Viersen Spannung im Nano-Truck

Viersen · Der Fortschritt liegt in der Winzigkeit: Wissenschaftler des Forschungsministeriums erklärten in Viersen, welche Möglichkeiten die Nano-Technologie birgt. Schüler lernten, wie man nach neuesten Standards eine Solarzelle baut.

 Wir bauen eine Solarzelle: Wissenschaftlerin Dr. Julia Donauer zeigt den kleinen Besuchern des Nano-Trucks, wie man eine Solarzelle baut. Und zwar mit winzigen Materialien im Nanometer-Bereich.

Wir bauen eine Solarzelle: Wissenschaftlerin Dr. Julia Donauer zeigt den kleinen Besuchern des Nano-Trucks, wie man eine Solarzelle baut. Und zwar mit winzigen Materialien im Nanometer-Bereich.

Foto: Franz-Heinrich Busch

Es ist ein warmer Sommermorgen, an dem der zehnjährige Christian seine erste Solarzelle baut. Gut so. Bei der Sonne kann er herausfinden, ob sie funktioniert. Er hat alle Schichten zwischen den zwei Glasplättchen so zusammengetragen, wie es der Aufbau einer so genannten "Grätzel-Zelle" erfordert. Dr. Julia Donauer schaut ihm über die Schulter, prüft per Messgerät. "Ahh, funktioniert", sagt die Wissenschaftlerin. Sie ist eine der beiden Leiter des Nano-Trucks des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, der gestern und vorgestern auf dem Platz vor der Sparkasse hielt und den Viersenern die Nano-Technologie erklärte.

Christian geht in die vierte Klasse, hatte noch nie Physik, aber er hat jetzt mittels Nanotechnologie ein Element gebaut, das Strom produziert.

Was Gutes bauen

Man könnte auch ins Freibad gehen an diesem sonnigen Morgen. "Ich baue lieber etwas Gutes, als Schwimmen zu gehen", sagt Christian aus Viersen, einer der zehn Kinder und Jugendlichen, die sich zum ersten Workshop im Nano-Truck angemeldet haben. "Ich finde es wahnsinnig spannend, dass man so etwas selbst bauen kann. Aus so kleinen Teilchen."

Darum geht es nämlich bei Nano-Teilchen. Die Materialien, mit denen man arbeitet, sind der milliardste Teil eines Meters – eben ein Nanometer. Man müsste ein menschliches Haar 50 000 Mal spalten, damit es einen Nanometer dünn ist. Für die Wissenschaft und vor allem für den industriellen technologischen Fortschritt bietet diese winzige Größe hervorragende Eigenschaften. Christians Solarzelle zum Beispiel: Sie funktioniert nur, weil die Beschichtung der Glasplatte nicht glatt ist, sondern Strukturen im Nanobereich hat. Dadurch entsteht nicht eine Oberfläche mit einem Quadratzentimeter, sondern mit 6000 Quadratzentimetern. Die Zelle kann viel mehr Sonnenlicht aufnehmen. Die Aufgabe für die zehn Nachwuchsforscher im Nano-Truck: mit ihren Solarzellen so viel Strom produzieren, dass man eine Glückwunschkarte mit Musikchip zum Singen bringt.

Dr. Julia Donauer führt die Gruppe mit ihren Solarzellen nach draußen. Ab in die Sonne. Die Karte soll singen. Die Solarzellen sind mit Kabeln verbunden, dazwischen ein ist Messgerät, das die elektrische Spannung anzeigt. Das Gerät zeigt 815 Millivolt an, aus der Karte kommt ein leises Fiepen. "Ich hab's gehört", darauf besteht Alissa (10). Aber ein Happy Birthday ertönt nicht. Irgendwo arbeitet eine Zelle nicht richtig. "Naja, jedenfalls haben wir in kurzer Zeit mit einfachen Mitteln über 800 Millivolt Strom erzeugt", sagt Julia Donauer. "Diese Solarzellen kann man auch auf Folie anbringen und über Jacken ziehen. Damit könnte man unterwegs einen MP-3-Player betreiben."

Christian nickt zufrieden. Nach den Ferien kommt er in die fünfte Klasse. Er freut sich auf Physik.

(RP)
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