Fußball Derby als Charaktertest für zwei Viersener

Viersen · Erst kürzlich wurde bekannt, dass in André Kobe und Oguzhan Bayrak zwei Leistungsträger des Fußball-Landesligisten 1. FC Viersen in Richtung Union Nettetal wechseln. Morgen empfangen die beiden mit den Viersenern ihr neues Team.

Als der SC Union Nettetal vor zwei Wochen mit der Neuigkeit aufwartete, dass er seinen Landesliga-Kader für die kommende Saison mit André Kobe und Oghuzan Bonsen verstärkt, sorgte das beim Ligakonkurrenten 1. FC Viersen nicht gerade für Jubelsprünge. Weniger die Personalie Bonsen sorgte für Aufregung, vielmehr war es der Abgang von Kobe. Denn er ist neben Nico Königs (1. FC Mönchengladbach) der zweite Stammspieler, den die Viersener nach einer aus ihrer Sicht sicheren Zusage für die nächste Saison verloren. Durch die Personalrochaden bekommt das ohnehin immer spannungsgeladene Derby zwischen Viersen und Nettetal morgen am Hohen Busch zusätzliche Brisanz. Kobe und Bonsen treffen erstmals seit ihrer Zusage auf ihre künftigen Teamkollegen.

Und das werden sie auch auf jeden Fall auf dem Platz tun. Denn Willi Kehrberg als ihr aktueller Trainer hat keine Sekunde darüber nachgedacht, die beiden für ihren Wechsel zu bestrafen. "Manche Kollegen setzen Spieler in solchen Situationen auf die Bank. Davon halte ich nichts, denn ich kann ihnen rein sportliche keine Vorwürfe machen. Deswegen eröffne ich da keine unnötige Baustelle", sagt Kehrberg. Er geht auch nicht davon aus, dass Kobe und Bonsen schon mal in vorauseilendem Gehorsam Gastgeschenke verteilen. "Ich gehe eher davon aus, dass sie noch mal eine Schüppe drauflegen, um zu zeigen, was sie können", betont der FC-Coach. Allerdings ist auch Fakt: Selbst wenn er wollte, könnte Kehrberg keinen Spieler aus disziplinarischen Gründen auf der Bank schmoren lassen. Denn nach der Roten Karte für Korbinian Beckers bei der ernüchternden Niederlage gegen den VfB Uerdingen werden eventuell nur zwölf Feldspieler zur Verfügung stehen - wenn auch noch der die ganz Woche krankgeschriebene Hakan Sayici ausfällt. Erschwerend kommt für die Gastgeber hinzu, dass die Reserve parallel in der Kreisliga A das für den Klassenverbleib enorm wichtige Spiel beim ASV Süchteln II bestreiten muss. Da bleibt Kehrberg wohl nichts anderes übrig, als sich mal bei der dritten Mannschaft nach geeignetem Personal umzuschauen.

Von derlei Personalnot beim Gegner lässt sich Nettetals Chiquinho nicht blenden: "Viersen hat eine starke Mannschaft mit qualitativ guten Spielern. Ich hatte auch schon mal eine Phase, in der es personell sehr eng war. Da sind die Spieler aus der zweiten Reihe in die Bresche gesprungen und haben geholfen, eine Serie zu starten." Eine Serie, die jüngst aus sechs Spielen fünf Siege und ein Unentschieden brachte und die Nettetal gegen in der Form stark schwankende Viersener von der Papierform zum klaren Favoriten macht. Doch dieser Papierform misst Chiquinho vorsichtshalber keine Bedeutung bei, denn in einem Derby zähle nicht, wo eine Mannschaft stehe, sondern wie die Tagesform sei. Und da wird er bei seinen künftigen Schützlingen Kobe und Bonsen ganz genau hinschauen. Denn von ihnen erwartet er keine Form des Entgegenkommens, sondern hundertprozentigen Einsatz für ihr aktuelles Team. "Die denken doch noch nicht an Nettetal. Ich erwarte, dass sie Vollgas geben. Das ist eine Frage des Charakters", betont Chiquinho.

Zum Personal Viersen - Ausfälle: Jansen, Meurer (beide Langzeitverletzungen), Beckers (Rotsperre); Einsatz fraglich: Sayici (Grippe); Nettetal - Ausfälle: Puhl, Hormes, Gorgs (alle Langzeitverletzungen), Stroetges (Muskelfaserriss)

(RP)
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