Viersen Seit Jahrzehnten gibt es Streit um den Streckenverlauf

In der Diskussion um den Eisernen Rhein herrscht Uneinigkeit darüber, wofür der Begriff steht. Staatssekretär Enak Ferlemann (CDU) sagte jüngst, man prüfe für den Eisernen Rhein eine Strecke von Venlo über Kaldenkirchen nach Rheydt.

Udo Schiefner (SPD), Mitglied im Bundesverkehrsausschuss, ordnet dies ein: "Das ist sinnbildlich zu verstehen, weil Warenströme umgeleitet würden." Sinnbildlich? Damit erklärt Schiefner höflich, dass die Ferlemann-Variante weder der Eiserne Rhein wäre, noch dessen Funktion erfüllen würde. Ursprünglich bezeichnet der Begriff die kürzeste Zugverbindung zwischen Antwerpen und dem Ruhrgebiet. Die ersten Züge rollten in den 1870-er Jahren vorbei an den Bahnhöfen Roermond, Dalheim, Wegberg und Rheydt. Nachdem der Verkehr nach dem Zweiten Weltkrieg weitgehend zum Erliegen gekommen und später Teile der Strecke zurückgebaut worden waren, wurde der Güterverkehr entlang der Route 1992 eingestellt.

Anschließend wurde unter anderem über die Reaktivierung der alten Trasse, aber auch über Neubau-Alternativen diskutiert. Darunter war ein Verlauf entlang der A 40 (also ab Duisburg vorbei an Moers, Herongen und Venlo). Die Reaktivierung und die A-40-Trasse sind derzeit nicht mehr im Gespräch. Noch nicht vom Tisch ist ein Neubau entlang der A 52, also über Viersen und Elmpt. Diese Streckenführung lehnen Politiker aus der Kreisstadt ab, da sie fürchten, Viersen werde durch die langen Güterzüge zerschnitten und durch Lärm beeinträchtigt. Dass diese Variante kommt, gilt aber als wenig wahrscheinlich - unter anderem, weil mit Kosten von einer halben Milliarde Euro zu rechnen ist.

Die aktuell als Bundes-Trasse bezeichnete Variante, die Ferlemann ins Gespräch gebracht hat, bezeichnen viele Politiker nicht als Eisernen Rhein. Dabei würde die Verbindung Kaldenkirchen-Dülken zweispurig ausgebaut. Der CDU-Landtagsabgeordnete Marcus Optendrenk sagt, dass die Verbindung nicht zu einer starken Zunahme des Güterverkehrs führen würde: "Die Güterzüge müssten in Viersen kopfmachen", also die Richtung wechseln. Dies sei teurer, als wenn die Züge alternativ über Montzen fahren würden. Viersens Bürgermeister Günter Thönnessen hingegen fürchtet, dass die ausgebaute Strecke doch einen Ersatz für den Eisernen Rhein darstellen könnte. Er befürchtet, dass nach einem Ausbau der Strecke auch die Viersener Kurve gebaut würde - eine Bahnstrecke, die das Wenden der Züge überflüssig macht. "Ich will das nicht herbeireden", sagt er. "Aber wir müssen uns gegen solche Pläne wehren. Sonst reiben wir uns am Ende die Augen, wenn doch lange, laute Güterzüge durch Viersen rollen."

(con)
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