Viersen Prozess: Brandstifter beschuldigen sich gegenseitig

Viersen · Am zweiten Verhandlungstag schilderte der ältere Angeklagte, wie es zu den elf Brandstiftungen kam

 Auch einen Laster soll das Duo in Brand gesteckt haben.

Auch einen Laster soll das Duo in Brand gesteckt haben.

Foto: jungmann

Ein Bedburger (30) und ein Tönisvorster (25) müssen sich jetzt wegen gemeinschaftlicher schwerer Brandstiftung in zwölf Fällen und Herbeiführung einer Sprengstoffexplosion vor der 1. Großen Strafkammer des Mönchengladbacher Landgerichts verantworten. Beide sind aufgrund vorheriger Straftaten bereits stationär in der LVR-Klinik in Süchteln untergebracht. In der Arbeitstherapiegruppe Gartenbau freundeten sich die beiden an - eine gefährliche Freundschaft.

Die Staatsanwältin wirft den Männern vor, gemeinsam zwischen August und November 2015 in elf Fällen, vor allem in Süchteln, Feuer gelegt zu haben. Am ersten Prozesstag hatte der 25-Jährige gestanden und dabei den älteren Mitangeklagten als Haupttäter beschrieben. Er selbst sei ein "stiller Mitläufer" gewesen. Ganz anders schilderte gestern der 30-Jährige die Freundschaft mit dem jüngeren Angeklagten. "Das erste Mal haben wir gemeinsam einen Hochsitz abgebrannt", gab der Bedburger gestern zu. "Danach fing die Faszination, die Feuer auf mich ausübt, in meinem Kopf wieder an", erklärte der Angeklagte bereitwillig. Einen Kick empfände er dabei, gestand der 30-Jährige. Er habe bereits als 15-Jähriger gezündelt und sei ein paar Jahre danach wegen Brandstiftung zu einer mehrjährigen Freiheitsstrafe verurteilt worden. "Nach dem ersten Brand haben wir uns beide fast jeden Tag unterhalten und überlegt, wo wir zündeln könnten", schilderte er vor Gericht.

Die beiden nutzten die Ausgangszeiten der Klinik für die Serie von Brandstiftungen. So zündeten sie Holzpaletten, Holzbalken, mehrere Autos, einen Lkw und ein Gartenhäuschen an. Hatten die feuerbegeisterten Männer ihr Ziel erreicht, verschwanden sie sofort. Der Tönisvorster habe jedes Mal gedrängt: "Wir müssen was Größeres machen", sagte der 30-Jährige. Dann sei der Jüngere auf die Idee gekommen, im November 2015 im Alten Pumpwerk Feuer zu legen. Ein 20-Liter-Kanister mit Benzin wurde besorgt. Der jüngere Mitangeklagte habe ein Fenster eingeschlagen. "Ich hörte, wie das Benzin hineinlief und dann einen Knall, das war die Explosion. Gegen meine Beine flog eine Holzlatte", erinnerte sich der Ältere gestern. "Er hat mich allein zurückgelassen", beklagte er sich im Gerichtssaal. Danach habe der Mitangeklagte als Erster bei der Polizei ausgesagt. Offenbar ist es seitdem mit der Freundschaft vorbei. Die beiden Angeklagten sitzen im Gerichtssaal weit voneinander entfernt. Der psychiatrische Sachverständige fragte den 30-Jährigen, warum er bereits als 15-Jähriger Branddelikte begangen habe. "Wegen des Mangels an Selbstwertgefühl und der Nichtanerkennung durch den Stiefvater", war seine Antwort.

Der Prozess wird fortgesetzt.

(RP)
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