Viersen Reizende Herren

Viersen · Immer freitags wird bei der Arbeiterwohlfahrt in Viersen Skat gespielt. Jetzt gab's das Herbstturnier in familiärer Atmosphäre. Das Pils steht auf dem Tisch, Mettbrötchen werden gereicht — und dann schafft es eine Frau ins Finale...

 An Tisch zwei fliegt die Herz-Dame auf den Herz-Buben. Konzentriert blicken die Spieler beim Awo-Herbstturnier auf ihren 1970er-Jahre-Stühlen in ihre Karten, neben sich ein Glas Wasser oder Pils.

An Tisch zwei fliegt die Herz-Dame auf den Herz-Buben. Konzentriert blicken die Spieler beim Awo-Herbstturnier auf ihren 1970er-Jahre-Stühlen in ihre Karten, neben sich ein Glas Wasser oder Pils.

Foto: Kallianteris

Das Herbst-Skatturnier der Arbeiterwohlfahrt (Awo) in Viersen an der Petersstraße ist in vollem Gange. "Karo getrumpft!", wird an Tisch 5 gerufen und "Ich spiele eine Null mit Euch!" Die Antwort folgt sogleich: "Oh, das ist gefährlich!" "Ich passe!", ertönt es am nächsten Tisch. Rund 25 Teilnehmer sind konzentriert bei der Sache. Herbert Grefkes (78) lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. "Bei uns findet jeden Freitag von 13 bis 17 Uhr ein offenes Skatspiel für jedermann statt. Junge Menschen sind herzlich willkommen, wir freuen uns immer über neue Mitspieler", so der 1. Vorsitzende des Awo-Ortsvereins Viersen. Auch Frauen sieht man bei den Skatrunden gerne. Christine Welk (62) ist beim Turnier zwar als einzige Frau dabei, fühlt sich aber ganz und gar nicht als Minderheit. "Es macht mir sehr viel Freude hier mitzuspielen. So oft ich kann, nehme ich am offenen Skatspielen oder an den Turnieren teil."

Die Skatturniere finden jeweils einmal im Frühling und im Herbst statt. Gespielt werden drei Runden und das Startgeld in Höhe von fünf Euro wird voll ausgespielt. "Derjenige mit der höchsten Punktzahl am Ende gewinnt", erklärt Herbert Grefkes geduldig. "Skat lernt man nicht in fünf Minuten. Da gehört schon ein bisschen mehr dazu, als das Zuschauen. Und dann kommen noch die ganzen Raffinessen hinzu", ergänzt er mit einem Augenzwinkern.

Die Spannung steigt, keiner der Spieler lässt sich mehr ablenken. Nur wenn eine der anwesenden "guten Seelen" mit fragendem Blick an den Tischen vorbei geht, schauen sie von ihrem Blatt auf. "Ein Bier noch?", fragt Margot Schutz und nimmt auch die Bestellungen der anderen durstigen Herren auf. In der Küche ist ihre "Kollegin" Helga Feldt zugange. Sie belegt liebevoll Brötchen mit Käse, Schinkenwurst, Mett und schneidet Zwiebeln. "Damit auch alle gut versorgt sind", sagt die rüstige Rentnerin lachend. Und Margot Schutz fügt hinzu: "Es macht mir große Freude, ein Teil der Awo-Begegnungsstätte Viersen zu sein. Es ist wie eine große Familie."

Die Begegnungsstätte ist für sie und für viele andere auch eine Art Heimat, ein Ort, an dem sie sich wohl fühlen und sich einbringen können. "Wir sind hier zu fünft und haben unsere Aufgaben, die wir sehr gerne ehrenamtlich übernehmen. Morgen kommen wir um 9 Uhr wieder hierher und werden erst einmal ausgiebig und in Ruhe frühstücken. Danach räumen wir auf und putzen", sagt Helga Feldt. Das machen wir gerne!", bekunden beide Frauen.

Klaus-Peter Flintrop ist Kreisvorsitzender der Awo und Geschäftsführer des Ortsvereins Viersen und arbeitet ebenfalls ehrenamtlich. "Solche Einrichtungen sind wichtig, um Menschen jedes Alters in Begegnung zu bringen, sie mit unterschiedlichen Angeboten und Veranstaltungen zu fördern, ihnen eine Anlaufstelle zu geben und mit Rat und Tat zur Seite zu stehen. Man freut sich über neue Mitglieder oder Menschen, die die Arbeit der Awo mit Spenden unterstützen. "Nur so können wir unseren Dienst an den Menschen aufrechterhalten", so Flintrop.

Die zweite Runde startet. Jochen Häntsch (80) freut sich über ein gutes Blatt. Auch wenn sich das Turnier mitsamt der anschließend stattfindenden Tombola, die ausschließlich aus Warenspenden besteht, schon mal bis Mitternacht hinzieht. "Bei den Skatturnieren bin ich immer dabei. Das lasse ich mir nicht entgehen!"

Auch Hermann Königs (77) ist begeisterter Skatspieler. "Wir haben hier auch richtige Profis dabei. Ausgebuffte Skatspieler, die nach ein bis zwei Zügen schon wissen, was der Mitspieler auf der Hand hat", berichtet er. "Aber wir sehen das Turnier eher locker, freuen uns an der Geselligkeit und haben sehr viel Spaß dabei", ergänzt Königs.

Bisher hat es noch keine Frau geschafft, das Turnier zu gewinnen. "Aber ich arbeite daran", sagt Christine Welk lachend. Immerhin hat sie es dieses Mal ins Finale unter die letzten drei Spieler geschafft. "Unterstützerinnen sind erwünscht. Vielleicht gelingt es ja, wenn der Frauendurchschnitt sich erhöht hat", fügt sie mit einem hoffnungsfrohen Schmunzeln hinzu.

(RP)
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