Kreis Viersen Shitstorm gegen Schummer für Juso-Tweet

Kreis Viersen · Uwe Schummer, CDU-Bundestagsabgeordneter aus dem Kreis Viersen, erntet für die Verbreitung einer Karikatur über den Kurznachrichtendienst Twitter massive Kritik. Der SPD-Abgeordnete Udo Schiefner urteilt: "Niveaulos"

 Die Collage zeigt den Bundesvorsitzenden der Jusos, Kevin Kühnert, beim SPD-Parteitag am Sonntag, mit Zipfelmütze, zwischen den AfD-Spitzenpolitikern Alice Weidel (v.l.), Beatrix von Storch und Alexander Gauland.

Die Collage zeigt den Bundesvorsitzenden der Jusos, Kevin Kühnert, beim SPD-Parteitag am Sonntag, mit Zipfelmütze, zwischen den AfD-Spitzenpolitikern Alice Weidel (v.l.), Beatrix von Storch und Alexander Gauland.

Foto: RP

Der CDU-Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Viersen, Uwe Schummer, hat gestern mit einem Beitrag im Kurznachrichtendienst Twitter massive Kritik auf sich gezogen. Am Dienstagabend hatte der Willicher eine Collage eines Bekannten gepostet. Unter dem Schlagwort "Geheimwaffe #Jusos" veröffentlichte Schummer das Bild, das den Bundesvorsitzenden der SPD-Nachwuchsorganisation, Kevin Kühnert, beim SPD-Parteitag zeigt - allerdings mit Zipfelmütze. Die AfD-Spitzenpolitiker Alice Weidel, Beatrix von Storch und Alexander Gauland schauen auf Kühnert. Unter Gauland heißt es in einer Denkblase: "Unser bester V-Mann".

Die Jusos hatten unter dem Motto "Tritt ein, sag' Nein" dafür geworben, in die SPD einzutreten, um bei einem Entscheid der SPD-Mitglieder eine große Koalition mit CDU/CSU ablehnen zu können. Er habe durch seine Collage die Sorge, dass Kühnerts Aktion zu Neuwahlen führen und dadurch die AfD stärken könne, zum Ausdruck bringen wollen, erklärte Schummers Bekannter gestern auf Anfrage: "Man überlegt, dass er nicht überschaut, was er damit anrichtet."

Für die Veröffentlichung der Collage wurde Schummer heftig kritisiert. "Erbärmlich", "dämlich", "geschmacklos", "widerlich", "unwürdig, das ist unterste Schublade" - so kommentierten Twitter-Nutzer Schummers Tweet. Ulrich Kelber (SPD), Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesjustizministerium, schrieb: "Herr Kollege, das ist widerlich. Vorschlag: Vorher nachdenken. Jetzt bleibt Ihnen eigentlich nur eine dicke Entschuldigung." Der SPD-Generalsekretär Lars Klingbeil erklärte: "Peinlich. Eine offene und lebendige demokratische Diskussion, wie die SPD sie führt, ist das beste Mittel gegen Rechtspopulisten." Der SPD-Bundestagsabgeordnete aus dem Kreis Viersen, Udo Schiefner, äußerte sich bei Facebook: "Ein solcher Tweet ist einfach niveaulos und zeugt nicht gerade von politischem Stil! Er schürt vielmehr das eh schon vorhandene Misstrauen gegen die Fortsetzung der Groko. Ich glaube, hier täte ein Urlaub mal gut, damit der Kopf wieder frei wird!!" Kühnert als V-Mann der AfD darzustellen, überschreite die Grenzen des guten Geschmacks, betonte Schiefner im Gespräch. Lukas Maaßen, Vorsitzender der Jusos im Kreis Viersen, äußerte sich ebenfalls: "Offensichtlich verleitet die Angst vor Neuwahlen und persönlichem Mandatsverlust Herrn Schummer zu geschmacklosen Ausfällen." Die Willicher Jusos kritisierten Schummers Tweet ebenfalls scharf: "Die SPD kämpft seit über 150 Jahren gegen solche Ideologien an, immer mit dabei waren die jungen Mitglieder. Schummers Äußerungen, die die Jusos in Richtung von Nazis und Faschisten stellen, sind auf tiefstem Niveau", teilte Vorsitzender Jan Lützler mit. Sein Stellvertreter Lukas Kothen erklärte: "Schummers Verhalten ist von diesem modernen Wege weit entfernt. ,Erfahrung schafft Vertrauen' war der Wahlkampf-Slogan, mit dieser Aktion sät er Misstrauen und Unverständnis."

Auf die Frage, was ihn bewogen habe, das Bild zu veröffentlichen, erklärte Schummer: "Ich kam von einer Veranstaltung in Kempen und habe mich über die Juso-Kampagne geärgert." Er hätte "zwei, drei Minuten darüber nachdenken sollen", so der Bundestagsabgeordnete. Es gebe Themen, die man mit einer Karikatur kommentieren könne, "aber das war dem Thema nicht angemessen. Ich habe Gefühle verletzt, das tut mir leid". Auch bei Twitter bat er um Entschuldigung. Im Gespräch betonte Schummer: "Das Anliegen war mir wichtig. Aber die Methode, das zu transportieren, war falsch."

(RP)
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