Viersen Sparkassen-Chefin vor die CDU-Fraktion zitiert

Viersen · Die Viersener Politik wurde von der Krefelder Zentrale vor vollendete Tatsachen gestellt. Vorstandsvorsitzende Dr. Birgit Roos soll kurzfristig zur Schließung der sechs Filialen in der Kreisstadt Stellung beziehen.

Viersen: Sparkassen-Chefin vor die CDU-Fraktion zitiert
Foto: Sparkasse KRefeld

Die angekündigte Entscheidung der Sparkasse Krefeld, mehrere Filialen im Stadtgebiet Viersens zu schließen, ruft in der CDU zwiespältige Gefühle hervor. "Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir vor der Beschlussfassung durch den Verwaltungsrat über den Sachverhalt informiert worden wären und nicht vor vollendete Tatsachen gestellt werden", erklärte Parteichef Paul Mackes am Freitag gegenüber der Rheinischen Post.

Die Standorte, die spätestens zum Jahresende geschlossen werden, haben sich laut dem Vorstand seit Jahren nicht mehr gerechnet. Ausschlaggebend dafür, welche Filialen geschlossen werden sollen, war unter anderem die demografische Entwicklung des Umfelds, die Entfernung zu anderen Geschäftsstellen und die Entwicklung des Kundenbestands. Die Sparkasse spart durch die Schließungen Geld. Betriebsbedingte Kündigungen sind nicht geplant.

CDU-Chef Mackes betont, dass es sich natürlich um eine unternehmerische Entscheidung handele, die in der wirtschaftlichen Betrachtung offensichtlich gut begründbar sei, "doch als Politik haben wir natürlich auch die wohnortnahe und qualitativ hochwertige Versorgung unserer Bürgerschaft im Auge". Zu einer solchen Versorgung gehörten auch die zahlreichen Sparkassen-Niederlassungen in den Außenbezirken, so wie die Filialen Helenabrunn, Beberich und Boisheim, deren Schließung nun bevorsteht. "Gerade für die dörflich strukturierten Wohnbezirke Helenabrunn und Boisheim haben zentrale Anlaufpunkte wie die Sparkasse eine besondere Bedeutung. Jede Komponente, die ersatzlos wegfällt, schwächt die Alltagstauglichkeit dieser dörflichen Strukturen", sagt Mackes.

Auf der anderen Seite, so der Parteichef, spiegelten die Schließungen in gewisser Weise auch das Verhalten der Kunden in Zeiten des Online-Bankings wider. "Dass Beratungskompetenz gut und wichtig ist, steht außer Frage, doch die brauche ich vielleicht nur einmal im Jahr. Das alltägliche Bargeld sollte aber gerade auch mit Blick auf die älter werdende Bevölkerung ortsnah verfügbar bleiben", so Mackes weiter.

Die Viersener CDU will deshalb ganz genau wissen, warum die Entscheidung aus Sicht des Vorstands unumgänglich war, und hat zu diesem Zweck die Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Krefeld, Dr. Birgit Roos, kurzfristig in die Fraktion eingeladen. Sie soll die Sachzwänge darlegen, die zur Filialschließung in der Kreisstadt geführt haben und mögliche Perspektiven für die Zukunft aufzeigen. "Gefragt sind intelligente Konzepte für besonders sensible Bereiche wie zum Beispiel Boisheim, die sowohl die Interessen der Kunden berücksichtigen, aber auch wirtschaftlich vertretbar sind. Schließlich wollen wir alle eine konkurrenzfähige Sparkasse vor Ort", so der CDU-Vorsitzende.

Trotz des Namens "Sparkasse Krefeld" ist der Kreis Viersen das "Schwergewicht" im Zweckverband. Während die Stadt Krefeld rund 220 000 Einwohner zählt, leben im Kreis Viersen mit 300 000 Menschen deutlich mehr Personen. Zusätzlich bedient die Sparkasse Krefeld auch das Gelderland mit 73 000 Bürgern. Auch dort wird es Schließungen in Schaephuysen und Wankum geben.

(RP)
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