Lokalsport Der Erfolg kommt von der Bank

Mönchengladbach · Vincenzo Grifo feiert gegen Hannover sein Debüt für Gladbach und bekommt den Elfmeter, der das 2:1 bringt, raus. Auch Startelf-Neuling Cuisance überzeugt.

Vincenzo Grifo war glücklich. Endlich war er da, der erste Einsatz für Gladbach, nach sechs Wochen Verletzungspause. Als ihm Trainer Dieter Hecking sagte, dass er gegen Hannover im Kader sei, "hat er sich unheimlich gefreut", berichtete Hecking. Der Trainer hatte überlegt, ob der Zeitpunkt schon der passende sei, entschied sich dann für das "Ja" und lag richtig. Auch, als er Grifo in der 78. Minute aufs Feld schickte. Damit war nicht nur zum ersten Mal ein Italiener für Gladbach in einem Pflichtspiel aktiv, er war auch gleich effektiv: "Er hatte die entscheidende Aktion, das sollte ihm Auftrieb geben", sagte Hecking.

Grifo spielte Doppelpass mit Matthias Ginter, der Ball versprang ein wenig, doch Salif Sané grätschte wild heran und traf den Borussen mit der Nummer 32 am rechten Schienbein. Elfmeter. Wegen des Videobeweises dauerte es 146 Sekunden, bevor er seinen ersten Assist als Gladbacher einsammelte - für das 2:1-Siegtor durch Thorgan Hazards Elfmeterschuss. "Es kribbelte natürlich, bis die Entscheidung kam. Man wartet und wartet, dann zeigte der Schiedsrichter zum Glück auf den Punkt", erzählte Grifo.

Grifo hatte also im ersten Spiel gleich großen Anteil am Sieg, das rundete dann auch die Geschichte dieses Tages ab. Denn der Erfolg kam für die Gladbacher erst von der Bank. Es lief sehr schleppend gegen die Hannoveraner, lange Zeit kam zu wenig im Strafraum an. "Trotz der zwischenzeitlich großen Spielanteile konnten wir deswegen keinen richtigen Druck aufbauen", monierte Hecking. "Manchmal haben wir im Ansatz etwas aufgebaut, haben uns dann aber selbst wieder rausgenommen, weil wir den Sicherheitspass hinten rum gespielt haben", sagte er. Darum brachte er zunächst Raúl Bobadilla, den Mittelstürmer, dann den Vorlagen- und Standardspezialisten Grifo und schließlich den laufstarken Denis Zakaria. "Alle drei Einwechselspieler haben es sehr gut gemacht", waren sich Hecking und Manager Max Eberl einig.

Borussias Aktionen waren dann in der Endphase weitaus konkreter in Richtung Strafraum. "Und wenn man Druck aufbaut, kommt man auch zu Standards", sagte Hecking. Zwei davon brachten den Sieg. Hecking hat einige Spezialisten im Team, und einer war das große Gesprächsthema des Abends: Michael Cuisance, der junge Franzose. Er wurde quasi auch eingewechselt, indes schon zu Beginn, als einziger neuer Feldspieler in der Startelf im Vergleich zum Dortmund-Debakel. Hecking wollte ein Zeichen für die Offensive setzen. Cuisance spielte forsch, er war lange Zeit der einzige Lichtblick im Spiel nach vorn. Dass er den Freistoß trat, den Ginter zum 1:0 ins Netz "rannte", erschien logisch.

Die Borussen waren bemüht, ihren jüngsten Startelf-Spieler der Vereinsgeschichte nicht allzu ausufernden Jubelszenarien auszusetzen. "Wir wissen, dass wir da einen ganz tollen Spieler haben. Aber wir sollten ihn auch noch ein bisschen in Ruhe lassen", mahnte Kapitän Stindl. Dass Cuisance hinten rum etwas zu risikoreich unterwegs war, zum Beispiel bei einem Hackentrick im Strafraum, muss man unter "jugendlichem Leichtsinn" verbuchen. Weil es gut ging, ist das erlaubt - und weil am Ende Neueinsteiger Grifo seine erste Torbeteiligung hatte.

"Die harte Arbeit der letzten Wochen hat sich ausgezahlt. Es ist schön, mit einem Sieg sein Debüt zu feiern", schrieb Grifo gestern Nachmittag bei Instagram. Dazu stellte er ein Foto jenes Moments, als er am Samstag zum zweiten Mal innerhalb weniger Minuten den Boden unter den Füßen verlor: Beim Sprung auf die Jubeltraube, in der Hazard nach seinem erfolgreichen Elfmeterschuss verschwand. Grifo, der im Sommer aus Freiburg kam, beschrieb noch kurz sein Profil, das er in Gladbach bis Samstag noch nicht zeigen konnte: "Ich bin mit Herz und Leidenschaft dabei", sagte er. Ähnliche Merkmale haben Bobadilla und Zakaria. Es waren die richtigen Reize in der Schlussphase. "Es ist gut, wenn man von der Bank nachlegen kann und das Pendel dann in unsere Richtung ausschlägt", sagte Max Eberl.

(kk)
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