Billard Deutschland im Pech und ohne Medaille

Billard · Das deutsche A-Team hat sich im Verlauf der Billard-WM für Dreiband-Teams gesteigert, blieb am Ende aber glücklos. Das Aus kam im Viertelfinale nach einer dramatischen Partie gegen die Türkei. Belgien holte sich seinen vierten Titel.

 Rechts: Im Entscheidungssatz gegen die Türken beobachtet Martin Horn seinen Teamkameraden Christian Rudolph. Rechts: Bundestrainer Wolfgang Zenkner tröstet Martin Horn, nachdem der im Entscheidungssatz gegen die Türken gepatzt hat.

Rechts: Im Entscheidungssatz gegen die Türken beobachtet Martin Horn seinen Teamkameraden Christian Rudolph. Rechts: Bundestrainer Wolfgang Zenkner tröstet Martin Horn, nachdem der im Entscheidungssatz gegen die Türken gepatzt hat.

Foto: D. Beineke

Am Freitag hatte Christian Rudolph (Bottroper Billard Akademie) noch wie ein Häufchen Elend in der Viersener Festhalle gesessen, weil er bei der Billard-WM in Viersen im Auftaktspiel gegen Luxemburg furchtbar schwach gespielt hatte und seine überwunden geglaubten Nackenbeschwerden wieder aufgeflammt waren. Tags darauf ging es ihm emotional nicht viel besser. Zwar hatte er sich aus sportlicher Sicht deutlich gesteigert, doch zusammen mit seinem Partner Martin Horn (Bergisch Gladbacher BC) musste er nach einem dramatischen Spielverlauf gegen die Türkei das Aus im Viertelfinale verkraften. Damit war der Traum vom fünften WM-Titel vorzeitig beendet, erstmals seit 2010 blieben die Deutschen ohne Edelmetall.

Billard: Deutschland im Pech und ohne Medaille
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Im vergangenen Jahr hatte Rudolph wegen seiner Schulter- und Nackenprobleme komplett auf die WM verzichtet, war in der laufenden Saison aber wieder sehr vielversprechend an den Dreibandtisch zurückgekehrt. Für Martin Horn, aktuell die unumstrittene Nummer eins in Deutschland, war das ein Grund zur Hoffnung. Schließlich haben die beiden schon so manche erfolgreiche Schlacht zusammen geschlagen, holten 2002 den bislang letzten deutschen WM-Titel. Nach dem schwachen Abschneiden der deutschen B-Mannschaft war es dann eine weitere Ernüchterung, wie sich Rudolph am Freitag präsentierte. Doch der Profi aus Bottrop zog in der Nacht zum Samstag alle Register, um seine Beschwerden in den Griff zu bekommen. Schon im entscheidenden Gruppenspiel gegen Italien war beim 40:30 (Schnitt 1,053) gegen Salvatore Papa eine leichte Steigerung zu erkennen. Weil Horn parallel gegen den Weltranglistenfünften Marco Zanetti in einem ganz starken Match 40:38 (2,5) gewann, zogen die Deutschen souverän ins Viertelfinale gegen die Türkei ein. Dort setzte Rudolph dann noch einen drauf. Mit einer Zehnerserie in der Anfangsphase setzte er Adnan Yüksel mächtig unter Druck, und als er dann in der 19. Aufnahme noch mal acht Punkte in Folge machte, war das Match entschieden. Am Ende siegte Rudolph 40:25 (1,666). "Ich bin ohne Erwartungshaltung ins Match gegangen und bin locker geblieben. Im Match habe ich keine Schwäche gezeigt", erklärte der Bottroper. Auch am anderen Tisch sah es zunächst gut aus, als Horn gegen Tayfun Tasdemir aus einem 20:29-Rückstand eine 35:29-Führung machte. Doch der Türke steckte nicht auf, in der Folge entwickelte sich ein Nervenkrieg, den Martin Horn trotz eines Matchballes beim 39:38 am Ende mit 39:40 (1,344) verlor. Da war klar, dass zum ersten Mal in der WM-Geschichte die neu eingeführte Regel mit einem Entscheidungssatz zum Einsatz kam. Dabei gewinnt das Team, das abwechselnd stoßend zuerst 15 Punkte erreicht. Als das deutsche Duo schnell mit 3:14 im Hintertreffen lag, schien die Luft raus. Doch mit zwei glücklichen Punkten und ganz viel Können kämpften sich die beiden unter dem Jubel des restlos begeisterten und mitfiebernden Publikums mit einer tollen Serie auf 13:14 heran. Dann sah es zunächst so, als könnte Martin Horn auch aus einer extrem schwierigen Position heraus punkten, doch sein Spielball verfehlte sein Ziel um Millimeter. "Die Niederlage nehme ich auf meine Kappe. Dennoch haben wir eine gute WM gespielt. Es fehlte einfach das Quäntchen Glück", sagte Horn.

Mehr Glück mit dem Entscheidungssatz hatte Titelverteidiger Belgien mit Frédéric Caudrón und Eddy Merckx. Die beiden Ausnahmekönner besiegten mit seiner Hilfe zunächst im Halbfinale die Türken, dann zeigten sie sich im Endspiel gegen Korea nervenstark. Als Eddy Merckx der entscheidende Stoß zum 15:11 gelang, gab es kein Halten mehr. Obwohl es bereits der vierte Titel in Folge war, ließen die Belgier unter dem Applaus vieler Landsleute in der Festhalle ihren Gefühlen freien Lauf.

(RP)
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