Schwalmtal Röslersiedlung: Firma holt Giftboden raus

Schwalmtal · Die Tiefbaufirma, die in mehreren Straßen in der Röslersiedlung in Waldniel belastetes Bettungsmaterial verbaute, wird es jetzt austauschen. Wie die Schwalmtalwerke gestern mitteilten, dauern die Arbeiten acht bis zehn Wochen

 In mehreren Straßen in der Röslersiedlung wurde in den Jahren 2009 und 2010 unter dem Pflaster belastetes Bettungsmaterial verbaut. In den kommenden Wochen wird das Material durch ein Sand-Basalt-Gemisch ausgetauscht.

In mehreren Straßen in der Röslersiedlung wurde in den Jahren 2009 und 2010 unter dem Pflaster belastetes Bettungsmaterial verbaut. In den kommenden Wochen wird das Material durch ein Sand-Basalt-Gemisch ausgetauscht.

Foto: Busch

Das belastete Bettungsmaterial, das in einigen Straßen in der Röslersiedlung verbaut wurde, wird ab Mitte kommender Woche ausgetauscht. Die Halteverbotsschilder stehen schon. Die Schwalmtalwerke als Eigentümer der Straßen haben die Anwohner der Gustav-, Josef- und Willy-Rösler-Straße informiert, wie der Austausch vonstatten gehen soll.

Die Gustav- und Josef-Rösler-Straße sowie Teile der Willy-Rösler-Straße wurden in den Jahren 2009 und 2010 saniert. 73 Haushalte gibt es dort insgesamt. 2012 kam der Verdacht auf, dass die Firma, die die Sanierung ausführte, nicht das Material verbaut haben könnte, das die Schwalmtalwerke bestellt hatten, sondern ein anderes Material.

Die Schwalmtalwerke gaben daraufhin ein Gutachten in Auftrag. Dabei wurden im Bettungsmaterial Schwermetalle nachgewiesen. Insbesondere bei Blei, Kupfer und Zink wurden erhöhte Werte festgestellt. Doch eine Gefährdung gehe von diesen erhöhten Werten nicht aus - weder für Mensch, noch für Boden oder Grundwasser, gaben die Schwalmtalwerke bekannt. Ein Ausbau des Bettungsmaterials sei daher nicht notwendig.

2013 strengten die Schwalmtalwerke ein Beweissicherungsverfahren an. Im Laufe der Zeit wurde klar: Würden die Schwalmtalwerke gegen die Firma klagen, die das belastete Material verbaut hatte, würde sich das Verfahren vielleicht über Jahre hinziehen. Im vergangenen Jahr einigten sich die Schwalmtalwerke und die Firma auf einen außergerichtlichen Vergleich. Im Interesse der Anwohner, so erklärte Bürgermeister Michael Pesch damals, habe man eine vernünftige, zeitnahe Lösung gewollt. Denn die Anwohner waren in Sorge: Sie fürchteten nicht nur gesundheitliche Schäden durch die Schwermetalle im Boden, sondern auch finanzielle: Der Kreis Viersen hatte die entsprechenden öffentlichen Flächen als Verdachtsflächen ins Altlastenkataster eingetragen. Dadurch, so erklärten die Anwohner, wären ihre Grundstücke weniger wert.

Pesch sicherte den Anwohnern zu, dass die Gemeinde beim Kreis auf eine Löschung der Flächen aus dem Altlastenkataster dringen werde, wenn die Straßen erst saniert sind. Damit geht es jetzt los. In der kommenden Woche starten die Arbeiten im Gehwegbereich der Willy-Rösler-Straße, es folgen der Stichweg zur Gustav-Rösler-Straße und der Gehweg auf beiden Seiten der Gustav-Rösler-Straße. Im nächsten Bauabschnitt wird das Bettungsmaterial der Fahrbahn an der Gustav- und Josef-Rösler-Straße ausgetauscht, bevor der Gehweg an der Zufahrt zur Rickelrather Straße saniert wird. Insgesamt soll die Sanierung acht bis zehn Wochen dauern.

Nach Angaben der Schwalmtalwerke wird zunächst das Pflaster in dem jeweiligen Abschnitt aufgenommen, gereinigt und bis zum Wiedereinbau gelagert. Dann werden das Bettungsmaterial und ein Teil der unteren Tragschicht herausgeholt und entsorgt. Danach wird die Tragschicht wieder auf die vorherige Höhe gebracht. Statt eines Recyclingmaterials, das zuvor verwendet wurde, wird diesmal ein Sand-Basalt-Gemisch als Bettungsmaterial eingebracht, bevor das Pflaster wieder verlegt wird. Die Höhe des Pflasters werde sich durch die Sanierung nicht ändern, teilen die Schwalmtalwerke mit. "Aus dem jetzt gelieferten Sand-Basalt-Gemisch werden wir Proben nehmen", kündigt Schwalmtalwerke-Vorstand Dirk Lankes an. Von Bettungsmaterial und Tragschicht werden Proben genommen, die nach Absprache mit dem Kreis Viersen geprüft werden. "Ziel ist es, die Löschung der Fläche aus dem Altlastenkataster zu erreichen", erklärt Lankes.

Im außergerichtlichen Vergleich hielten die Vertragspartner fest, dass die Tiefbaufirma das Pflaster aufnimmt, das Bettungsmaterial herausholt und die Straßen neu pflastert. Auch zahlt die Firma die Entsorgung des belasteten Materials. Die Schwalmtalwerke als Eigentümer der Straße übernehmen einen Teil der Kosten, das ist ein knapp sechsstelliger Betrag. Die Prozesskosten teilten sich die Schwalmtalwerke und die Firma. Hätte die Gemeinde Schwalmtal das Material selbst ausbauen lassen, hätte das nach Schätzung eines Gutachters rund 300.000 Euro gekostet.

(RP)
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