Niederkrüchten Potenzial in der Naherholung

Niederkrüchten · Ein 114-seitiges Konzept lotet Chancen und Grenzen der Gemeinde Niederkrüchten im Tourismus aus. Den Aufbruch ins Fremdenverkehrs-Eldorado verheißt das Werk nicht: Man müsse sich "auf das Machbare" konzentrieren.

Die Kernaussage ist ernüchternd: Niederkrüchten wird "auf absehbare Zeit kein klassischer Tourismusort sein". Es fehlt an der Infrastruktur, am Bekanntheitsgrad und am Image. Das ist die Einschätzung von Dr. Robert Datzer, dessen Institut ift Freizeit- und Tourismusberatung GmbH ein Tourismuskonzept für die Gemeinde entwickelt und dem Ausschuss für Wirtschaftsförderung und Fremdenverkehr jetzt vorgestellt hat.

Die Liste der Stärken im ift-Gutachten ist übersichtlich: Datzer nennt an erster Stelle die reichhaltige Landschaft mit viel Potenzial in Sachen Radfahren, Wandern und Reiten. Hinzu kommen ein gutes Rad- und Reitwegenetz (das Wanderwegenetz sei verbesserungswürdig), das große Campingangebot (elf Plätze) sowie den Naherholungswert und die Attraktivität als Tagesausflugsziel. Nennenswerter Übernachtungstourismus ist hingegen kaum zu erwarten: Im Jahr 2009 lag die Zahl der Übernachtungen in der Gemeinde bei 906, die Gäste waren größtenteils Monteure und Geschäftsreisende. Deutlich länger ist die Datzers Schwächen-Auflistung: Die touristische Vermarktung ist unzureichend, eine Tourist-Information fehlt, die Ausschilderung ist nicht optimal, die meisten Campingplätze und Unterkunftsbetriebe genügen nicht heutigen Qualitätsansprüchen, in der Gastronomie gibt es zu wenig Einkehrmöglichkeiten und zudem oft ungünstige Öffnungszeiten. Die Aufenthaltsqualität in den Ortskernen ist dürftig, ebenso das Freizeitangebot für Jugendliche. Zudem hat Datzer ein ausgeprägtes Kirchturmdenken in den einzelnen Ortsteilen und eine geringe Bereitschaft zur Zusammenarbeit zwischen Geschäftsleuten, Gastgewerbe, Verwaltung und übrigen Touristik-Akteuren ausgemacht. "Daher sollten die Erwartungen nicht zu hoch geschraubt werden", urteilt Datzer. Die Gemeinde müsse sich auf das Machbare konzentrieren.

Da nennt der Experte an erster Stelle die Einrichtung einer Tourist-Information in der Gemeinde, um Gästen einen Anlaufpunkt zu bieten. Verbessert werden müsse auch die Kommunikation – sowohl innerhalb der Gemeinde als auch auf regionaler Ebene. Möglichkeiten zur Steigerung des Übernachtungstourismus sieht er vor allem im Campingbereich.

Nicht nur Bürgermeister Her-bert Winzen war etwas enttäuscht. Er hatte sich von dem Gutachten die Herausarbeitung eines Alleinstellungsmerkmals erhofft. Chancen sieht er dafür im Bereich Reiten, Wandern und Radfahren. Hans Mankau (FDP) fand interessante Ansätze, sah aber auch "vieles bestätigt, was man bei laienhafter Betrachtung schon ahnen konnte". Marc Degenhardt (Grüne) vermisste die Perspektive Richtung Roermond: "Warum nicht einkaufen in Roermond, entspannen in Nieder-krüchten?" KOMMENTAR

(RP)
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