Brüggen Rund 200.000 Euro für die Kasematten

Brüggen · Die Sicherung der Kasematten an der Brüggener Burg wird zum Großprojekt. Ein Burgenforscher warnt vor Einsturzgefahr. Weil die Bäume auf dem Burgwall nicht mehr sicher stehen, ist er derzeit gesperrt

 Marietta Peckels von der Tourist-Info zeigt, wie es in den Kasematten aussieht. Die Anlage wurde im 16. Jahrhundert errichtet und für verschiedene Zwecke genutzt, etwa als privater Vorratskeller oder Luftschutzbunker.

Marietta Peckels von der Tourist-Info zeigt, wie es in den Kasematten aussieht. Die Anlage wurde im 16. Jahrhundert errichtet und für verschiedene Zwecke genutzt, etwa als privater Vorratskeller oder Luftschutzbunker.

Foto: Busch

Der Arbeitskreis zur Wiederherstellung der Kasematten hat getagt. Dabei stellte Joachim Zeune vom Büro für Burgenforschung aus Eisenberg-Zell eine Bestandsaufnahme vor und beschrieb, wie die Arbeiten fortgeführt werden können. Menno Mennenga von der Firma ReUnion media stellte eine mögliche virtuelle Rekonstruktion der Kasematten vor.

Im Rahmen des Interreg V-A Projekt "Kulturgeschichte digital" stehen der Burggemeinde Fördergelder zur Verfügung, doch muss die Gemeinde auch einen Eigenanteil übernehmen. Ende 2014 wurden die Kosten für die Wiederherstellung des Zugangs zur westlichen Kasematte mit rund 45.000 Euro angesetzt, Brüggen hätte inklusive der Kosten für die Erstellung der geplanten App einen Eigenanteil von 36.450 Euro zu tragen. Nun teilte Fachbereichsleiter Dieter Dresen mit, es werde deutlich teurer als die damals ohne konkreten Vorstellungen geschätzten Kosten.

"Die Kasematten sind eine kleine Herausforderung und ein bedeutendes Denkmal", erklärte Zeune, der 2016 die Kasematten untersuchte. Während des Baus habe jemand eine Windmühle in den Putz gekratzt. Die östliche Kasematte sei um 1520/1530 entstanden, viel Originalsubstanz sei noch vorhanden. Dort wurden wenige Splitterschutzwände im Zweiten Weltkrieg eingezogen.

Jedoch habe das Gewölbe nachgegeben, Risse bildeten sich. "Da muss ein Statiker ran", sagt Zeune, der eine Einsturzgefahr sieht. Der Baugrund gebe nach. "Wir können den Bestand halten, aber leider in den Endgang niemanden hinein lassen", befürchtet der Fachmann. In der östlichen Kasematte soll virtuell dargestellt werden, wie es in der Kasematte um 1540 bis 1543 ausgesehen hat. Auch für die westliche Kasematte muss der Bewuchs des Walls entfernt werden, der Putz aus beiden Zeitperioden soll gesichert werden und die wertvollen Hinterlassenschaften im Putz. Außerdem müsse ein zweiter Durchgang geschaffen werden, um die Belüftung der Kasematte zu gewährleisten. Zeune hofft, dass man einen Fluchtgang von 1943 reaktivieren kann. Der Schwerpunkt der multimedialen Erschließung liegt in der westlichen Kasematte auf die Zeit von 1943 bis 1945. Ein Infotafelsystem soll Besucher der historischen Anlage über die Geschichte informieren. Zehn verschiedene Punkte sollen über die App "Kulturgeschichte digital" Zusatzinformationen bieten und den Ort rekonstruieren. "Sie bekommen die Illusion, dass Sie in die Schießscharte hineinschauen", so Mennenga.

Die Kasematte steht unter Denkmalschutz, somit habe der Eigentümer die Verpflichtung, das Gebäude zu erhalten, betonte Dieter Dresen. Auch im Außengelände gebe es dringenden Handlungsbedarf. Bereits vor einem Jahr hatte Landschaftsarchitekt Andreas Hermanns 24 Konfliktpunkte erarbeitet. In der Sitzung des Ausschusses für Wirtschaftsförderung, Stadtmarketing und Tourismus am 7. September sollen Beschlüsse über die weitere Vorgehensweise gefasst werden.

In einer groben Schätzung kommen für die Ertüchtigung der Kasematten etwa 170.000 Euro zusammen. Die virtuelle Rekonstruktion wird mit 40.000 Euro kalkuliert. Die Kostenschätzung für die Umgestaltung des Burgwalls oberhalb der Kasematten beläuft sich auf rund 120.000 Euro ohne den Burgpromenadenweg am Weiher sowie an den Kasematten entlang.

(RP)
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