolles Spiel, eine große künstlerische Ausstrahlung und eine tiefe Liebe zur russischen Musik. Zwischen 1903 und 1960 und damit in turbulenten, ja schrecklichen Zeiten waren die vier Werke komponiert, die Giltburg vorstellte. Stilistisch unterschieden sie sich erheblich.

 die Transkription eines Streichquartetts: Boris Giltburg. RP-Foto: busch

die Transkription eines Streichquartetts: Boris Giltburg. RP-Foto: busch

Foto: Spielte

Gleich zu Beginn des Abends nutzte Giltburg die Gelegenheit, die Breite seiner pianistischen Fähigkeiten zu demonstrieren. Sergej Rachmaninows "Études Tableaux" sind vom Charakter her sehr unterschiedlich angelegt. Zu hören war eine breite musikalische Palette, die sich von zarter Romantik über dunkle Melancholie bis zu wuchtiger Motorik erstreckte. Mit der Leidenschaft seines Spiels begeisterte der Pianist ebenso wie mit der Souveränität seiner Technik.

Von Dmitri Schostakowitschs achtem Streichquartett hatte Giltburg eine Transkription für Klavier geschrieben. Für die Festhallenchronik ist festzuhalten: Hier in Viersen fand die europäische Uraufführung dieser Fassung statt. So überzeugend, wie dieses Arrangement konzipiert und vorgetragen wurde, konnte man fast vergessen, dass das Werk nicht original für Klavier komponiert worden war.

Im Jahr 1903 komponierte Alexander Skrjabin seine vierte Klaviersonate. Er wurde 1872 geboren und war damit ein Zeitgenosse des ein Jahr später geborenen Rachmaninow. Stilistisch gingen beide sehr unterschiedliche Wege. Skrjabin war von beiden Komponisten derjenige, der sich entschieden mehr der Moderne zuwandte. Deutlich hörbar bezog er sich auf Richard Wagners "Tristan-Akkord", der keine eindeutige tonale Festlegung mehr erlaubt. Furios, ganz im Wortsinn gelang die Wiedergabe des "Prestissimo volando": Die Finger flogen gleichsam über die Tastatur.

Wie sehr Giltburg das ekstatische Element in der russischen Musik liegt, wurde auch in Sergej Prokofjews achter Klaviersonate spürbar, mit der der Abend faszinierend abschloss. Für den begeisterten Beifall bedankte sich der Klaviervirtuose mit einer weiteren eigenen Schostakowitsch-Transkription als Zugabe, mit dem dritten Satz des zweiten Streichquartetts.

(-tr)
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