Fußball Die Zeit von Steve Jäck als Coach des 1. FC Viersen ist schon vorbei

Viersen · Nicht einmal ein halbes Jahr hat sich Steve Jäck auf dem Trainerstuhl des Fußball-Landesligisten gehalten. Nach einem 0:8-Pokaldebakel gaben die Viersener gestern die Trennung bekannt.

 In den vergangenen Wochen machte Steve Jäck einen immer ratloseren Eindruck, seit gestern ist er nicht mehr Trainer beim 1. FC Viersen.

In den vergangenen Wochen machte Steve Jäck einen immer ratloseren Eindruck, seit gestern ist er nicht mehr Trainer beim 1. FC Viersen.

Foto: David Beineke

Nachdem der 1. FC Viersen Mitte März das Trainer-Urgestein Willi Kehrberg wegen anhaltend schlechter Ergebnisse entlassen hatte, ging der Verein ein großes Risiko ein. In Person des 31-jährigen Steve Jäck wurde ein im Seniorenfußball völlig unerfahrener Coach präsentiert. Doch mit einer mutigen Spielweise und in der Folge vielen überraschenden Erfolgen hielt Jäck die Mannschaft in der Landesliga. Die daraus entstandene Euphorie und Zufriedenheit ist allerdings schon wieder aufgebraucht. Nach nur vier Meisterschaftsspielen mit nur einem Sieg in der neuen Saison gehen der Verein und Steve Jäck schon wieder getrennte Wege.

Das Fass zum Überlaufen brachte aber offenbar der Auftritt am Samstag in der zweiten Runde des Niederrheinpokals beim Gruppe-2-Landesligisten FSV Duisburg, wo die Viersener eine herbe 0:8-Abreibung kassierten. Daraufhin baten Fußball-Obmann Ronny Mustac und Vorsitzender Michael Berghausen am Sonntag zu einem Gespräch. Nach dem durchwachsenen Saisonstart und anderen mannschaftsinternen Themen seien die Beteiligten darin zu dem Ergebnis gekommen, so heißt es in einer gestern verschickten Pressemitteilung, dass ein Neustart sinnvoll und angezeigt ist. Und weiter: "Aus diesem Grunde wird Steve Jäck sein Traineramt beim 1. FC Viersen mit sofortiger Wirkung niederlegen." Ob es tatsächlich ein Rücktritt oder doch eher eine Entlassung war, war von Jäck gestern nicht zu erfahren. Auf eine Nachfrage ließ er nur wissen, dass er sich aktuell zu dem Thema nicht äußern wolle. Vorsitzender Michael Berghausen berichtete dagegen gestern im Gespräch mit unserer Redaktion, dass Jäck in dem Treffen am Sonntag selbst eingeräumt habe, dass ihm eine klare Linie abhandengekommen sei und dass es nur schwer möglich sei, die Strukturen aufzubrechen, die dazu geführt hätten, dass er in diese Position gekommen sei.

Laut Berghausen gibt es ganz konkret drei Faktoren, die zur Trennung geführt hätten. Neben den schlechten Ergebnissen habe es Klagen aus der Mannschaft über Trainingsinhalte, taktische Ausrichtung und den zwischenmenschlichen Umgang gegeben. Zudem habe auch der Vorstand beobachtet, dass sich Jäck am Spielfeldrand zunehmend unbeherrschter benommen habe. "Das passt nicht zum 1. FC Viersen", betonte Michael Berghausen, der aber auch gleichzeitig Verständnis äußerte: "Von einem so jungen Mann, der noch in seiner persönlichen Entwicklung steckt, kann man das auch nicht unbedingt erwarten. Ich denke, er war mit der ganzen Situation bei uns überfordert."

Jäcks Aufgabe war wahrlich keine einfache. Denn nachdem die Viersener im Sommer 2016 einen großen Umbruch eingeleitet hatten, der letztlich auch zur Trennung von Willi Kehrberg führte, folgten in diesem Sommer erneut große Personalrochaden. Weitere erfahrene Akteure gingen, hinzu kamen hauptsächlich Perspektivspieler. In seiner ersten eigenverantworteten Vorbereitung hat es Jäck offenbar nicht geschafft, den Kader zu einer Einheit mit einem klaren taktischen Konzept zu formen. Schon vorige Saison waren Klagen über den zwischenmenschlichen Umgang im Team zu hören gewesen, doch da hielt der Erfolg das fragile Gebilde offenbar zusammen. Der Erfolg in Form des Klassenverbleibs hat auch den Verein beeindruckt. In der Pressemitteilung heißt es: "Der 1. FC Viersen ist Steve Jäck für sein großes Engagement für den Verein sehr dankbar und gleichzeitig traurig, dass derzeit eine weitere Zusammenarbeit nicht möglich ist."

Im wegen des Niederrheinpokals auf morgen verlegten Punktspiel auswärts gegen Heiligenhaus wird Co-Trainer Alexi Triantafillidis das Team betreuen, Jäcks Nachfolger soll aber ein anderer werden. Gute Chancen hat wohl Daniel Saleh, der im Sommer fast die DJK/VfL Giesenkirchen als Trainer in die Landesliga geführt hätte und dann als Sportlicher Leiter nach Viersen wechselte. Er ist noch bis Mittwoch im Urlaub, dann wird es wohl finale Gespräche geben.

(RP)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort