Niederkrüchten Schulen in Gefahr

Niederkrüchten · Die beiden weiterführenden Schulen der Gemeinde Niederkrüchten, die Realschule und die Hauptschule, sind wegen Schülerschwund akut in ihrem Bestand gefährdet. Das zeigt der neue Schulentwicklungsplan.

"Ein ziemliches Desaster", so beschreibt Tilman Bieber die Situation. Er ist Schulentwicklungsplaner beim Bochumer Unternehmen "komplan" und stellte im Schulausschuss der Gemeinde Niederkrüchten jetzt alarmierende Daten vor.

Zwar bleiben die Schülerzahlen im Bereich der Sekundarstufe I in den nächsten Jahren relativ konstant, aber das Wahlverhalten spricht gegen die Hauptschule und die Realschule. Nur noch sechs Prozent der Niederkrüchtener Grundschulabgänger besuchen nach der Prognose künftig die Hauptschule.

Diese hat schon heute Mühe, die Mindest-Klassenstärke von 18 Schülern zu erreichen, um wenigstens einzügig zu arbeiten, so Bieber. Liegt die schwindende Akzeptanz der Hauptschule noch im landesweiten Trend, ist die prekäre Lage der erst 2001 eröffneten Realschule überraschend. Die als zweizügig ausgelegte Realschule verzeichnete zu Anfang eine enorme Nachfrage, musste in drei Jahrgängen sogar drei Eingangsklassen bilden.

Sie durfte zunächst keine Kinder aus Nachbargemeinden annehmen, weil zuerst die Niederkrüchtener Schüler bedient werden sollten. Genau das wird heute zum Problem: In den Nachbarorten haben die Eltern die Niederkrüchtener Realschule gar nicht mehr auf dem Zettel, sagt Schulleiterin Bärbel Buchwald. 34 Anmeldungen hatte die Realschule in diesem Jahr — nötig wären 56.

Nur 24 Prozent der Abgänger der drei Niederkrüchtener Grundschulen wechseln der komplan-Prognose zufolge künftig auf die Realschule. 35 Prozent entscheiden sich fürs Gymnasium und ebenfalls 35 Prozent für die Gesamtschule. 70 Prozent aller Grundschulabsolventen besuchen also eine weiterführende Schule außerhalb ihrer Heimatgemeinde.

Für die Hauptschule und die Realschule lautet die komplan-Folgerung daher: "Akut gefährdet." Bieber skizzierte drei Varianten, um der Gemeinde eine weiterführende Schule zu erhalten. Variante 1: Eine Verbundschule als Zusammenschluss von Haupt- und Realschule. Sie muss mindestens drei Züge aufweisen, im konkreten Fall also einen Hauptschulzug und zwei Realschulzüge.

Variante 2: Umwandlung der beiden Schulen in eine Dependance der Gesamtschule Brüggen. In diesem Fall hätte die Gemeinde aber keine eigenständige Sekundarschule mehr, so Bieber. Variante 3: Eine Gemeinschaftsschule, die derzeit von der neuen Landesregierung eingeführt wird. Hier lernen die Kinder in den Jahrgängen fünf und sechs jeweils gemeinsam und nicht nach Bildungsgängen differenziert. Ab Klasse 7 kann die Schulträger entscheiden, ob es bis Klasse 10 integrativ oder differenziert weitergeht.

Die Gemeinschaftsschule orientiert sich an gymnasialen Standards und soll über eine Kooperation mit einem Gymnasium oder einer Gesamtschule den Weg zum Abitur eröffnen.

(RP)
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