Viersen Sorgentelefon: 4500 Kinder riefen an

Viersen · Vor 25 Jahren gründete sich die Ortsgruppe Viersen des Kinderschutzbunds. Zu ihr gehören Spielgruppen und die "Nummer gegen Kummer". Morgen feiert sie am Stadthaus. Kinder dürfen dort Reden halten nach britischen Vorbild

 Vorstandmitglieder Birgitta Föhr (l.) und Sylvia Rohwer.

Vorstandmitglieder Birgitta Föhr (l.) und Sylvia Rohwer.

Foto: Senf

Als der Viersener Kinderschutzbund im November 2016 Alarm schlug, seien die Reaktionen fast alle gleich gewesen. "Die meisten waren erstaunt, weil sie gar nicht wussten, dass wir uns selbst finanzieren", berichtet Sylvia Rohwer aus dem Vorstand der Ortsgruppe. Die Spendenbereitschaft war daraufhin so groß, dass das Defizit von rund 15.000 Euro bis zum Jahresende ausgeglichen werden konnte.

Der Kinderschutzbund feiert in diesem Jahr Jubiläum. Vor 25 Jahren hatte sich die Ortsgruppe gegründet. Heute unterstützen sie 220 Mitglieder mit ihren Spenden sowie 40 bis 50 aktive Ehrenamtler zwischen 21 und 75 Jahren mit ihrer Zeit. "Wir brauchen viel, denn wir haben viele Projekte", sagt Birgitta Föhr, ebenfalls im Vorstand. Angefangen hatte der Verein einst mit Spielgruppen, einer Babysitter-Vermittlung und dem Verleih von Autositzen für Kleinkinder. Die Spielgruppen gibt es noch immer, von montags bis donnerstags betreuen Ehrenamtler je acht bis zehn Kinder ab zwei Jahren bis zum Kindergarteneintritt. Zudem gibt es eine Hausaufgabenbetreuung, im Babytreff tauschen sich Mütter aus.

Ein wichtiges Standbein für den Viersener Kinderschutzbund ist die "Nummer gegen Kummer", das deutschlandweite Kinder- und Jugendhilfetelefon. Rund 4500 Anrufer haben im vergangenen Jahr die Telefonnummer 116 111 gewählt und einen der Ehrenamtler in Viersen erreicht. Seit einiger Zeit ist auch der Kontakt per E-Mail möglich (www.nummergegenkummer.de). 30 Freiwillige machen in Viersen bei dem Angebot mit. Im September sollen 13 weitere die dazugehörige Ausbildung starten. "Die kostet richtig Geld", sagt Föhr. Es gehe um mehrere Tausend Euro. Für die geplante Ausbildung sei die Finanzierung gesichert, allerdings stehen in den kommenden zwei Jahren weitere Schulungen der Ehrenamtler an.

Der Verein hat nach Aussage der Vorstandsmitglieder Ausgaben in Höhe von 60.000 Euro jährlich. Zwar gebe es von der Stadt Viersen einen Zuschuss, aber mit dem alleine seien die Kosten bei weitem nicht zu decken, sagt Rohwer. Im Herbst müssen die Zusagen für die Projekte im kommenden Jahr gemacht werden. Immerhin: "Wir sind nicht so besorgt wie im vergangenen Jahr", sagt Föhr, die sich seit zehn Jahren im Verein engagiert.

Den runden Geburtstag feiert der Viersener Kinderschutzbund am morgigen Mittwoch, 20. September. Wie in jedem Jahr steht an diesem Tag das Fest des Vereins zum Weltkindertag auf dem Rathausmarkt und in der Stadtbibliothek Viersen an, aber dieses Mal soll alles noch ein bisschen größer sein. Das Motto lautet "Kindern eine Stimme geben". Dazu sind Grundschüler und Kindergartenkinder angehalten, Bilder zu malen und dem Kinderschutzbund zu schicken. Am Ende des Tages werden Sieger gekürt und Preise verliehen. Zudem soll es eine sogenannte Speaker's Corner nach britischem Vorbild geben. Dort können sich Kinder vor die Besucher stellen und erzählen, was sie bewegt - ohne, dass sie unterbrochen werden. Angekündigt haben sich unter anderem die Trommelgruppe der Remigiusschule sowie die Tanzschule Behneke und der Regenbogenchor.

Bislang ist der Verein außerhalb des Sitzes an der Gereonstraße in Viersen im Treffpunkt atC@fé in Dülken und im Blauen Haus in Viersen vertreten. Gerne würden die Mitglieder noch viel mehr Kinder und Jugendliche in der Stadt unterstützen, sagt Rohwer, "Minimum in jedem Stadtteil, immerhin gelten 2500 bis 3000 Kinder in Viersen als arm". Die Sozialarbeiterin seufzt. "Aber das würde jedes Budget sprengen."

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort