Viersen Reuter schafft 300 Jobs — in Bedburg

Viersen · Der Bad-Fachhändler wollte ursprünglich in Viersen expandieren. Jetzt hat er ein rund 100.000 Quadratmeter großes Grundstück in Bedburg gekauft. In wenigen Wochen will er dort mit dem Bau einer neuen Logistik starten

 Blick ins Reuter-Lager in Mackenstein. Wegen beengter Kapazitäten fährt der Betrieb seit Monaten ein Drei-Schicht-System. Die Erweiterung soll Anfang 2017 im rund 40 Kilometer entfernten Bedburg gebaut werden.

Blick ins Reuter-Lager in Mackenstein. Wegen beengter Kapazitäten fährt der Betrieb seit Monaten ein Drei-Schicht-System. Die Erweiterung soll Anfang 2017 im rund 40 Kilometer entfernten Bedburg gebaut werden.

Foto: Reichartz

Es war bizarr: Während gestern Abend im Stadtrat Viersens Politiker noch darum rangen, ob ihre Abstimmung über eine geplante Erweiterung der Reuter-Zentrale im Gewerbegebiet Mackenstein öffentlich oder geheim durchgeführt werden sollte, war der Kaufvertrag für eine 100.000 Quadratmeter große Fläche in Bedburg bereits unterzeichnet. Der Fach- und Onlinehändler Reuter (Jahresumsatz: mehr als 200 Millionen Euro) erweitert seine Logistikkapazitäten nicht in Viersen, sondern in der 25.000-Einwohner-Stadt im rund 40 Kilometer entfernten Rhein-Erft-Kreis. Baubeginn ist für Anfang 2017 geplant.

Rund 100 Millionen Euro wollte das Familienunternehmen ursprünglich auf einer 230-Hektar-Fläche in Mackenstein investieren, rund 200, nach eigener Aussage "hoch qualifizierte", Arbeitsplätze in der Kreisstadt schaffen. Gestern teilte das Familienunternehmen nun mit, es sehe die Erweiterung der Logistik in Bedburg nur als ersten Schritt. Perspektivisch sollen in Bedburg weitere Standorte für Logistik ebenso wie für Ausstellungen folgen.

"Wir benötigen Platz für unsere Expansion", erklärte Firmengründer Bernd Reuter gestern. "In Bedburg finden wir optimale Bedingungen für eine langfristige und nachhaltige Ansiedlung vor." Das ausgewählte Grundstück liege verkehrsgünstig an großen Ballungszentren. "Weiterhin besteht ein rechtssicherer Bebauungsplan", sagte Reuter. Besonders hob Reuter die Rolle des Bedburger Bürgermeisters Sascha Solbach (SPD) hervor: "Er hat sich mit großem persönlichen Engagement für das Projekt eingesetzt. Wir haben während des gesamten Prozesses eine großartige und professionelle Unterstützung der Verwaltung und des Bürgermeisters erfahren." Unsere Redaktion hatte bereits im September über eine mögliche Ansiedlung in Bedburg berichtet. "Natürlich bemühen wir uns, ein Vorzeigeunternehmen des digitalen Handels wie Reuter zu bekommen", erklärte Solbach damals. Gestern freute er sich über den Deal: "Wir arbeiten seit Monaten sehr intensiv daran, neue Perspektiven für unsere Stadt aufzubauen und große, solvente Unternehmen von den Vorzügen unseres Standortes zu überzeugen." Anders als in Viersen leben in Bedburg keine Menschen in der unmittelbaren Nähe des Grundstücks. Der Gewerbesteuerhebesatz ist in Viersen mit 450 Prozent niedriger als in Bedburg (495 Prozent).

Der Stadtrat stimmte gestern dem Bebauungsplan für die Reuter-Erweiterungsfläche zu - gegen die Stimmen von Grünen, Linken und CDU-Ortsbürgermeister Michael Aach. Was daraus jetzt wird? Die Antwort des Familienunternehmens klingt nebulös. "Da die Anwohner bereits eine Klage gegen den Bebauungsplan angekündigt haben, wird Reuter ihnen Zeit für eine rechtliche Prüfung des Plans geben, bis Gerichte für Rechtsfrieden sorgen."

(mrö)
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