Ronny Mustac "Die Schonzeit ist vorbei"

Viersen · Der Sportliche Leiter des Fußball-Landesligisten 1. FC Viersen war dabei, als die Viersener am Wochenende in Dülken das Hallenmasters gewannen. Doch viel Zeit zum Jubeln bleibt nicht. In der restlichen Saison ist Abstiegskampf angesagt.

Viersen Anders als von ihm erhofft, überwintert der 1. FC Viersen in der Fußball-Landesliga auf einem Abstiegsplatz. In die Vorbereitung auf die Restsaison sind die Viersener mit dem Rückenwind des Sieges beim Hallenmasters gestartet. Im Gespräch mit der RP blickt Viersens Sportlicher Leiter Ronny Mustac auf den schwierigen ersten Saisonabschnitt zurück und blickt auf die nächsten Wochen und Monate.

Herr Mustac, wie gut hat das Erfolgserlebnis Masters-Sieg dem 1. FC Viersen getan?

Mustac Solch ein Erfolgserlebnis ist natürlich gut fürs Selbstwertgefühl. Die Spieler, aber auch wir als Verantwortliche können zufrieden sein, so ein prestigeträchtiges Turnier gewonnen zu haben. Der bisherige Saisonverlauf war ja nicht gerade erfolgreich, da tut den Spielern das Erfolgserlebnis gut. Es ist es generell schwer beim bisherigen Saisonverlauf, den Kopf oben zu halten. Ich glaube, dass wir jedes noch so kleine Körnchen Selbstvertrauen gebrauchen können. Das Hallenmasters waren sicher ein ganzer Sack voll.

Wieso ist die bisherige Saison nicht so gelaufen wie geplant?

Mustac Es ist uns nicht gelungen, einen Big Point zu holen. Der Niederrheinpokal gegen den Oberligisten Hilden ging unglücklich verloren und der Meisterschaftsstart war trotz einer starken Leistung gegen Nievenheim nicht von Erfolg gekrönt. Nach der Niederlage gegen Amern fing die Verunsicherung an. Danach gab es eine Niederlagenserie, die für die Entwicklung unserer jungen Mannschaft kontraproduktiv war. Das vorhandene Potenzial blieb viel zu lange verborgen beziehungsweise wurde nicht abgerufen.

Wo sehen Sie die größten Probleme in der Mannschaft?

Mustac Zunächst einmal muss ich feststellen, dass gerade unsere jungen Spieler schon ein gutes Niveau erreicht haben. Aber mir ist aufgefallen, dass sich einige zu oft auf die Führungsspieler verlassen, wenn es nicht so gut läuft. Aber in unserer Situation reichen nicht nur zwei, drei Führungsspieler, sondern alle Elf auf dem Platz müssen agieren wollen, die Bälle fordern und Aktionen initiieren. Hinzu kommt, dass die Verunsicherung im Team dazu geführt hat, dass niemand Fehler machen will und den Ball und damit die Verantwortung abgibt. Dieser Umstand und eine Vielzahl von unnötigen Fehlern, von denen wir viel zu viele gemacht haben, haben uns etliche Punkte gekostet. Wir können und dürfen uns keine unnötigen Fehler mehr leisten, sonst wird es schwer, die Saison noch zum Positiven zu wenden.

War der Umbruch zu groß?

Mustac Ich denke nicht. Wir haben ein stabiles Gerüst an erfahrenen Spielern mit guten jungen Spielern aufgefüllt. Aus meiner Sicht haben die Zugänge in Summe ein größeres Entwicklungspotenzial als die Spieler, die uns verlassen haben. Die Jungen haben sich durch den Saisonverlauf verunsichern lassen. Es ist natürlich schade, dass uns so ein erfahrener Spieler wie Dennis Richter wegen einer Verletzung überhaupt nicht zur Verfügung stand. Aber ich sage es noch mal: Auch ein Dennis Richter kann es nicht alleine richten. Wir brauchen elf Spieler auf dem Platz, die funktionieren, ob nun jung oder alt. Wir müssen mutig sein, Angst ist in unserer Situation ein schlechter Begleiter.

Wie soll es besser werden?

Mustac Zum Beispiel müssen wir die jungen Spieler ermutigen, ihr Potenzial abzurufen. Spieler wie etwa Petar Popovic, Dominik Klouth und Lars Werth-Jelitto müssen abgezockter werden. Diese Entwicklung geht natürlich mit Erfolgserlebnissen einfacher. Wir müssen eine spielerische Grundordnung finden, die am besten zu uns passt und letztlich erfolgreich ist. Das ist uns schon vor der Winterpause teilweise gelungen, als der Trainer der Mannschaft eine defensivere Denkweise verordnet hat und wir aus einer stabilen Ordnung heraus unser Spiel aufgebaut haben. Dann haben wir ja auch gepunktet.

Dennoch gab es auch immer wieder Rückschläge.

Mustac Weil wir trotzdem nie die richtige Balance gefunden haben. Zum Beispiel ist uns der Big Point gegen den DSC nicht gelungen, obwohl wir das Spiel gegen den Tabellenführer kontrolliert haben. Exemplarisch war auch die Partie gegen Jüchen, wo wir die Chance auf den Siegtreffer haben, aber kurz darauf nach einem völlig unnötigen Fehler das 0:1 kassieren.

Planen Sie für die nächste Saison zweigleisig?

Mustac Wir wollen uns mit diesem Szenario zwar noch nicht beschäftigen, aber natürlich werden Vereinbarungen mit Spielern ligaunabhängig getroffen. Wir sind nur zwei Punkte von einem Nichtabstiegsplatz entfernt und habe noch alles selbst in der Hand.

Welche Auswirkungen hat die Lage auf die Gespräche mit Spielern?

Mustac Wir würden das Gros der aktuellen Mannschaft gerne halten, möchten uns aber auch noch verbessern. Nicht nur die Spielklasse ist entscheidend, sondern auch die Perspektiven sind wichtig. Wir sind ein gut aufgestellter Verein, der mit dem neuen Kunstrasen demnächst noch bessere Rahmenbedingungen erhält.

Sind in der Winterpause noch Verpflichtungen geplant?

Mustac Nein. Eike Broens, Raed Bko und Daniel Friesen sind Spieler, die bisher verletzungsbedingt nicht so viel gespielt haben. Auch auf Dennis Richter setzen wir große Hoffnungen. Diese Spieler werden uns mehr Stabilität bringen. Zusammen mit dem Lernprozess der Jungen ist das eine gute Basis für eine erfolgreiche Restsaison.

Wie sieht die Winterpause angesichts der ernsten Lage aus?

Mustac Die ersten Punktspiele gegen Odenkirchen und Benrath werden direkt Schlüsselspiele, die zeigen, wohin der Weg für uns geht. Deswegen gibt es für uns nur eine Marschroute: Gas geben, um auf Schlagdistanz zur Konkurrenz zu bleiben. Also Automatismen, Laufwege und Abschlüsse üben und am besten in Testspielen weiteres Selbstvertrauen sammeln. Klar ist, dass der Trainer auf einzelne Befindlichkeiten keine Rücksicht mehr nehmen kann. Die Schonzeit ist vorbei.

(RP)
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