Viersen Probleme beim OGS-Ausbau

Viersen · Zwar hat der Rat einstimmig für 510 neue OGS-Plätze und höhere Eltern-Beträge votiert. Dennoch wird die Finanzierung für Viersen angesichts der Haushaltssicherung schwierig

 Schüler arbeiten mit der pädagogischen Fachkraft Evelyn Krüger im Kreativraum der Primus-Schule an der Kettelerstraße in Dülken.

Schüler arbeiten mit der pädagogischen Fachkraft Evelyn Krüger im Kreativraum der Primus-Schule an der Kettelerstraße in Dülken.

Foto: Busch

Hiltrud Bock, Leiterin der Gemeinschaftsgrundschule Dülken, blickt hoffnungsvoll auf das kommende Schuljahr: "Wir freuen uns, dass wir dann für alle Kinder Platz in der offenen Ganztagsschule haben." Zurzeit gebe es eine Warteliste, auf der mehr als 20 Grundschüler stehen. Zum Schuljahr 2016/17 wird die Stadt eine vierte OGS-Gruppe einrichten. Bock weiß, dass nicht nur berufstätige Eltern dieses Angebot schätzen. Es sei auch ein Beitrag zur Chancengleichheit: "Es ist für die Kinder auch eine zusätzliche Förderung." Für die neue Gruppe werden Räume doppelt genutzt.

Die Stadtverwaltung Viersen bereitet den Ausbau der Betreuungsplätze an Grundschulen vor. Dafür hat sich der Stadtrat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig ausgesprochen. "Das ist eine deutliche Verbesserung der Qualität und der Quantität - und eine enorme Kraftanstrengung für die Stadt", sagte CDU-Fraktions-Chef Stephan Sillekens. Eltern in Viersen hätten eineChance, Beruf und Familie zu vereinbaren. Allerdings sollen sich auch Eltern an den Kosten beteiligen. Um bis zu 360 Euro pro Jahr könnten die Beiträge in der höchsten Einkommensstufe steigen.

Zurzeit gibt es 32 OGS-Gruppen mit 860 Plätzen an Grundschulen und an der Primusschule, die Betreuungsquote liegt bei 34 Prozent. Bis zum Jahr 2021 will die Verwaltung 19 weitere OGS-Gruppen einrichten und damit 510 zusätzliche Plätze schaffen. Elf neue Gruppen sollen an Grundschulen, drei an der Primusschule eingerichtet werden. Drei weitere werden geschaffen, indem "8 bis 1"-Gruppen umgewandelt werden. Anders als die OGS bietet "8 bis 1" keine Betreuung während der Schulferien an. Durch den Ausbau würde die OGS-Betreuungsquote in Viersen auf 51 Prozent steigen.

An der Primusschule, wo Kinder vom ersten bis zum zehnten Schuljahr gemeinsam lernen, ist der Schultag anders als an Grundschulen getaktet, wie Leiterin Gudrun Altemeier erläuterte: "Wir sind - bis auf eine Klasse - eine Ganztagsschule." Unterricht und Lernzeit wechseln sich mit Pausen, Mittagessen und anderen Angeboten ab. Die Schulzeit endet um 15 Uhr, eine Betreuung ist bis 16.30 Uhr möglich. Bisher seien von den 159 Primusschülern 132 im Ganztag, im kommenden Schuljahr werden es mehr als 200 sein. Die Stadt will dort drei zusätzliche Gruppen einrichten. Platzprobleme könnte Gudrun Altemeier lösen: "Wie alle Schulen hätten wir gern mehr Platz. Aber wir arbeiten mit Themenräumen, werden diese dann am Nachmittag für die neuen Gruppen nutzen."

Ein grundsätzliches Problem der OGS-Ausbaupläne liegt aber in der Finanzierung, wie Erster Beigeordneter Paul Schrömbges gegenüber unserer Redaktion erläuterte: "Wir haben zwar die Absicht, die Offene Ganztagsschule auszubauen." Diese Pläne seien auch mit Kämmerer Norbert Dahmen abgestimmt. "Allerdings werden wir uns von Jahr zu Jahr hangeln müssen", sagte Schrömbges. Einen genauen Kostenplan gibt es nämlich noch nicht. So will die Verwaltung in den kommenden Monaten die einzelnen Grundschul-Standorte besuchen: Dabei sollen die jeweiligen räumlichen Kapazitäten und die Erweiterungsmöglichkeiten geprüft werden. "Bei einer gewissen Anzahl von Kindern sind Mensen notwendig", sagte der Erste Beigeordnete.

Ein grundsätzliches Problem liegt in dem eingeschränkten finanziellen Handlungsspielraum der Stadt: Sie befindet sich bis zum Jahr 2022 in der Haushaltssicherung. Allerdings wird laut Paul Schrömbges auch unter den Haushaltsexperten kontrovers diskutiert, ob die städtischen Ausgaben für die Offenen Ganztagsschulen zu den freiwilligen Aufgaben oder zu den Pflichtaufgaben gehören. Werden sie als freiwillige Ausgaben definiert, könnte die Finanzaufsicht ein Veto einlegen.

Was Schrömbges sich wünscht: "Mehr Geld vom Land NRW für die Offene Ganztagsschule."

(RP)
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