Viersen Schunk druckt jetzt dreidimensional

Viersen · Nun hat die Firma Schunk Ingenieurkeramik ihren neuen 3-D-Drucker in Betrieb genommen. Regierungspräsidentin Anne Lütkes ließ sich die innovative Technik erklären und setzte den Prozess per Mausklick in Gang.

 Neben Regierungspräsidentin Anne Lütkes waren unter anderem zu Gast: Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky vom Landeswirtschaftsministerium, Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, Willichs Bürgermeister Josef Heyes und Peter Hauptmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Viersen.

Neben Regierungspräsidentin Anne Lütkes waren unter anderem zu Gast: Staatssekretär Dr. Günther Horzetzky vom Landeswirtschaftsministerium, Jürgen Steinmetz, Hauptgeschäftsführer der IHK Mittlerer Niederrhein, Willichs Bürgermeister Josef Heyes und Peter Hauptmann, Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Kreis Viersen.

Foto: Kaiser

Mit einem simplen Mausklick setzt Regierungspräsidentin Anne Lütkes einen Produktionsprozess in Gang, der zwei bis drei Tage dauern wird. Doch das ist rasend schnell im Vergleich zu den Verfahren, mit denen aus dem Werkstoff Siliziumcarbid bisher Teile hergestellt wurden. Die Firma Schunk Ingenieurkeramik im Gewerbegebiet Münchheide hat nun ihren neuen und in der Keramikindustrie wohl einzigartigen 3-D-Drucker in Betrieb genommen, der gar nicht so viel anders funktioniert als der Tintenstrahldrucker zu Hause. Und doch gilt das Verfahren, dreidimensionale Produkte mit einem Drucker herzustellen, für manche als industrielle Revolution. Kein Wunder also, dass dem ersten Mausklick nun viel Prominenz aus Wirtschaft und Politik beiwohnte.

 Komplexe Formen lassen sich mit einem 3-D-Drucker realisieren.

Komplexe Formen lassen sich mit einem 3-D-Drucker realisieren.

Foto: Schunk

3-D-Drucker werden inzwischen in einigen Bereichen eingesetzt, die Firma Schunk hat ein solches Gerät allerdings so umfunktioniert, dass es Keramik verarbeiten kann - eines der härtesten und hitzebeständigsten Materialien überhaupt. So können Komponenten hergestellt werden, die "bisher wegen ihrer Komplexität und Größe nicht realisierbar waren", erklärt Dr. Arthur Lynen, Entwicklungsleiter bei Schunk in Willich. Bisher befand sich der Drucker im Entwicklungsstadium. Da die Bezirksregierung die Produktionsanlage nun genehmigt hat, kann die Produktion beginnen. Einen ersten Auftrag gibt es schon: Düsen für Rauchgasentschwefelungsanlagen.

1,1 Millionen Euro hat die Firma dafür investiert, wie Geschäftsführer Joachim Heym den Gästen erklärte. Weitere drei Millionen Euro will Schunk bald investieren, um die Technik auszubauen und weitere Arbeitsplätze (bisher sind es 200 in Willich) zu schaffen. Das freut Bürgermeister Josef Heyes: "Innovationen wie diese machen einen Bürgermeister natürlich stolz. Und uns geht es darum, dass Arbeitsplätze geschaffen werden, um eine möglichst hohe Beschäftigungsquote in der Stadt zu haben", sagte Heyes vor den rund 40 Gästen.

Der etwa 3,8 mal 2,5 mal 2,4 Meter große Drucker sieht unspektakulär aus, und ihm bei der Arbeit zuzuschauen, ist nicht sonderlich spannend. Er macht keinen Lärm, er rumpelt nicht, er produziert keine Hitze - er druckt halt einfach in Ruhe vor sich hin. Und das geht so: Der Drucker legt zunächst eine gleichmäßige Schicht des Siliziumcarbid-Pulvers aus. Punktgenau wird dann an den entsprechenden Stellen ein Kleber aufgebracht, der die nun folgende Pulverschicht mit der darunter verbindet. Und so geht es bis zu 2000-mal weiter, bis die Werkstücke fertig sind. Diese müssen nun aus dem überschüssigen Pulver "ausgegraben" werden und wandern dann in den Brennofen, um die für Keramik typische Härte zu erreichen.

Geschäftsführer Joachim Heym beschreibt die Vorteile des Verfahrens: Komplexe Formen sind möglich, der Energiebedarf ist gering, die Materialausnutzung ist maximal, da der Überschuss weiterverwendet werden kann, es gibt keine Werkzeugkosten wie bei anderen Verfahren, was es für den Kunden preiswert macht, und die Produktionszeiten sind kurz. Denn beim klassischen Gießen oder Pressen beispielsweise müssen zunächst aufwendig Formen hergestellt werden, was die Durchlaufzeit von der Bestellung des Kunden bis zur Lieferung auf acht bis zehn Wochen treibt. Beim 3-D-Druck muss der Kunde lediglich eine digitale Zeichnung des herzustellenden Produktes schicken, und schon kann es losgehen. Oder ein Teil wird eingescannt und mithilfe des Druckers gleichsam kopiert. Mit Brennvorgang und Nachbearbeitung beträgt die Durchlaufzeit nun insgesamt lediglich zwei bis drei Wochen.

(RP)
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