Kreis Viersen Rana-Virus bedroht Tiere im Wasser

Kreis Viersen · In der Nähe von Roermond ist ein Gebiet gesperrt worden, weil das Virus dort festgestellt wurde. Es ist tödlich für Fische, Amphibien und Reptilien. Biologen warnen vor Leichtsinn. Der Kreis bittet Wanderer, den Grenzraum zu meiden.

Ein bisher wenig erforschtes Virus bereitet Naturexperten im deutsch-niederländischen Grenzraum große Sorgen. Im Naturschutzgebiet "De Driekstruik" zwischen Roermond und Herkenbosch wurde das Rana-Virus nachgewiesen. Rana ist ursprünglich Lateinisch für Frosch. Das sich schnell ausbreitende Virus befällt Fische, Amphibien, möglicherweise auch Reptilien. Es kann Massensterben dieser Tiere verursachen. Als zuständige Behörde hat Staatsbosbeheer District Limburg den gefährdeten Bereich komplett für Besucher gesperrt - voraussichtlich für einige Monate.

"Wir sind bemüht, die Ausbreitung des Virus zu verhindern", berichtet die Biologin Stefani Pleines von der Biologischen Station Krickenbecker Seen in Nettetal. Das Virus sei unter Experten seit einigen Jahren bekannt. "Aber wir stehen erst am Anfang mit unseren Informationen. Das liegt unter anderem daran, dass sich vergleichsweise wenige Fachleute mit Amphibien beschäftigen", erklärt sie.

Die Kreise Heinsberg und Viersen bitten Wander- und Naturfreunde, im Großraum Niederkrüchten, Wegberg und Wassenberg den Grenzübertritt zu vermeiden und vor allem die Wegsperrung auf niederländischem Gebiet unbedingt zu beachten. In der weiteren Umgebung der Sperrzone gelten folgende Hinweise: Wanderer und Spaziergänger sollten den Kontakt zu Tümpeln, Teichen und Bächen vermeiden und Abstand zu Gewässern halten. Das Virus erhält sich nach Angaben von Stefani Pleines lange auch außerhalb von Wasser. Es wird über Wasser oder feuchten Boden transportiert. Ein Tritt mit einem Schuh in kontaminiertes Gelände reicht aus. Daher sollten Hundebesitzer ihre Vierbeiner nicht in den Gewässern spielen oder baden lassen. Ebenso wird geraten, Amphibien und Reptilien nicht zu berühren, da die Tiere Träger des Virus sein können. So wird die Übertragung des Rana-Virus von einem Gewässer zum anderen vermieden.

"Eingezäunt haben die Niederländer zunächst das kleine Naturgebiet bei Roermond. Wir begrüßen die Vorsichtsmaßregeln und hoffen, dass die Menschen sie beherzigen. In unserer Gegend kommt man in der Natur ja immer irgendwie mit Wasser in Berührung. Wir selbst werden den praktischen Austausch unserer Arbeit über die Grenze hinweg zunächst einstellen. Das ist sonst tägliche Praxis. Aber die Nachricht über das Virus ist echt alarmierend", erklärt Pleines. Schon seit Jahren sind die Biologen und ihre Unterstützer gehalten, Gerät wie beispielsweise Kescher nach dem Gebrauch in der Natur unbedingt zu desinfizieren. Auch deswegen soll die kontaminierte Fläche in den Niederlanden möglichst isoliert werden. "Das wird schwierig genug sein, Grenzen gibt es für die Natur nicht. Die Wasserflächen sind populationstechnisch vernetzt, eine Übertragung auf natürlichem Wege ist nicht auszuschließen", sagt die Biologin besorgt.

Die Unteren Landschaftsbehörden der Kreise Viersen und Heinsberg teilen diese Besorgnis. Auch sie hoffen, die Amphibien-, Reptilien- und Fischbestände im Grenzgebiet schützen zu können. Für Menschen, Haustiere und Wild ist das Rana-Virus ungefährlich. Es kann aber durch sie verbreitet werden. Auf niederländischer Seite forschen Experten der Stiftung Ravon unter anderem nach dem Virus. Auch sie stehen aber noch am Beginn ihrer Arbeit.

(RP)
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