Viersen Schule will alten Austausch beleben

Viersen · Der Austausch des Berufskollegs Viersen mit dem Regional College in Peterborough ist vor zehn Jahren eingeschlafen. Nun will die Schule ihn wieder aufleben lassen und ist wieder in Viersens Partnerstadt gereist.

Vor zehn Jahren haben zwei Lehrer aus Peterborough beschlossen, mit ihren Familien nach Deutschland zu ziehen. Sie waren damals in England für den Schüleraustausch zuständig, erzählt Birgit Zerres. "Danach war an der Schule niemand mehr bereit, den Schüleraustausch weiterzuführen." Zerres ist bei der Stadt Viersen für Städtepartnerschaften zuständig. Sie sei extra nach England gereist, habe an der Schule gebettelt, gefleht. Nichts geschah.

Erst jetzt scheint am Regional College in Peterborough wieder Interesse daran zu bestehen, dass der Schüleraustausch mit dem Berufskolleg in Dülken auflebt. Ende November sind 27 Schüler und vier Lehrer der Höheren Berufsfachschule für Sozial- und Gesundheitswesen am Berufskolleg nach Peterborough gereist. Begonnen hatte der Austausch vor etwa 30 Jahren, nun soll er nach der zehnjährigen Pause ohne viele schriftlich niedergelegte Regeln weitergeführt werden: Im kommenden Jahr sollen englische Schüler nach Deutschland reisen, dann ist ein erneuter Besuch der deutschen Schüler in England geplant, erzählt die Studiendirektorin Danièle Hamdan.

Das englische College wolle sich international öffnen und Schulen in anderen Ländern als Kooperationspartner gewinnen. Der Lehrer Ulrich Unzner, der jetzt mit nach Peterborough gefahren ist, findet das bemerkenswert. Er hat in England mit vielen Menschen gesprochen, die Europa skeptisch gegenüberstehen und froh sind, keinen Euro zu haben. "Einige wollen lieber heute als morgen aus der EU austreten." Auch Zerres hat bemerkt, dass das Interesse in an Kooperationen abgenommen habe. Außerdem seien viele nicht mehr bereit oder in der Lage, einen Austausch uz finanzieren.

Der erste Besuch der deutschen Schüler dauerte einen Tag. In dieser Zeit haben sich die Lehrer getroffen, die Schüler besuchten einige Klassen. Vom Ausmaß des Colleges waren sie beeindruckt, Erik Stahlberg nennt den Komplex mit 8000 Schülern und Studenten gigantisch. "Das ist was anderes als das Berufskolleg Dülken." Die Klassen sind mit Beamern und White Boards ausgestattet. Im College setzen die englischen Schüler praktisch um, was sie lernen. So gibt es zum Beispiel einen Friseur, bei dem die Schüler die Haare schneiden, Cafeterien, für die die Schüler Essen und Getränke zubereiten, und ein Reisebüro.

Voneinander zu lernen soll im Vordergrund des Austausches stehen. Die Gesundheits- und Sozialsysteme in England und Deutschland unterscheidet sich voneinander. Über diese Unterschiede haben die Schüler kurz gesprochen. Neben Peterborough haben die Schüler London besucht und sich dort die Arbeit an einem Civic Center angesehen, in dem zum Beispiel Mütter unterstützt werden, die Hilfe bei der Erziehung ihrer Kinder brauchen. Außerdem schauten sie sich unter anderem eine Behinderteneinrichtung und einen Kindergarten an.

Die Schüler in Dülken werden in einem halben Jahr ihre Fachhochschulreife machen, ihr Fachabitur. Viele von ihnen haben noch nie an einem Schüleraustausch teilgenommen, viele waren vor dem November auch noch nicht in England. "Ich kann mir auf jeden Fall vorstellen, da mal länger hinzugehen", sagt Erik Stahlberg nun. Er würde zum Beispiel gerne ein Fachpraktikum machen.

(RP/rl)
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