Viersen Psalmen fürs Heute

Viersen · Die Pfarre St. Bartholomäus widmet sich in einer Ausstellung uralten und bis heute aktuellen Bibeltexten: den Psalmen. Die Ausstellung wirft Sinnfragen auf — und gibt dem, der sich darauf einlässt, auch Antworten

ENNEN SIE DEN? Ganz bestimmt: "Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln. Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser." Auch wer mit Kirche nichts am Hut hat, dürfte diesen Text schon mal gehört haben. Es ist der Beginn des Psalms vom guten Hirten. Er stammt aus dem Alten Testament, ist 3000 Jahre alt und bis heute einer der bekanntesten Bibeltexte. Im Buch der Psalmen, das 150 Psalmen umfasst, trägt er die Nummer 23. Eine Faszination geht von diesen Psalmen aus: Es sind Gebete und Lieder mit großer poetischer Kraft. Sie sind Tausende Jahre alt und reichen bis in die Zeit des Königs David (um 1000 vor Christus) zurück. Die Psalmen spiegeln Empfindungen wider, die die Menschen bis heute bewegen: Zorn, Trauer, Verzweiflung und Hoffnung, Liebe, Vertrauen. "Die Psalmen sind eine Bibel in der Bibel", sagt Pastor Alexander Schweikert.

Diese Faszination will die Pfarre St. Bartholomäus mit der Ausstellung "Lebens-Raum Psalmen" in der Niederkrüchtener Pfarrkirche greifbar machen. Sie beginnt am Samstag, 28. Oktober, und endet am 18. November. Zusätzlich geöffnet ist die Kirche dienstags von 18 bis 21 Uhr, mittwochs von 15 bis 18 Uhr.

Pfarrei-Ratsvorsitzende Helga Wassong, die die Ausstellung in Aachen gesehen hatte, war davon so begeistert, dass sie die Idee in die Pfarrgemeinde trug und in Schweikert und Kirchenmusiker Volker Mertens engagierte Mitstreiter fand. Die Ausstellung gliedert sich in fünf Themenwelten, die in der Pfarrkirche St. Bartholomäus aufgebaut werden: Der Dunkel-Raum stellt die Klage- und Fluchpsalmen in den Mittelpunkt. Im Sozial-Raum geht es um die Frage nach Gerechtigkeit und Solidarität in den Psalmentexten. Der Frei-Raum ist allein Psalm 23 gewidmet und greift die Frage des Gottvertrauens auf. Der Welten-Raum öffnet anhand der Schöpfungspsalmen den Blick in Schöpfung und Universum. Der Klang-Raum geht der Bedeutung der Psalmen in der christlichen und jüdischen Liturgie nach.

Ein breitgefächertes Rahmenprogramm macht die Psalmen musikalisch, visuell, künstlerisch und spirituell erlebbar. Das beginnt am Samstag, 28. Oktober, ab 19 Uhr in der Pfarrkirche: Nach Einführungsvorträgen von Pastor Schweikert und Pfarrer Wilhelm Bruners folgt eine musikalische Annäherung. Volker Mertens wird dabei unterstützt vom Kirchenchor und von dem Klarinettisten Marcel Salomon, der einem besonderen Instrument, dem Taragot, magische Klänge entlockt.

Am Samstag, 4. November, stehen ab 19.30 Uhr Psalm-Vertonungen von gestern bis heute auf dem Programm. Stilistisch reicht das von Klassik bis Gospel. Neben dem Kirchenchor St. Bartholomäus und dem Chor der evangelischen Gemeinde Schwalmtal feiert dort auch Mertens' Chorprojekt "Psalms for a new time" Premiere.

Im Workshop "Seelenbretter" am Sonntag, 5. November, können die Teilnehmer von 10 bis 16 Uhr Psalm-Interpretationen in Text und Bild auf Holzbretter bannen. Dies ist die einzige Veranstaltung, für die eine Anmeldung und ein Kostenbeitrag erforderlich sind.

Auch die Kita St. Bartholomäus hat sich, ebenso wie die katholische Grundschule, mit Psalmen beschäftigt. Zum Abschluss ihrer Projektwoche gestaltet die Kita den Gottesdienst am Samstag, 11. November, ab 18 Uhr mit. Ihr Ende findet die Ausstellung am Samstag, 18. November, ab 19.30 Uhr in der Pfarrkirche. Weihbischof Karl Borsch hält einen Impulsvortrag. Die musikalische Gestaltung übernehmen Volker Mertens und der Organist Giovanni Solinas. Die Ausstellung bringt Sinnfragen zum Ausdruck, die sich alle Menschen stellen. "Wir wollen den Menschen die Psalmen auf eine andere Art näherbringen, angepasst an die heutige Zeit", sagt Pfarrei-Ratsvorsitzende Helga Wassong.

Jochen Smets

(jo-s)
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