Kreis Viersen Rettungszeiten langen nicht

Kreis Viersen · Der Kreis Viersen braucht neben Schwalmtal eine zweite Rettungswache. Optimaler Standort ist Niederkrüchten-Heyen mit Notarzt. Zu diesem Ergebnis kommt das gestern vorgestellte Gutachten.

Nach Analyse der Einsatzdaten von 2006 traf Gutachter Uwe Lülf eine klare Aussage: Die Wache Schwalmtal kann vor allem in der Peripherie des Versorgungsgebietes die Hilfsfrist von zwölf Minuten nicht sicherstellen. Das am 1. März zusätzlich in Dienst gestellte Notarzt-Einsatzfahrzeug (NEF) habe einen guten Zeitgewinn erzielt, doch auch das Rendezvous-System – Rettungswagen (RTW) und Notarzt rücken getrennt aus – reiche für den gesetzlich vorgeschriebenen Versorgungsgrad im Rettungsdienst nicht. Als optimalen Standort ermittelte das Gutachten der Unternehmensberatung Rinke, das Lülf gestern in der Rettungsleitstelle in Viersen vorstellte, den Bereich Heyen unmittelbar an der B 221 bis zur Autobahnauffahrt A 52. Hier sollte neben einem RTW auch der Notarzt stationiert sein.

Brüggen und Elmpt im Nachteil

Das Gutachten fußt auf fünf Säulen: Auswertung aller Rettungseinsätze im Vorjahr, topografische Analyse, Computer-Simulation, eigene Messfahrten und vergleichbare Erfahrungswerte aus anderen ländlichen Gebieten. Unterschieden wird die Hilfsfrist – vom Moment, in dem der Disponent in der Leitstelle den Notruf annimmt, bis zum Parken des Rettungswagens am Einsatzort – und die Einsatzfrist von der Alarmierung des Rettungsfahrzeugs bis zum Eintreffen. Im gesamten Versorgungsgebiet wurde bei rund 68 Prozent der Einsätze eine Hilfsfrist von zwölf Minuten eingehalten, in der Folgeminute wurden 79 Prozent der Einsatzorte erreicht. Die Zeitanalyse gibt Klagen der Bürgermeister Recht: In Brüggen und Elmpt (mit Waldniel die Notfall-Schwerpunkte) kam Rettung nur in 36,5 und 39,1 Prozent der Fälle schneller als in zwölf Minuten, der Zielerreichungsgrad schwankte zwischen 58 und 88 Prozent aller Einsätze. Notfälle in Brüggen, Venekoten, Overhetfeld und Elmpt waren klar im Nachteil, eine reine Fahrzeit von neun Minuten langt nicht. „Hier erkennt man den Handlungsbedarf“, sagte Uwe Lölf.

Mit dem NEF verbesserte sich die Erreichbarkeit der Randgebiete deutlich. „Das war eine hervorragende Maßnahme“, betonte Lölf, „aber auch das reicht nicht aus, um das Versorgungsgebiet vollständig abzudecken.“ Von einer Wache Heyen aus seien sämtliche bebauten Gebiete in neun Minuten Fahrt erreichbar. In einer neuen Rettungswachen-Struktur habe Heyen mehr Einsätze zu fahren, daher solle dort der Notarzt stationiert sein.

Die Bürgermeister zeigten sich zufrieden mit dem Ergebnis. Gerhard Gottwald (Brüggen): „Wenn kurzfristig der zweite Standort realisiert wird, ist dem Anliegen der Gemeinde entsprochen.“ Herbert Winzen (Niederkrüchten): „Die Verwaltung erhält umgehend den Auftrag, nach infrage kommenden Gebäuden und Grundstücken Ausschau zu halten.“ Reinhold Schulz sah für Schwalmtal eine „leichte Einschränkung“, wenn künftig nur noch ein RTW an der Wache steht.

(RP)
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