Ärzteversorgung im Kreis Viersen Politiker ringen um Ärzte für den Kreis

Viersen · Noch gibt es fast überall im Kreis Viersen genügend Ärzte. Hochrechnungen der Kassenärztlichen Vereinigung zeigen aber, dass es schon 2030 an Ärzten mangeln wird. Mit der RP diskutierten Kreispolitiker, was sie dagegen tun können.

Wie schwer es ist, Mediziner für den Beruf des Landarztes zu gewinnen, hat Jacky Kampe jüngst erlebt. Eine Ärztin in seinem Verwandtenkreis suchte eine neue Stelle. "Ich habe versucht, sie zu überzeugen, Landärztin zu werden", erzählt der CDU-Politiker: "Von diesem Beruf habe ich ein sehr positives Bild." - "Du hast wohl zu viel Landarzt im Fernsehen geschaut", erwidert sein Kollege Hans Smolenaers (SPD). Kampe gelang es nicht, die Ärztin zu überzeugen. Vor allem die Arbeitszeiten schreckten sie ab. Heute arbeitet sie als Angestellte.

Von diesem Erlebnis hat Kampe bei einer Gesprächsrunde der Rheinischen Post berichtet. Mit den Redakteuren Ludger Peters, Ludwig Jovanovic und Constanze Kretzschmar diskutierten mehrere Kreispolitiker über die Ärzteversorgung im Kreis Viersen und ihre Zukunft. Kampes Geschichte zeigt einen der Faktoren, der dazu beiträgt, dass dem Kreis ein Ärztemangel bevorsteht (siehe Kasten). Viele junge Mediziner lehnen es ab, eine Praxis zu führen, weil sie die Arbeitszeiten für kaum vereinbar mit einem Familienleben halten und die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für sie nicht stimmen. "Derzeit haben wir noch kein Problem mit der Ärzteversorgung. Aber wir steuern auf eines zu", sagt Irene Wistuba (FDP).

Dies zu verhindern, fällt den Kreispolitikern schwer. "Mir haben viele Ärzte gesagt, dass die Kommunalpolitik zu wenig Einfluss hat", berichtet Wistuba. Die Kassenärztliche Vereinigung steuert, wo wie viele Haus- und Fachärzte Praxen eröffnen dürfen. Ob die Mediziner dies versuchen, entscheiden sie selbst. Hier immerhin könne Kreispolitik ansetzen, findet Smolenaers: "Der Anreiz, als Arzt aufs Land zu gehen, geht ja über betriebswirtschaftliche Überlegungen hinaus."

So fordert beispielsweise Christoph Saßen (Die Linke), für eine gute Infrastruktur zu sorgen und Ideen wie ein mobiles Ärztetaxi zu fördern. Kampe erklärt, man könne mit gut platzierten Ärztehäusern neue Mediziner in den Kreis locken - und solle Werbebroschüren in den medizinischen Fakultäten auslegen, um junge Mediziner für den Kreis zu interessieren. Die Wirtschaftsförderung solle künftig um Ärzte werben. Jürgen Heinen (Grüne) ergänzte, dass 60 Prozent der Absolventen eines Medizinstudiums Frauen sind: "Wir müssen die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Das wollen im übrigen auch viele Männer, die sich um ihre Kinder kümmern möchten."

Die Politiker überlegen auch, wie man Ärzte entlasten kann: So könnten Ärzte und Pflegedienste kooperieren, damit Hausärzte nicht für Kleinigkeiten zu Patienten fahren müssen. "Krankenhäuser, Pflege und die ärztliche Versorgung: Das müssen wir noch mal auf die Tagesordnung setzen", sagt Kampe. Er hofft, dazu nach der Kommunalwahl Gelegenheit zu haben: Er ist Vorsitzender des Ausschusses für Gesundheit, Soziales und Seniorenarbeit im Kreistag und möchte die Position erneut übernehmen.

(RP)
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