Brüggen Polizei vollstreckt Haftbefehl bei Kontrolle

Brüggen · Auf einem Waldparkplatz zwischen Oebel und Swalmen kontrollierte am Mittwochnachmittag die Polizei. Die Beamten waren auf der Suche nach Einbrecherbanden, Rasern oder Leuten, die Drogen nehmen und dann fahren

 Der junge Mann (Mitte) geriet zufällig in die Polizeikontrolle, dann brachten ihn die Beamten sofort ins Gefängnis. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl wegen Betrugs vor.

Der junge Mann (Mitte) geriet zufällig in die Polizeikontrolle, dann brachten ihn die Beamten sofort ins Gefängnis. Gegen ihn liegt ein Haftbefehl wegen Betrugs vor.

Foto: Ahlen

Mittwochnachmittag, 15 Uhr: Auf der L 373 scheint für jemanden, der in Richtung Swalmen fährt, ein Lkw aus Portugal ohne Grund auf der Gegenfahrbahn zu stehen. Beim Näherkommen erschließt sich die Situation: Es ist eine Kontrolle. Polizisten prüfen das Fahrzeug auf Schrauben und Muttern, bevor der Brummifahrer seinen Weg fortsetzen darf. Seit 13 Uhr an diesem Nachmittag läuft der bundesweite Fahndungs- und Kontrolleinsatz rund um die Ost-Westroute E 30.

Diese Europastraße führt von Cork in Irland über Moskau bis nach Omsk. Zwar deutlich nördlich des Kreises Viersen - von Rheine, über Osnabrück und Hannover in Richtung Magdeburg. Aber mit im Fokus der Polizei stehen die Zubringer-Autobahnen wie die A 44 und die A 61 und die "Ausweichrouten" entlang der Grenze - wie die L 373. Wer dort auf den Wanderparkplatz fährt, der freut sich auf einen Spaziergang am Diergardtschen Kanal oder am Venekotensee. Nun aber biegen die meisten nicht freiwillig ab, sondern weil sie von einem Beamten mit Kelle in der Hand dazu aufgefordert werden.

 Mit solchen Schnelltests lassen sich Drogen nachweisen.

Mit solchen Schnelltests lassen sich Drogen nachweisen.

Foto: Ahlen

So wie der junge Mann in dem Kleinwagen. Er muss anhalten, weil die Beamten den Verdacht haben, dass er Drogen konsumiert haben könnte. Der Urin-Test ist negativ. Er zeigt zwar, dass der 17-Jährige in der Vergangenheit sowohl mit Amphetaminen als auch mit Cannabis in Berührung gekommen ist - das können die Beamten an der Intensität der aufscheinenden Linien erkennen - aber nicht in den letzten Tagen. Allerdings gibt sein Alter den Polizisten zu denken. Er ist 17 - und kann demnach keine Fahrerlaubnis vorweisen. Noch nicht einmal eine, die ihn zu begleitetem Fahren berechtigen würde. Einmal ist er schon so erwischt worden, das Verfahren läuft noch.

Auf dem Beifahrersitz des Wagens liegen Utensilien zum Konsum von Cannabis, um den Hals hat er eine Kette mit einer Cannabis-Pflanze als Motiv. Eine Erinnerung an seine erste Freundin, sagt der junge Mann. "Nun erzählen Sie mir hier keinen vom Frühling", ermahnt ihn der Polizist. Auch die Geschichte vom Auto des Arbeitskollegen, das der Opa reparieren sollte, während er es sich einfach genommen haben will, klingt abenteuerlich. Mit der Aussicht auf das nächste Verfahren wegen Fahrens ohne Fahrerlaubnis tritt er auf dem Skateboard den weiteren Weg an.

 Ein 17-Jähriger wurde bei der Kontrolle erwischt, weil er ohne Fahrerlaubnis unterwegs war. Zudem scheint er ein Freund des Cannabis-Konsums zu sein.

Ein 17-Jähriger wurde bei der Kontrolle erwischt, weil er ohne Fahrerlaubnis unterwegs war. Zudem scheint er ein Freund des Cannabis-Konsums zu sein.

Foto: Ahlen

Für einen Autofahrer aus Freiburg ist der Weg vom Parkplatz ebenfalls höchst unangenehm. Bei der Prüfung seiner Personalien fällt auf, dass gegen ihn einen Haftbefehl wegen Betruges vorliegt. Er landet umgehend im Gefängnis. Auch seine Begleitung darf mit dem Auto nicht weiter fahren. Das muss entstempelt werden. Solche Maßnahmen erfolgen, wenn Steuer oder Versicherung nicht bezahlt sind.

Ein Autofahrer aus der näheren Umgebung muss demnächst einen Monat lang zu Fuß gehen. Die Geschwindigkeitsmessung ergab 117 Kilometer pro Stunde bei erlaubten 70. Da hat der niederländische Motorradfahrer noch verhältnismäßiges Glück gehabt, er zahlt 30 Euro und dürfte eigentlich weiterfahren - wenn nicht die geschulten Beamten ein gutes Gehör hätten. Die Maschine fällt nämlich durch ihre Lautstärke auf. Die sogenannten "dB Eater", Bestandteile des Schalldämpfers, fehlen. Damit hat das Fahrzeug keine Betriebserlaubnis mehr in Deutschland. Die Polizisten sind gnädig, gestatten ihm, auf dem kürzesten Weg in die Niederlande zurückzufahren. Sie hätten auch fordern können, dass das Motorrad mit einem Trailer abgeholt wird. Eine Anzeige mit Bußgeld gibt es trotzdem.

So hält sich die Arbeit der Beamten an der Kontrollstelle dran. Die meisten Autofahrer verstehen die Maßnahmen. "Ja, ich war zu schnell", sagt eine Frau. "Und eigentlich sollte man das nicht sein, hier haben sich schon so viele totgefahren."

(hah)
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