Leichtathletik Ausdauersportlerin aus Leidenschaft

Viersen · Erst mit 77 Jahren verabschiedete sich die Leichtathletin aus den Reihen des OSC Waldniel vom Wettkampfsport. Bis dahin holte sie auf Kreis-, Landes- und Bundesebene auf unterschiedlichen Strecken zahlreiche Titel und gute Platzierungen.

 Margret Crisp holte sich 1958 mit deutlichem Vorsprung den Titel einer Kreiswaldlaufmeisterin.

Margret Crisp holte sich 1958 mit deutlichem Vorsprung den Titel einer Kreiswaldlaufmeisterin.

Foto: Crisp

Schwalmtal Margret Crisp erlag früh der Faszination des Laufens: Kaum war sie im Dezember 1953 dem OSC Waldniel beigetreten, trainierte dreimal wöchentlich fünf oder zehn Kilometer. "Das Training machte richtig Spaß. Meine Leistungen wurden zusehends besser", erinnert sich die 82-Jährige. Die Erfolge ließen nicht lange auf sich warten. 1955 erreichte lief sie über 800 Meter 2:27,1 Minuten und stand in der Bestenliste des Deutschen Leichtathletik-Verbandes (DLV) unter den 30 schnellsten Frauen.

Von DLV-Funktionär August Kirsch, später sogar DLV-Präsident, kamen Einladungen zu Spitzenkönner-Lehrgängen in Kaiserau und Duisburg-Wedau. 1958 wurde die 23-Jährige Kreiswaldlaufmeisterin über 1000 Meter mit 60 Metern Vorsprung in 3:11 Minuten. Den Lauf hat sie noch in guter Erinnerung: "Mein Trainer Dr. Ernst van Aaken war sauer, dass ich in langer Hose lief. Und dann wurden mir auch noch die Trainingsschuhe geklaut." Drei Jahre später heiratete sie den Briten John Edward Crisp. Die Mutter zweier Söhne holte in der 800-Meter-Staffel mit Maria Stricking und Anni Pede bei den Deutschen Meisterschaften 1966 in Hamm und 1967 in Leverkusen dritte Plätze in 7:16,3 und 7:02,8 Minuten. Die zweite Zeit war so gut, dass die Staffel damit heute noch unter den Top 30 der deutschen Jahresbestenliste stehen könnte. Für Crisp gab es weitere Erfolge auf westdeutscher, Niederrhein- und Kreisebene. Sie machte bei Volksradfahren, unzähligen Volksläufe, Gehwettbewerben und den NRW-Meisterschaften im Rollschnellaufen mit, wo sie in ihrer Seniorenklasse den ersten Platz über 500 Meter und den dritten Platz über 1000 Meter belegte.

1973 versuchte sie sich im Alter von 39 Jahren sogar mal an einem Marathonlauf. Allerdings völlig unvorbereitet, weil sie wegen eines zu kleinen Startfeldes kurzfristig einsprang - so erreichte sie das Ziel erst nach 5:08:51 Stunden. Besser klappte es bei Straßenläufen über 25 Kilometer, bei denen sie im Team Nordrhein-Vizemeisterin und Dritte bei den Westdeutschen Meisterschaften wurde. Ab 1982 schwenkte sie auf den Sprint um und holte 20 Titel bei Nordrhein-Seniorenmeisterschaften, davon zwölf über 100 und acht über 200 Meter. Vor 13 Jahren verbuchte sie den DM-Titel über 100 Meter in der Altersklasse ab 70 Jahre. 2011 verabschiedete sie sich als 77-Jährige vom Wettkampfsport.

"Seitdem jogge ich zweimal wöchentlich und absolviere das Laufabzeichen für 30 Minuten. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass ich über 60 Jahre Mitglied im OSC Waldniel bleibe und immer noch laufe", sagt sie. Sie ist aber nicht nur durch den ihren Sport bekannt, sondern auch durch ihre Bären- und Puppensammlung. Sie schreibt viele Erinnerungen und Geschichten nieder, die auch publiziert werden. Viele Jahre arbeitete sie als Sekretärin für ihren Trainer Dr. Ernst van Aaken, der auch dem Frauen-Marathon den Weg ebnete. Als er am 2. April 1984 starb, brachte sie ein Buch über ihn heraus mit dem Titel "Das war van Aaken".

(off)
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