Viersen So viel Karneval steckt in klassischer Musik

Viersen · Mit Mozart, Schumann und einem Staubsauger-Solo demonstrierte das WDR-Funkhausorchester, wie heiter und lustig klassische Musik sein kann. In der Festhalle spielte das WDR-Orchester sein Programm "Klassik Alaaf und Helau!"

 Heitere Töne in der Festhalle: Dirigent Enrico Delamboye und das WDR-Funkhausorchester

Heitere Töne in der Festhalle: Dirigent Enrico Delamboye und das WDR-Funkhausorchester

Foto: Jörg Knappe

Rheinländer verorten den Karneval ja zunächst mal in unserer Region. Da lag es für das WDR-Funkhausorchester nahe, sein Programm in der Viersener Festhalle mit dem ersten Satz von Robert Schumanns "Rheinischer Sinfonie" zu beginnen. Die Musik hat zwar direkt nichts mit Fastnacht zu tun, strahlt aber eine unbeschwerte Heiterkeit aus. Das liege daran, scherzte Moderator Martin Zingsheim, "dass Schumann Sachsen hinter sich gelassen hatte und froh war, im Rheinland angekommen zu sein".

Zingsheim moderierte locker und manchmal auch etwas flapsig. Einige seiner Pointen waren nicht sehr geschmackvoll und kamen deswegen auch nicht so recht beim Publikum an. Das fiel nicht allzu sehr ins Gewicht, denn dank des gut aufgelegten Orchesters und seines Dirigenten Enrico Delamboye fühlten sich die Zuhörer unterm Strich glänzend unterhalten.

Einige Musiktitel nahmen sich den Karneval direkt vor, so Verdis Vorspiel zur Oper "Ein Maskenball", der Walzer "Faschingskinder" von Carl Michael Ziehrer oder der "Karneval von Venedig". Letzteres ist ein Bravourstück für Trompeter, die Melodie ist bekannt unter dem Titel "Mein Hut, der hat drei Ecken". Spaßeshalber trug Solotrompeter Reinhard Ehritt bei seinem Auftritt deshalb auch einen Dreispitz-Hut. Die äußerst schwierig zu spielenden Variationen meisterte Ehritt großartig.

Eindrucksvoll demonstrierte das WDR-Funkhausorchester, dass Karneval etwas mit Spaß zu tun hat. Musikalisch kündeten davon heitere, parodierende Werke. Dazu gehörte "Ein musikalischer Spaß", in dem sich Mozart über einfallslose Komponisten und unbedarfte Instrumentalisten lustig macht.

Für viel Heiterkeit sorgte auch Opus 57 des britischen Komponisten Sir Malcolm Henry Arnold, der als Solisten drei Staubsauger, einen Bodenpolierer und einen Gewehrschützen einsetzte.

Heitere Töne sind dem WDR-Funkhausorchester Köln durchaus nicht fremd. Zum Repertoire gehören der gesamte Bereich der Unterhaltungsmusik mit Musical, Operette, Filmmusik, aber auch Klassik, Jazzverwandtes und seit einigen Jahren auch Musik zu Videospielen. Gegründet wurde das WDR-Funkhausorchester im Jahr 1947. Es ging aus mehreren Instrumental-Formationen hervor, die zum Teil seit 1927 existierten. Bis 2014 hieß es WDR-Rundfunkorchester. Es gilt heute als das Aushängeschild des Kölner Senders und hat derzeit rund 50 Musiker.

Fast wären über dem vielseitigen Programm in Viersen aber die typischen "Kölsche Tön" zu kurz gekommen. Die wurden als Zugabe mit einem Potpourri dann gehörig nachgeholt - der begann mit "Wenn dat Trömmelche jeht".

(-tr)
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